Um Ressourcen zu optimieren, werden immer häufiger bestehende Dachflächen für Solaranlagen genutzt. Bei einem neuen Dachsolarprojekt in Norwegen wurde zusätzlich eine ungewöhnliche Bauweise der Module ausprobiert.
rechts: https://youtu.be/PJN8NWug-5M
Norwegen erreicht einen weiteren Meilenstein in der Nutzung Erneuerbarer Energien: Auf dem Dach des Ullevaal-Stadions, der nationalen Fußballarena in Oslo, wurde die weltgrößte vertikale bifaziale Solaranlage installiert. Mit einer Leistung von 248,4 kWp und mehr als 1.200 vertikalen Photovoltaik-Paneelen ist diese Anlage ein beeindruckendes Beispiel für moderne Solartechnologie.
Die vertikale Ausrichtung der beidseitig aktiven – bifazialen – Solarmodule bietet mehrere Vorteile gegenüber der traditionellen horizontalen Methode. Einer der wichtigsten Assets ist die höhere spezifische Ausbeute. Analysen von Over Easy Solar, dem Entwickler der Module, zeigten, dass vertikale Solarpanels 20 Prozent bis 30 Prozent mehr Energie erzeugen können als flache Dachlösungen. Laut PV-Magazine liegt dies unter anderem daran, dass die vertikalen Module weniger von Schnee bedeckt werden und somit insbesondere im Winter eine höhere Leistung erzielen können.
Ein weiterer Vorteil der vertikalen Ausrichtung ist die bessere Energieverteilung über das Jahr hinweg. Die Module auf dem Ullevaal-Stadion sind 20 Grad östlich von Süden aus ausgerichtet, was eine erhöhte Energieausbeute in den Wintermonaten ermöglicht. Zudem profitieren die Module von der erhöhten Reflexion des Sonnenlichts durch den Schnee (hoher Albedo-Effekt), was die Energieproduktion weiter steigert.
Wie euronews.com berichtet, kann die Solaranlage nicht nur im Winter, sondern durch die vertikale Ausrichtung auch in warmen Sommermonaten bei großer Hitze ihre Überlegenheit ausspielen. „Niedrigere Betriebstemperaturen entsprechen einer höheren Leistung“, erklärt Bas von Aken, Wissenschaftler der niederländischen Forschungsorganisation TNO. Der Experte fügt hinzu: „PV-Paneele verlieren pro zwei bis drei Grad Celsius Erwärmung etwa ein Prozent ihrer Leistung. PV-Anlagen auf geneigten Dächern können sich leicht um 50 Grad erwärmen, während bei PV-Anlagen auf Freiflächen die Paneele zwischen 25 und 30 Grad wärmer werden als die Umgebungsluft.“
Auf einer Fläche von zehn Tennisplätzen jährlich mehr als 200 MWh Strom ernten
Die 284,4 kW starke Anlage besteht aus 1.242 vertikalen Photovoltaik-Einheiten mit einer Leistung von jeweils 200 Wp, entwickelt von Over Easy Solar, einem norwegischen Spezialisten für vertikale Solarsysteme. Diese Module, die auf Heterojunction-Solarzellen basieren, zeichnen sich durch eine Bifazialität von mehr als 95 Prozent und ein geringes Gewicht von weniger als 11 kg/m² aus.
Die Installation der Module auf dem bestehenden Bitumendach des Stadions wurde innerhalb von nur vier Tage abgeschlossen, deutlich schneller als bei herkömmlichen Solaranlagen. Trygve Mongstadt, CEO von Over Easy Solar, erklärt, dass es schwierig ist, herkömmliche PV-Anlagen auf Dächern zu montieren. Die vertikale Ausrichtung der Solarpaneele auf dem Stadiondach in Oslo erleichterte hingegen die Arbeit. Die gesamte Anlage erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 2.500 m² und soll jährlich mindestens 250.000 kWh saubere Energie erzeugen. Das entspricht dem Jahresbedarf von 71 Haushalten. Um möglichst viel Energie erzeugen zu können, wurde das PV-System im Ullevaal-Stadion in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. So können am Nachmittag besonders viele Sonnenstrahlen eingefangen werden. „Wir haben uns für diese Ausrichtung entschieden, weil wir im Winter, wenn die Strompreise höher sind, mehr Energie erzeugen wollen“, erklärt die Facility-Managerin Kristin Sunsby.
Das Projekt auf dem Ullevaal-Stadion zeigt, dass vertikale Solaranlagen nicht nur effizient, sondern auch praktisch sind. Das geringe Gewicht der Module erleichtert die Installation und ermöglicht eine einfache Inspektion und Wartung des Dachs. Diese Vorteile, kombiniert mit der hohen Energieausbeute, machen vertikale Solaranlagen zu einer attraktiven Option für zukünftige Projekte.
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