Liebe Leserin, lieber Leser,
diesmal möchte ich Ihnen gerne von einer Frau erzählen, die mich wirklich beeindruckt. Es geht um die deutsche Klimaaktivistin Cordula Weimann. Sie ist nicht unbedingt das, was man sich gemeinhin unter einer Klimaaktivistin vorstellt. Weder ist sie 20, noch marschiert sie bei jeder Demo in der ersten Reihe mit.
Weimann ist Mitte 60 und sieht ihre Aufgabe vor allem darin, über den Klimawandel aufzuklären und Ältere zum Kampf dagegen zu animieren. Denn gerade diese Gruppe, so argumentiert Weimann, sei ein wichtiger Hebel. Nicht nur mache sie einen sehr wesentlichen Anteil der Wählerinnen und Wähler aus – sie sitzen auch in wichtigen Positionen in Wirtschaft und Politik.
Wie fast jede:r, der:die sich für das Klima einsetzt, beschreibt auch Weimann einen Schlüsselmoment: Sie ging gerade mit ihrem Enkel in der Natur spazieren, beobachtete Libellen, Heuschrecken und Marienkäfer – da wurde ihr schmerzhaft bewusst: Sie kann diesem kleinen Menschen, den sie so gerne hat, keine lebenswerte Zukunft garantieren. Alles, was sie damals tat, gefährdete eher seine Zukunft, sagte sie mir im Interview. "Das konnte ich mit meiner Rolle als Oma nicht mehr vereinbaren."
Weimann informierte sich, las immer mehr Zahlen und Fakten zur Erderwärmung, zum Artensterben, zur Verschmutzung der Böden und Meere durch Mikroplastik. All das ließ sie nicht mehr los. Für die ehemalige Unternehmerin stand fest: Sie muss etwas tun, sie muss aktiv werden. Und sie muss andere auf dem Weg mitnehmen.
Anstatt also einfach ihre Pension zu genießen und sich auf die faule Haut zu legen, gründete sie die Gruppierung "Omas for Future". Es gibt sie mittlerweile nicht mehr nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, der Schweiz und in den Niederlanden. Opas können übrigens ebenfalls Mitglied werden. Weimann ist überzeugt, dass gerade ihre Altersklasse eine spezielle Verantwortung hat: "Wir haben die Welt dahin gebracht, wo sie heute ist, egal ob mit Absicht oder 'aus Versehen'. Es braucht uns, um gegenzusteuern."
Dass vielen erst durch Nachwuchs so richtig bewusst wird, wie schlimm es um den Planeten steht, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert, ist ein interessantes Phänomen. Umweltpsycholog:innen haben es zunächst für frischgebackene Eltern beschrieben. Sie nennen es den "Green Parenthood Effect". Die Theorie dahinter: Wenn sie ein Kind bekommen, wird den Menschen oft klar, wie wichtig es ist, ein gutes Vermächtnis zu hinterlassen. Schließlich wollen sie nicht als Klimasünder:in, sondern als Klimaheld:in in Erinnerung bleiben.
Aus dem Interview mit Cordula Weimann lässt sich schließen, dass es diesen Effekt auch bei frischgebackenen Großeltern geben könnte. Die Aktivistin erklärt: "Immer wieder kommen Menschen zu uns, die gerade Oma geworden sind und mitmachen möchten."
Am Freitag können Sie Weimann auch in unserem Podcast "Edition Zukunft Klimafragen" zuhören, überall dort, wo es Podcasts gibt. Außerdem möchte ich Ihnen noch einen Artikel meines Kollegen Jakob Pallinger ans Herz legen. Er schreibt über Vertical Farming und darüber, was eigentlich aus der Idee wurde, Lebensmittel platzeffizient in Städten anzubauen.
Mein Kollege Philip Pramer hat wiederum bei einer Expertin in Erfahrung gebracht, wieso moderne Sofas eigentlich so schnell kaputt gehen. Hier erfahren Sie außerdem mehr über sogenannte Grätzloasen in Wien. Grätzloasen sind begrünte Sitzgelegenheiten, die sich auf der Fläche ehemaliger Parkplätze befinden. Wir haben die Frage gestellt, ob sie wirklich für ein besseres Mikroklima in der Stadt sorgen können.
Für weniger Emissionen könnte wiederum ein langsameres Flugtempo sorgen. Eine neue Studie zeigt: Würden Flugzeuge bloß um 15 Prozent langsamer fliegen, könnte das fünf bis sieben Prozent des Treibstoffverbrauchs einsparen. Aber wie weit ist noch der Weg zur CO2-neutralen Luftfahrt? Das lesen Sie hier.
Eine gute Lektüre wünscht Ihnen
Lisa Breit
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