Mittwoch, 9. Oktober 2024

Gesellschaftsvertrag zur Zukunft der Landwirtschaft

Es geschehen doch noch Wunder - wer hat damit gerechnet nach den Entgleisungen im Frühjahr?
Man wird sehen, wie tragfähig sich die gemeinsame Verantwortung erweist. Aber wir können wieder - ein kleines bisschen - hoffen.

Die Zeit hier  7. Oktober 2024, Quelle: dpa Baden-Württemberg

Bauern im Klimawandel: Schulterschluss für regionale Landwirtschaft im Südwesten

Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg soll auf Herausforderungen wie den Klimawandel und das Artensterben besser vorbereitet werden. Dazu haben sich unter anderem die Landesregierung und die Bauern auf einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft geeinigt. 

«Wir haben einen breit getragenen Konsens geschaffen, der alle relevanten Akteure einbindet und Naturschutz und Landwirtschaft zusammenbringt», sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Unterzeichnung des Vertrags in Stuttgart. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) war krank und nicht wie geplant vor Ort.

Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz, Handel, Verarbeitung, Erzeugung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und Politik haben nach Angaben der Landesregierung unterschrieben. Der Vertrag ist das Ergebnis eines zweijährigen Strategiedialogs, der im grün-schwarzen Koalitionsvertrag vereinbart worden war. 143 Millionen Euro stellt das Land für die Umsetzung der Maßnahmen bereit.

Regionale Bio-Produkte besser erkennen
Im Zentrum der Vereinbarung steht unter anderem die Förderung regionaler und qualitativ hochwertiger Lebensmittel. Dafür soll das Angebot an regionalen Bio-Produkten verbessert und sichtbarer in den Regalen platziert werden. Zudem sollen die Produkte besser gekennzeichnet werden. 

«Die Menschen müssen auf den ersten Blick erkennen können, welche Lebensmittel regional erzeugt werden», sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU). Auch in Restaurants, Kantinen und Mensen sollen bio-regionale Produkte häufiger auf den Speiseplan.

Umwelt- und Artenschutz stehen im Vertrag ebenfalls im Fokus. Landwirte sollen dabei von Land, Bund und EU finanziell unterstützt werden. «Nachhaltige Landwirtschaft muss sich für unsere Bäuerinnen und Bauern auch wirtschaftlich lohnen», sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Insbesondere für kleine Betriebe müsse sich der Wandel rechnen.

«Die Bedeutung von Landwirtschaft und Artenvielfalt muss in die Köpfe», betonte Kretschmann. Der Vertrag sehe daher vor, diese Werte in der öffentlichen Bildung zu verankern und schon ab dem Kindergarten zu vermitteln. Für Bauern soll es Weiterbildungsangebote geben.

Nabu: Anstöße jetzt zügig umsetzen
Nach Angaben des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands gibt der Gesellschaftsvertrag den Landwirten wichtige Perspektiven und Planungssicherheit. «Unsere Höfe brauchen klare und verlässliche Rahmenbedingungen, um auch in Zukunft erfolgreich zu wirtschaften», sagte Präsident Bernhard Bolkart. 

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau, Marcus Arzt, hält die Vereinbarung dennoch an vielen Stellen für nicht konkret genug. Der Wert des Vertrags müsse sich nun an der Umsetzung in die Praxis zeigen.

Mehrere Vertreterinnen und Vertreter forderten, nun zu handeln. «Miteinander statt übereinander zu reden hat uns ein Stück weit vorangebracht, um unser Ernährungssystem nachhaltiger und biodiversitätsfreundlicher aufzustellen. Jetzt erwarten wir von allen Beteiligten, die vielen sinnvollen Anstöße zügig umzusetzen», sagte Johannes Enssle, der Landesvorsitzende des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu).

© dpa-infocom, dpa:241007-930-253855/2




hier  7.10.24
Strategiedialog Landwirtschaft

Gesellschaftsvertrag zur Zukunft der Landwirtschaft
Die Landesregierung hat gemeinsam mit rund 50 beteiligten Akteuren einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg unterzeichnet. Er ist Ergebnis des breit angelegten Strategiedialogs Landwirtschaft.

Die Landesregierung hat am Montag, 7. Oktober 2024, im Neuen Schloss Stuttgart einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg (PDF) unterzeichnet – gemeinsam mit rund 50 Vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz, Handel, Verarbeitung, Erzeugung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und Politik. Der Vertrag zielt auf konkrete Lösungen, um die Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten, regionale Erzeuger und gleichzeitig die biologische Vielfalt in Baden-Württemberg zu stärken. Er ist Ergebnis des breit angelegten Strategiedialogs Landwirtschaft, den die Landesregierung im September 2022 initiiert hatte.




„Wir haben einen breit getragenen Konsens geschaffen,

der alle relevanten Akteure einbindet und Naturschutz und Landwirtschaft zusammenbringt.“


Ministerpräsident Winfried Kretschmann



„Wir stehen vor großen Herausforderungen: Klimakrise, Artensterben und ein gesellschaftlicher Wandel, der von unseren Landwirten immer mehr verlangt. Diese Situation lässt sich nicht durch politische Einzelmaßnahmen lösen. Der Gesellschaftsvertrag zeigt, dass wir gemeinsam Verantwortung für die Zukunft unserer Landwirtschaft übernehmen wollen. Wir haben einen breit getragenen Konsens geschaffen, der alle relevanten Akteure einbindet und Naturschutz und Landwirtschaft zusammenbringt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.


Handlungsempfehlungen und konkrete Selbstverpflichtungen

Der Gesellschaftsvertrag umfasst Handlungsempfehlungen und konkrete Selbstverpflichtungen der beteiligten Akteure in fünf Bereichen:


Regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel fördern


Wandel der Landwirtschaft muss sich rechnen


Mehr Transparenz für Verbraucher schaffen


Regionale Außer-Haus-Verpflegung weiter ausbauen


Landwirtschaft und Artenvielfalt noch stärker in Bildung verankern

 

Land stellt zusätzlich 143 Millionen Euro für Umsetzung bereit

Für die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen aus dem Strategiedialog hat die Landesregierung im Doppelhaushalt 2025/2026 und den Folgejahren zusätzlich knapp 120 Millionen Euro vorgesehen. Dazu kommt die Sicherung von Landesmitteln nach dem Wegfall einer Bundesförderung, so dass die Gesamtsumme 143 Millionen Euro beträgt. Mit einer jährlichen Veranstaltung will die Landesregierung den Fortschritt der Roadmap überprüfen. So soll der Gesellschaftsvertrag eine zukunftsfähige Landwirtschaft und den Schutz der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg dauerhaft und nachhaltig sichern.



Gesellschaftsvertrag

Gemeinsame Vereinbarung für die Zukunft der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg (PDF)  hier



Ergebnisberichte

Ergebnisbericht des Strategiedialogs Landwirtschaft (PDF)  hier


Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe 1 (PDF)  hier


Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe 2 (PDF)  hier


Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe 3 (PDF)  hier


Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe 4 (PDF)  hier


Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe 5 (PDF)  hier


Weitere Informationen

Staatsministerium: Strategiedialog Landwirtschaft  hier


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