Sonntag, 13. Oktober 2024

Moderne E-Autos schlucken nicht nur Strom, sondern geben ihn auch wieder ab

hier  Artikel von Lars Schwichtenberg 11.10.24

Ein Auto versorgt 11 Häuser: E-Autos können schon mehr, als Sie denken

Bidirektionales Laden bezeichnet die Eigenschaft eines Elektrofahrzeugs, nicht nur Energie aufzunehmen, sondern diese auch wieder über den Ladestecker abzugeben. Dafür geeignete E-Autos fungieren somit als mobile Energiespeicher, beispielsweise für ein Wohnhaus. 

Die im Akku des E-Autos gespeicherte Energie kann über den Ladestecker entweder zurück ins Netz gespeist oder auch im eigenen Haushalt verbraucht werden.

Elektroautos können so nicht nur zur Stabilität des Stromnetzes beitragen, sondern auch zur effektiveren Nutzung Erneuerbarer Energien und damit zum Gelingen der Energiewende. Geeignete Fahrzeuge benötigen jedoch spezielle Ladegeräte (Wallboxen) und müssen mit entsprechender Technik ausgestattet werden. Was viele nicht wissen: Schon heute sind mehr als 166.000 in Deutschland zugelassene E-Autos „bidi-ready“, wie E.ON Deutschland anhand einer Potenzial-Analyse festgestellt hat.

Schon ein E-Auto kann fast elf Haushalte versorgen

Die Analyse hat ergeben, dass eine sogenannte Schwarmbatterie, ein netzartiger Zusammenschluss aller aktuellen Bidi-ready-Fahrzeuge, bereits heute 1,75 Millionen deutsche Haushalte für mindestens zwölf Stunden mit Energie versorgen könnten. Das zeigt, wie sinnvoll es ist, E-Autos nicht nur zum Fahren, sondern auch als Teil des Energiesystems zu nutzen, sagt Filip Thon, CEO von E.ON Deutschland. Schon ein einziges E-Auto demnach kann rein rechnerisch fast elf Haushalte in der Nutzungszeit von 17:30 bis 05.30 Uhr mit Energie versorgen, auch wenn nur 60 Prozent der Akkukapazität dafür freigegeben werden.

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Für die Berechnung wurde der aktuelle E-Fahrzeugbestand hierzulande mit Blick auf mögliche Bidirektionalität untersucht und eine durchschnittliche Akkukapazität dieser Fahrzeuge von 61 kWh zugrunde gelegt. Bei der Annahme, dass bei jedem Fahrzeug nur 60 Prozent der Kapazität nachts flexibel zur Verfügung steht, ergibt sich ein Potenzial von knapp 5.500 Megawattstunden (MWh), so E.ON. Auch wenn nur 25 Prozent der Kapazität zur Verfügung stünden, könnten mit 2.300 MWh knapp eine Dreiviertelmillion Haushalte eine Nacht lang mit Energie versorgt werden, heißt es weiter.

Stromnetze und Umwelt könnten deutlich entlastet werden

Eine flächendeckende Nutzung dieser Technologie könnte nicht nur die Stromnetze, sondern auch die Umwelt deutlich entlasten. Denn somit entfiele das Hochfahren von flexiblen Kraftwerken zur schnellen Deckung der Stromnachfrage. Schon der aktuell vorhandene bidirektional ladefähige Fahrzeugbestand kann genug Energie bereitstellen, um 2,9 Millionen Haushalte fünf Stunden lang mit Strom zu versorgen, erklärt E.ON.

Das kommt fast der Leistung von vier großen Gaskraftwerken gleich, die somit nicht ans Netz müssten und käme einer Einsparung von fast einer Million Kubikmeter Erdgas und 2.000 Tonnen CO₂ gleich. Schon heute sind 79 Prozent der Nutzer von E-Autos und 83 Prozent jener mit eigener Photovoltaik-Anlage offen für bidirektionales Laden, wie eine Umfrage von E.ON ergeben hat. 

Sind heute schon Millionen von E-Autos „bidi-ready“?

EFAHRER.com hat sich in diesem Beitrag genauer mit der Thematik beschäftigt. Demnach sind bereits heute deutlich mehr E-Fahrzeuge „bidi-ready“ als gedacht. E-Autos mit bidirektionalen Ladefähigkeiten können nicht nur Strom in den Akku 'tanken', sondern diesen bei Bedarf auch wieder an ein Gebäude (Vehicle-to-Home, V2H) oder ans Stromnetz (Vehicle-to-Grid, V2G) abgeben. Das können theoretisch alle E-Autos mit CCS-Stecker.

Zum kompletten Beitrag: Schon heute taugen Millionen E-Autos als Stromspeicher  hier

Über den Gleichstrom-Anschluss (DC) im üblichen CCS-Stecker wird eine direkte Verbindung zum Antriebsakku hergestellt. Beim Anstecken gleichen Ladesäule und Elektroauto die möglichen Leistungswerte ab und einigen sich auf einen Wert, den beide Seiten vertragen. Für den Entladebetrieb eines bidirektionalen Ladeanschlusses muss die Wallbox im standardisierten Ladeprotokoll einfach einen negativen Leistungswert vorgeben. Dies können bereits heute die meisten E-Autos mit CCS-Ladeanschluss – der Strom fließt dann, gesteuert von der Wallbox, vom Auto zur Ladeeinrichtung.

Endlich politische Grundlagen für bidirektionales Laden

Eine Herausforderung für die Umsetzung des bidirektionalen Ladens ist bisher der fehlende politische Rahmen. Im Jahr 2024 hat das Europäische Parlament jedoch wichtige Gesetze auf den Weg gebracht, die die Mitgliedsstaaten verpflichten, Regelungen für intelligente und bidirektionale Ladepunkte zu schaffen. Die bestehenden Regelungen in Deutschland beziehen sich bisher hauptsächlich auf das unidirektionale Laden, also den Stromfluss in lediglich eine Richtung.

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