Dienstag, 15. Oktober 2024

Ungenutzte Kapazitäten entdeckt: So könnte der Netzausbau neu gestaltet werden

 Film dazu:  hier Milliardengrab Netzausbau

hier  e-fahrer Artikel von Kai Gosejohann •13.10.24

Der langwierige Ausbau der Stromnetze behindert die Energiewende.

Das Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) arbeitet gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft an einem vielversprechenden Ansatz, um Stromverteilnetze effizienter zu nutzen. Ziel des Projekts „Kurative Systemführung in Verteilnetzen“ (kurSyV) ist es, die Auslastung der Netze zu erhöhen, ohne dabei die Versorgungssicherheit zu gefährden.

Stromnetze heute oftmals überdimensioniert

Die Stromnetze in Deutschland sind so ausgelegt, dass sie auch bei Störungen oder Ausfällen einzelner Betriebsmittel die Versorgungssicherheit gewährleisten können. Dafür halten die Netzbetreiber ständig Kapazitätsreserven vor. Das führt jedoch dazu, dass die Netze im Normalbetrieb nicht voll ausgelastet sind. Hier setzt das kurSyV-Projekt an: Anstatt Reserven vorzuhalten, wird das Netz im Störungsfall durch kurzfristige, automatisierte Eingriffe stabilisiert. Damit ließe sich die Auslastung erhöhen, ohne Abstriche bei der Systemsicherheit zu machen.

Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Entwicklung automatisierter Methoden. Diese sollen die verfügbare Flexibilität im Netz prognostizieren und effektiv nutzen. Dazu zählen etwa Erneuerbare-Energien-Anlagen, Speicher oder große Verbraucher wie Ladeparks für Elektroautos. Um diese Flexibilität im Störungsfall nahezu in Echtzeit zu aktivieren, braucht es intelligente Steuerungstechnik. Zudem wollen die Forscher Vorschläge für Anreizsysteme erarbeiten, damit das flexible Bereitstellen von Strom auch für die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen finanziell attraktiv wird.

Hürden für den Erneuerbaren-Ausbau reduzieren

„Die Verteilnetze sind schon heute mancherorts so stark ausgelastet, dass der Erneuerbare-Zubau ausgebremst wird. Dem lässt sich mit Netzausbau begegnen. Dafür ist aber viel Zeit notwendig. Die kurative Systemführung hingegen greift deutlich schneller“, sagt Dirk Mende vom Fraunhofer IEE.

Mit dem kurSyV-Projekt leisten die Forscher einen wichtigen Beitrag, um Hürden beim Ausbau der Erneuerbaren Energien abzubauen. Die entwickelten Lösungen werden schon während des Projekts auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Wenn sich das Konzept der kurativen Systemführung durchsetzt, könnte das den teuren Netzausbau reduzieren und den Weg für deutlich mehr Photovoltaik- und Windkraftanlagen frei machen.

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