Sonntag, 13. Oktober 2024

Wie sieht es bei euch vor Ort aus? Entdeckt ihr die globalen Megatrends, die Rico Grimm hier beschrieben hat, auch in eurer Straße?

Krautreporter hier 18.07.2024 Rico Grimm

Diese 10 Grafiken zeigen, wie gut wir bei der Klimakrise vorankommen: Die Klimakrise wird schlimmer, aber die Aussicht, dass wir sie lösen können, besser.

Ich habe zehn Grafiken gesammelt, die die kleinen Randnotizen zusammenfassen, in denen vermeldet wird, dass hier ein neuer Solarpark gebaut wurde und dort ein neues Windrad. Meldungen, die gemessen an der Größe der Klimakrise für sich alleine stehend viel zu banal sind – jedenfalls auf den ersten Blick.

bitte den Originalartikel lesen um die Grafiken zu sehen und den gesamten Text

Denn, wenn wir herauszoomen und uns in Ruhe einmal all die Zahlen, Reports und Trends anschauen, ist nur ein Schluss möglich: Es geht wirklich voran.

Substantiell.

In dieser großen guten Nachricht verstecken sich zahllose kleine positive Unter-Nachrichten, die Vieles auf den Kopf stellen, was wir in den vergangenen Jahren zu wissen glaubten.


China ist längst zum Zugpferd der Energiewende geworden.

Das vergleichsweise sonnenarme Deutschland wird zum Solar-Champion.

Entwicklung in ärmeren Ländern muss nicht immer bedeuten, dass sie erst mal Kohle verstromen. Länder wie Brasilien bauen erneuerbare Energien in Rekordgeschwindigkeit aus.

Bei allen guten Nachrichten, die ich dir gleich zeige, gibt es immer Wenns und Abers. Aber es sind niemals entscheidende Einschränkungen, die das ganze Bild trüben. Ich schreibe diesen Text, weil ich überzeugt bin, dass die vergangenen Jahre ein Wendepunkt im Kampf gegen die Klimakrise waren. Erst kamen die großen Klimaproteste, dann legten die Regierungen nach und inzwischen haben wir es mit einer technologisch getriebenen Wende zu tun. Klimaschonende Technologie ist zum Beispiel in den Bereichen Energie und Verkehr längst die billigere und effizientere Technik.

Mir hilft dieses Wissen jedes Mal, wenn ich über die krassen Klimajahre schreibe, die wir gerade erleben. Es verhindert, dass ich zynisch werde.

Und vielleicht schafft das mein Text ja auch bei dir.

Fangen wir an: mit den wichtigsten Klimagrafiken, den ganz großen Trends.


Die wichtigste gute Klimanachricht, die kaum einer kennt

Egal, was politisch passierte, ob Pariser Klimaverträge, Fridays for Future oder Abwahl von Donald Trump – jedes Jahr stieß die Menschheit mehr CO₂ aus als im Jahr zuvor.

Dieser Trend endete sehr wahrscheinlich im vergangenen Jahr. Die jährlichen CO₂-Emissionen beginnen zu fallen.......

Erneuerbare Energien werden immer billiger und breiten sich immer schneller aus. Deswegen ist es plausibel, anzunehmen, dass wir in dieser Geschwindigkeit weiter zubauen werden.

Eine Einschränkung ist wichtig. Die gesamte Menge an CO₂ in der Atmosphäre nimmt trotzdem weiter zu. Denn diese Grafik sagt uns ja nicht, dass wir gar kein CO₂ mehr ausstoßen. Sie sagt uns aber, dass wir nicht immer mehr CO₂ pro Jahr ausstoßen. Der CO₂-Gehalt der Atmosphäre steigt weiterhin, nur eben langsamer. Das bedeutet, dass sich die Klimakrise erst mal weiter verschlimmert.

Wir könnten diesen Fortschritt also jetzt abtun und sagen: „Pff, reicht nicht, nicht schnell genug!“ Aber wer erwartet, dass die gesamte Menschheit von jetzt auf gleich aufhört, CO₂ zu emittieren, verurteilt die Energiewende zum Scheitern. Irgendwo muss die große Trendwende beginnen. Und ich denke: Sie hat im Jahr 2023 begonnen.

Es gibt ein Gegenstück zu dieser Grafik, ein wunderschönes Gegenstück: Die weltweite Nachfrage nach Öl erreicht ihren Höhepunkt vermutlich im Jahr 2025.

Das fossile Zeitalter endet gerade. Wer hätte das vor zehn Jahren gedacht?

Die Emissionen sinken, das sehen wir jetzt auch in den Szenarien

Dass die CO₂-Emissionen nicht mehr steigen, liegt daran, dass die Regierungen der Welt begonnen haben, ihre Gesellschaften zu dekarbonisieren. So gut wie kein Land der Welt hält seine Verpflichtungen aus den Pariser Klimaschutzverträgen von 2016 ein, trotzdem sehen wir einen klaren Knick in der erwarteten Erwärmung. Klimapolitik hat einen Effekt.....

Das Solarzeitalter beginnt

Das fossile Zeitalter endet; ein neues Zeitalter beginnt. Noch nie zuvor hat die Menschheit so viel Energie mit Solarkraft gewonnen wie im Jahr 2024. Deutschland zum Beispiel erreicht im Sommer regelmäßig Solarquoten von mehr als 50 Prozent in seinem Stromnetz. Rechnet man alle anderen erneuerbaren Energieformen hinzu, decken sie zu Spitzenzeiten bis zu 85 Prozent des deutschen Strombedarfs.

Dass es so kommen wird, haben die Verfechter der Energiewende vorausgesagt. Die Skeptiker:innen haben dem entgegenhalten, dass das ideologische, schön gerechnete Voraussagen seien. Nur ein Beispiel: Noch 2005 sagte eine Untersuchung der Prognos AG voraus, dass im Jahr 2030 Erneuerbare kaum mehr als 20 Prozent der Stromerzeugung abdecken würden.

Die Skeptiker haben einen Fehler gemacht, den viele machen, wenn sie über technologische Veränderungen nachdenken: Sie sind von gleichmäßigen Wachstumsschritten ausgegangen. Wenn sich aber eine Technologie durchsetzt, beginnt sie langsam, auf einem stetig steigenden Plateau, bis sie „aus dem Nichts“ explodiert.

Batterien haben ihren ganz großen Auftritt

Solarzellen sind aber nur eine Schlüsseltechnologie der Energiewende. Die anderen sind Batterien.

Und die Geschichte, die ich dir gerade über Solarzellen erzählt habe, können wir genauso über Batterien schreiben....

Die Kosten für den am weitesten verbreiteten Typ von Batterien, für Lithium-Ionen-Akkus, kennen nur eine Richtung: nach unten. Sie fallen aktuell in exponentiellem Tempo.

Das ermöglicht es, Batterien großflächig in sehr großen Speichern einzusetzen, um den wechselhaften Stromertrag erneuerbarer Energien über den ganzen Tag zu verteilen.
Das sind Marktspeicher, die direkt an wichtigen Knotenpunkten des Stromnetzes installiert werden und unter anderem dabei helfen, Leistungsschwankungen auszugleichen.....

E-Autos kommen, egal, was deutsche Verbrennerfans denken

Wer nur bestimmte deutsche Medien wie die Welt oder Bild-Zeitung liest, könnte auch glauben, dass sich E-Autos nicht durchsetzen werden.

Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall.

Im wichtigsten Markt der Welt, in China, werden sie bald die Mehrzahl der verkauften Autos stellen und auch im Rest der Welt steigen die Verkaufszahlen stetig. Der Automarkt ist seit dem Jahr 2017 nur dank E-Autos gewachsen.

Dass E-Autos in Deutschland Probleme haben, liegt nicht an der Technologie, sondern an Deutschland, das mit seiner starken Automobilindustrie, die jahrelang sehr viel Geld mit Verbrennerautos verdient hat, den mentalen und industriepolitischen Wechsel nicht schafft.

Der Rest der Welt schafft ihn aber: Jahr für Jahr werden mehr E-Autos verkauft

Unsere Luft wird sauberer

All das hat einen Nebeneffekt, der nichts mit der Klimakrise zu tun hat. Denn, wenn wir Öl, Gas, Kohle verbrennen, entsteht nicht nur CO₂, sondern auch Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid und Schwefeldioxid. Das sind Gase, die für Menschen gefährlich sind. Jedes Jahr sterben Millionen Menschen an den indirekten Folgen von Luftverschmutzung. Fällt diese Luftverschmutzung weg, müssen weniger Menschen sterben....

Was noch zu tun bleibt

Trotz der großen Erfolgsmeldungen aus den Bereichen Strom und Verkehr bleibt noch viel zu tun. Landwirtschaft, Gebäude, spezielle sogenannte Prozesswärme in der Industrie, Luftfahrt, Zementherstellung – in diesen Bereichen stehen wir oft erst am Anfang der Dekarbonisierung.

Aber – und das ist die letzte gute Nachricht dieses Textes – es gibt keinen Bereich mehr, in dem wir nicht prinzipiell wissen, was zu tun ist. Jetzt müssen wir es nur noch tun. Speziell die Geschichte der Solarkraft zeigt, dass es Jahrzehnte so wirken kann, als kämen wir nicht vom Fleck; und plötzlich ist die Wende da, für jeden gut sichtbar.

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