Golem hier 9. Oktober 2025 Andreas Donath
Kei-Car: EU erwägt neue Fahrzeugklasse für bezahlbare E-Autos
Nach dem Rückzug europäischer Hersteller aus dem Kleinwagensegment plant Brüssel eine eigene E-Auto-Kategorie.
Die Europäische Kommission arbeitet an einem Konzept für eine neue Kategorie von Elektrofahrzeugen. Das Ziel ist es, kompakte E-Autos zu einem Preis von etwa 15.000 Euro auf den Markt zu bringen. Als Vorbild dient die japanische Kei-Car-Klasse, wie Auto-Motor-Sport berichtete
Die Pläne sind Teil eines industriepolitischen Pakets, mit dem Europa seine Position im Automobilsektor stärken will. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete das Vorhaben als "Initiative für kleine, bezahlbare Autos". Hintergrund ist der wachsende Druck durch chinesische Hersteller, die zunehmend günstige Elektrokleinwagen in Europa anbieten.
Europäische Hersteller zogen sich aus dem Segment der erschwinglichen Stadtautos weitgehend zurück. Strengere Sicherheits- und Umweltnormen sowie gestiegene Produktionskosten ließen die Gewinnmargen schrumpfen. Die neue Fahrzeugkategorie könnte Abhilfe schaffen, indem bestimmte regulatorische Anforderungen angepasst werden.
Orientierung an bewährtem japanischem Modell
Das japanische Kei-Car-Konzept existiert seit den 1950er-Jahren. Diese Fahrzeuge unterliegen Beschränkungen bei Länge, Breite und Motorleistung – aktuell sind es maximal 660 Kubikzentimeter Hubraum oder entsprechende Elektromotoren mit jeweils 64 PS (48 kW) Maximalleistung. Im Gegenzug profitieren die Halter von steuerlichen Vergünstigungen, niedrigeren Versicherungsbeiträgen und vereinfachten Zulassungsverfahren.
In Japan macht diese Fahrzeugklasse etwa ein Drittel aller Neuzulassungen aus. Besonders in dicht besiedelten Gebieten, wo Parkraum knapp ist, haben sich die kompakten Modelle bewährt. Die Fahrzeuge zeichnen sich durch einfache Konstruktion und niedrige Betriebskosten aus.
Die geplante europäische E-Car-Kategorie sieht Fahrzeuge mit einer Länge zwischen 3,50 und 3,80 Metern vor, bei einem Gewicht von etwa einer Tonne. Zwei Varianten sind im Gespräch: eine Stadtversion mit 40 bis 50 PS und eine etwas leistungsstärkere Ausführung für den Autobahnverkehr.
Damit würden sich die neuen Modelle deutlich von den bestehenden L6e-Fahrzeugen wie dem Opel Rocks-E unterscheiden, die auf 45 km/h begrenzt sind. Auch die L7e-Klasse mit Modellen wie dem Microlino bleibt wegen kleiner Stückzahlen relativ teuer. Die E-Car-Kategorie könnte durch Großserienproduktion deutlich günstigere Preise ermöglichen. Der Dacia Spring würde beispielsweise in diese neue Klasse passen.
Ein zentraler Diskussionspunkt betrifft die Sicherheitsausstattung. Seit 2024 schreibt die EU zahlreiche Assistenzsysteme für Neuwagen vor. Diese Technik verteuert die Fahrzeuge erheblich. Für die neue Kategorie müssten möglicherweise Ausnahmen geschaffen werden.
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