Freitag, 17. Oktober 2025

 Futurezone hier von Ole Wetjen 15.10.2025

Elektroautos: Studie präsentiert bahnbrechenden Vorschlag – „hat großes Potenzial“

Bei immer mehr Elektroautos rückt auch die Ladeinfrastruktur weiter in den Fokus. Eine neue Studie schlägt die Nutzung bestehender, aber privater Anlagen vor.

Immer mehr Menschen steigen auf Elektroautos um. Doch mit der wachsenden Zahl elektrischer Fahrzeuge wächst auch der Druck auf die Ladeinfrastruktur. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass Supermarktparkplätze dabei ein entscheidender Teil der Lösung sein könnten. Wissenschaftler*innen des Reiner Lemoine Instituts (RLI) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben untersucht, wie sich bestehende Ladepunkte besser nutzen lassen – mit überraschend großem Effekt.

Elektroautos: Neue Studie zur Ladeinfrastruktur
Im Rahmen des Projekts „Retail4Multi-Use“ fanden die Forschenden nämlich heraus, dass die gemeinsame Nutzung von Ladesäulen auf Supermarktparkplätzen den Ausbau öffentlicher Ladepunkte deutlich reduzieren könnte. Wenn Elektroautos dort auch außerhalb der Öffnungszeiten laden dürften, ließe sich der Bedarf an neuer Infrastruktur so um bis zu 17 Prozent verringern. Gleichzeitig könnte die Wirtschaftlichkeit bestehender Ladesäulen um bis zu 255 Prozent steigen, wie das DLR in einer Mitteilung erklärt.

„Mit dem Projekt Retail4Multi-Use zeigen wir, wie Ladeinfrastruktur von Supermarktkunden und Flottenbetreibern effizient genutzt werden kann. Diese Mehrfachnutzung hat großes Potenzial: Die Kunden laden während des Einkaufs, außerhalb der Öffnungszeiten steht die Ladeinfrastruktur gewerblichen Nutzern zur Verfügung“, zitiert ecomento den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Christian Hirte.

„Nur so wird es gelingen“
Die Idee dahinter ist einfach: Tagsüber laden Kundinnen und Kunden beim Einkaufen, nachts oder an Feiertagen können Flottenbetreiber, etwa Taxiunternehmen oder Lieferdienste, die gleichen Ladepunkte nutzen. So wird die Auslastung verbessert, ohne dass neue Säulen gebaut werden müssen. Laut Berechnungen des Projekts werden in Berlin bis 2045 nämlich rund 1,4 Millionen Elektroautos unterwegs sein, die etwa 330.000 Ladepunkte benötigen. Eine effizientere Nutzung bestehender Anlagen könne dann dabei helfen, diesen Bedarf zu decken und die Stromversorgung zu stabilisieren.

Um solche Partnerschaften zwischen Flottenbetreibern und Supermärkten zu erleichtern, entwickelten die Forschenden eine digitale Matching-Plattform. Sie bringt Betreiber*innen und Nutzer*innen von Ladepunkten zusammen und sorgt für klare Vereinbarungen über Nutzung und Kosten.

„Nur so wird es gelingen, das Stromnetz nutzergerecht, robust und effizient weiterzuentwickeln und gleichzeitig vor allem Kriterien wie Verfügbarkeit und geringe Kosten von Ladeinfrastruktur zu erreichen. Hierzu wollen wir gern zukünftig weiter mit unseren Forschungsarbeiten beitragen“, erklärte Projektleiter Andreas Lischke vom DLR.

Erstes Beispiel aus der Praxis
Ein erstes Beispiel für das Konzept gibt es bereits in Berlin: Auf einem Netto-Parkplatz teilen sich die Berliner Wasserbetriebe und der Energieversorger Vattenfall mehrere Ladesäulen. „Manche Kollegen, etwa aus dem Labor oder vom Zählerwesen, haben oft lange Touren durch die ganze Stadt. Das Mehrfachnutzungskonzept ermöglicht uns ein schnelles Zwischenladen in der Nähe von Einsatzorten und spart damit die Fahrzeit zum Depot, ein Ansatz, der sich auch auf andere Unternehmen übertragen lässt“, zitiert pv-magazine Nils Brätsch von den Berliner Wasserbetrieben. Für ihn sei das Modell auch auf andere Unternehmen übertragbar.

Quellen: DLR, ecomento, pv-magazine

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