Mittwoch, 8. Oktober 2025

Vor dem #Autogipfel: Wie viel ist uns unsere Gesundheit wert?

Tagesspiegel Background

KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit  hier LinkedIn

Jährlich sterben in Europa rund 300.000 Menschen an den Folgen von #Luftverschmutzung, verursacht vor allem durch Straßenverkehr, zunehmend auch durch Reifen- und Bremsabrieb.

Morgen, am 9. Oktober, ist Autogipfel. Hier geht es nicht nur um Wirtschaft und #Verkehr, sondern auch um unsere #Gesundheit. Christian Schulz (KLUG) und Dorothea Baltruks (Centre for Planetary Health Policy (CPHP)) warnen im Tagesspiegel Background vor einem späteren #VerbrennerAus und einer Abschwächung der Flottengrenzwerte.

Sie machen klar: Ein späteres Verbrenner-Aus wäre gesundheitspolitisch rückschrittlich und volkswirtschaftlich teuer. Die #Mobilitätswende dagegen bringt vieles voran - bessere Gesundheit, wirtschaftliche Chancen und größere Unabhängigkeit von autoritären Petrostaaten.

➡️ Zum Gastbeitrag: https://lnkd.in/eSnrPtVG veröffentlicht am 08.10.2025

In Europa sterben jährlich Hunderttausende an den Folgen von Luftverschmutzung – verursacht vor allem durch Straßenverkehr. Feinstaub, Stickoxide und Klimafolgen belasten Gesundheitssysteme und die Volkswirtschaft. Ärzteverbände warnen vor einer Abschwächung des Verbrenner-Aus. Die Diskussion beim Gipfel könnte zur gesundheitspolitischen Weichenstellung werden.

von Dorothea Baltruks, Centre for Planetary Health Policy & Christian Schulz, KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit

Beim Autogipfel am 9. Oktober wird nicht nur über Weichenstellungen für Wirtschaft und Verkehr, sondern auch unsere Gesundheit diskutiert. Allein aufgrund von Luftverschmutzung sterben in Europa jedes Jahr etwa 300.000 Menschen, ein Großteil davon ist zurückzuführen auf die Abgasemissionen, inzwischen aber vor allem auch den Reifen- und Bremsabrieb durch Straßenverkehr insbesondere in Städten.

Darüber hinaus befeuert die Verbrennung von Benzin und Diesel die Klimakrise. Im Sommer 2022 starben 60.000 Europäerinnen und Europäer im Zusammenhang mit der Hitze. Unzählige weitere klagten über Unwohlsein oder wurden krank.

Im Februar 2013 starb die neunjährige Asthma-Patientin Ella Kissi-Debrah an akuter Atemnot. Im Rahmen eines Gerichtsprozesses wurde festgestellt, dass die Luftverschmutzung in London zu ihrem Tod „wesentlich beigetragen habe“. Laut Gerichtsmedizin handelte es sich um Verschmutzungen durch Feinstaub und Stickstoffdioxid, die weit über die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Grenzwerte hinausgingen. Die entscheidende Quelle war Verkehrsemissionen.

Kinder sind durch ihre Körpergröße besonders exponiert

Bevor Menschen wie Ella an Luftverschmutzung sterben, werden sie krank. Feinstaub und Stickoxide erhöhen das Risiko für Asthma, Allergien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Demenz, Parkinson, Depressionen, Angststörungen und Schlaganfälle. Wer kennt niemanden, der davon betroffen ist?

Aufgrund ihrer geringen Körpergröße sind Kinder gegenüber Abgasen sowie Reifen- und Bremsabrieb besonders exponiert. Besonders sehr kleine Feinstaub-Partikel sind gefährlich, sie dringen über die Lunge in den Körper ein und können bereits bei ungeborenen Kindern in der Leber und im Gehirn nachgewiesen werden. Feinstaub bedeutet ein erhöhtes Risiko für Lungen- und Hauterkrankungen, er beeinträchtigt die psychomotorische Entwicklung der Kinder, kann ihre Intelligenz mindern und ihr Immunsystem schwächen.

Vor dem EU-Autogipfel Ende Februar hatten sich viele hundert Ärztinnen und Ärzte, Fachgesellschaften und Berufsverbände aus ganz Europa in einem Offenen Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission und Ärztin Ursula von der Leyen gewandt und darin betont, dass eine Abschwächung des Verbrenner-Aus medizinisch kontraindiziert sei.

Luftreinhaltepolitik ist eine Erfolgsgeschichte in der EU

Die gute Nachricht: Luftreinhaltepolitik in der EU ist eine Erfolgsgeschichte für die öffentliche Gesundheit und hat zu erheblichen Verbesserungen in den letzten Jahrzehnten geführt. Dieser Weg wird mit der Ende 2024 verabschiedeten novellierten EU-Luftqualitätsrichtlinie weitergeführt.

Diese legt neue Grenzwerte für die wichtigsten Luftschadstoffe sowie Vorschriften für Luftqualitätsfahrpläne und den Schutz vulnerabler Gruppen fest. Damit ist sie ein wichtiger gesundheitspolitischer Fortschritt, der zudem der Volkswirtschaft Milliarden an Kosten ersparen wird, die aktuell durch Gesundheitskosten und Arbeitsausfälle entstehen.

Es wird geschätzt, dass zwischen 2014 und 2021 jedes Jahr in der EU ein Schaden von 770 Milliarden Euro durch Luftverschmutzung entstand, was sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU entspricht. Für die Jahre 2024 bis 2030 werden die jährlichen Kosten durch die strengeren Grenzwerte auf 490 Milliarden Euro, also drei Prozent des BIP, prognostiziert.

14,5 Millionen zusätzliche Todesfälle bis 2050

Dazu kommen die Kosten für die durch das Verbrennen fossiler Energieträger weiterhin befeuerten Klimakrise. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass klimabedingte Gesundheitsauswirkungen bis 2050 weltweit zu 14,5 Millionen zusätzlichen Todesfällen und 12,5 Billionen Dollar an wirtschaftlichen Verlusten führen. Die klimabedingten Gesundheitskosten könnten sich auf jährlich 1,1 Billionen Dollar belaufen.

Diese Kosten werden die Gesellschaften tragen, sofern keine entschlossenen Maßnahmen ergriffen werden. Je länger wir zulassen, dass fossile Energieträger verbrannt werden, desto teurer wird es. Für uns alle.

Bei einem späteren Verbrenner-Aus oder einer Abschwächung der Flottengrenzwerte würden Menschen unnötig krank und müssten in einem Gesundheitssystem versorgt werden, das mit immer weniger Ressourcen immer mehr Menschen versorgen soll und selbst unter einem erheblichen Transformationsdruck steht. Es würde zeigen, dass ein so hohes Gut wie Gesundheit einfach verhandelbar ist und andere Sektoren einladen, es gleichzutun.

Inzwischen hat der Großteil des Automobilsektors erkannt, dass die Zukunft in der E-Mobilität liegt. Anstatt politische Ressourcen in die Schwächung des entsprechenden Rahmens zu legen, sollten diese dringend in die Mobilitätswende investiert werden. Es gibt viel zu gewinnen: bessere Gesundheit, wirtschaftliche Gewinne und nicht zuletzt größere Unabhängigkeit von autoritären Petrostaaten.

➡️ Zum offenen Brief der über 550 Ärztinnen und Ärzte, Fachgesellschaften und Berufsverbände   https://lnkd.in/eaD3gAWB



Wenigstens einer: Handelsblatt hier

Umweltminister Schneider pocht auf Verbrenner-Aus ab 2035



Malte Kreutzfeldt‪@mkreutzfeldt.bsky.social‬

„Zukunft statt Rückwärtsgang“: Vor dem Autogipfel stellt sich die Parlamentarische Linke der SPD in einem Positionspapier klar hinter das Verbot neuer Verbrenner ab 2035. Dieses diene nicht nur dem Klimaschutz, sondern sichere auch die Zukunft der deutschen Automobilindustrie.






Deutschlandfunk hier 
07.10.2025
Bundesumweltminister Schneider (SPD) kontert Kanzler Merz: Abkehr vom Verbrenner-Aus kommt nicht infrage

Bundesumweltminister Schneider, SPD, pocht ungeachtet der Ankündigungen von Bundeskanzler Merz auf das für 2035 geplante Verbot der Neuzulassung von Autos mit Verbrenner-Motoren.

Der SPD-Politiker sagte im RBB-Hörfunk, für ihn komme eine Abkehr vom Verbrenner-Aus nicht infrage. Nötig sei Planungssicherheit. In zehn Jahren sehe die Welt nochmal ganz anders aus, was Technologie betreffe. Schon jetzt seien „Quantensprünge“ bei den Batterien erzielt worden. Sie seien in 20 Minuten aufgeladen, die Autofahrer kämen bis zu 700 Kilometer weit. Schneider reagierte damit auf die Äußerungen von Merz. Der CDU-Chef hatte gestern im Fernsehsender n-tv bekräftigt, er werde sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass auch nach 2035 noch Verbrenner-Fahrzeuge zugelassen werden können. Das Thema sei allerdings mit der SPD noch nicht ausdiskutiert.
Ziel des Verbrenner-Aus ist es, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken.

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