hier 22. Februar 2024
Das Leben in Städten ist für junge Menschen manchmal schwierig. Aktuelle Umfrageergebnisse zeigen, dass unter anderem oft sichere Orte fehlen, in denen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene soziale Kontakte knüpfen können. Es sind aber noch weitere Maßnahmen nötig, um das urbane Umfeld für diese Gruppe lebenswerter zu machen.
Von den beruflichen Möglichkeiten über den Zugang zu unterschiedlichen Bildungseinrichtungen bis hin zu einer Vielzahl kultureller Angebote gibt es in Städten einiges, was in ländlicheren Gebieten fehlt. Vor allem für junge Menschen hat das Stadtleben daher einen großen Reiz.
Personen unter 25 Jahren sind die Bevölkerungsgruppe, die es am stärksten vom Land in die Stadt zieht. Die steigende Urbanisierung führt auch dazu, dass dort immer mehr Kinder und Jugendliche aufwachsen. Schätzungen zufolge sollen im Jahr 2050 weltweit bis zu 70 Prozent aller Kinder in Städten leben.
Betonwände statt Wiesen
Forscherinnen und Forscher konnten in der Vergangenheit schon mehrmals aufzeigen, dass das Aufwachsen in urbanen Umgebungen manchmal auch negative Folgen hat. Vor allem die psychische Gesundheit junger Menschen leidet unter dem Stress, den das Stadtleben mit sich bringt.
Neben dem Konfliktpotenzial mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern und dem ständigen Leistungsdruck spielt dabei auch der fehlende Kontakt mit der Natur eine große Rolle. Ein dänisches Forschungsteam konnte etwa im Jahr 2019 aufzeigen, dass eine Kindheit im Grünen die Psyche besser schützt als das Leben zwischen Betonwänden und Hausfassaden.
Internationale Umfrage
Um die Gründe für die psychischen Probleme von Heranwachsenden genauer zu erörtern, fragte ein Forschungsteam nun nach den Meinungen von über 500 Personen aus 53 Ländern – darunter Städteplaner, Wissenschaftlerinnen, aber auch Jugendliche, die in urbanen Umgebungen leben. Die Fragebögen stammten von internationalen Fachleuten um die Psychiaterin Pamela Collins von der US-amerikanischen Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health.
Das Team fragte die Probandinnen und Probanden in drei Fragebögen nach den Eigenschaften, die eine Stadt zu einem lebenswerten Ort für junge Menschen machen und auch, was dafür nötig wäre, um der steigenden Zahl psychischer Probleme entgegenzuwirken. Das Ergebnis der Umfrage präsentieren die Forscherinnen und Forscher aktuell im Fachjournal „Nature“.
Soziale Netzwerke aufbauen
Besonders wichtig für die mentale Gesundheit sei ein starkes soziales Netzwerk mit Gleichaltrigen und Freunden und Freundinnen. Bei der Städteplanung ist es laut der Umfrage daher wichtig, kostenlose Orte zu schaffen, wo man freiwillig und zwanglos Kontakte knüpfen und gemeinsam lernen und spielen kann.
Diese Orte könnten den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen außerdem das Gefühl geben, einer Gemeinschaft anzugehören, was in großen Städten sonst oft ausbleibt. Die Forscherinnen und Forschern gehen davon aus, dass das in weiterer Folge auch ihre Bereitschaft steigert, sich für diese Gemeinschaft einzusetzen und die Umgebung noch lebenswerter zu machen. Damit das auch langfristig funktioniert, ist es laut der Umfrage aber unumgänglich, die jungen Bewohnerinnen und Bewohner in die Planung dieser Orte einzubinden.
Neben mehr Orten für soziale Kontakte brauche es auch gut ausgebaute Transportmittel, um zum Beispiel Kinder sicher zur Schule zu bringen. Auch Möglichkeiten, Zeit in der Natur zu verbringen, wären wichtig. Städteplaner müssten Grünflächen daher mehr Aufmerksamkeit schenken und auch der unkomplizierte Zugang zu kulturellen Angeboten könne die urbanen Umgebungen lebenswerter machen.
Zukunftssorgen und Diskriminierung verhindern
Auch Bildungseinrichtungen wären wichtig, die Kinder über den Lehrplan hinaus unterstützen und ihnen die Mittel geben, sich selbst mit ihrer mentalen Gesundheit auseinanderzusetzen. Für weniger Stress, Leistungsdruck und Zukunftssorgen in der gesamten Familie sorge auch das Schaffen von langfristig sicheren Arbeitsplätzen und leistbaren Wohnmöglichkeiten.
Da in Städten immer auch viele verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, sei es außerdem unumgänglich, sich mit der möglichen Diskriminierung bestimmter Minderheitsgruppen auseinanderzusetzen und dagegen vorzugehen.
Konkrete Vorschläge, wie all das gelingen kann, gibt es vom Forschungsteam nicht. In verschiedenen Städten seien immerhin auch unterschiedliche Maßnahmen nötig. Die Umfrage soll Städteplanerinnen und -planern aber jedenfalls dabei helfen, künftig stärker auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der jungen Bewohnerinnen und Bewohner zu achten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen