Samstag, 23. März 2024

Die Geburtenraten gehen weltweit rasant zurück.

Euronews  hier  Von Diana Resnik  21/03/2024 

links: Auf X, ehemals Twitter, prognostizierte das Forschungsinstitut eine dramatische Veränderungen der globalen Bevölkerungsstruktur.

Weltbevölkerung: Im Jahr 2050 nicht mehr genug Kinder

Laut einer Studie des Forschungsinstituts für globale Gesundheitsstatistik (IHME) an der University of Washington in Seattle gehen die Geburtenraten weltweit rasant zurück.

Eine Studie des Forschungsinstituts für globale Gesundheitsstatistik (IHME) schätzt, dass im Jahr 2050 drei Viertel aller Länder auf der ganzen Welt nicht mehr genug Kinder haben werden. Eine Professorin sieht darin nicht unbedingt ein Problem.

Laut einer Studie des Forschungsinstituts für globale Gesundheitsstatistik (IHME) an der University of Washington in Seattle gehen die Geburtenraten weltweit rasant zurück. Ausgewertet wurde die Statistik der Geburten von 1950 bis 2021 in 204 Ländern. 

Für Professorin Melinda Mills von der Universität Oxford ist das jedoch nicht zwangsläufig ein Problem: "Wenn ich mir das als Demografin anschaue, dann frage ich mich: Müssen wir unsere Bevölkerungszahl wirklich beibehalten?"

"Wissen Sie, es gibt so viele Länder. Sie alle haben eine unterschiedliche Bevölkerungsdichte, sie alle sind unterschiedlich groß. Sie alle haben eine unterschiedliche Bevölkerungsstruktur und so unterschiedliche Bedürfnisse. Mein Vorschlag wäre also, das noch einmal zu überdenken und sich zu fragen: "Ist der Bevölkerungsschwund wirklich so ein großes Problem?"

Eine geografisch gespaltene Welt

Obwohl die Geburtenrate in allen Ländern sinkt, ist die Verteilung ungleichmäßig. Die Studie prognostiziert, dass sich der Anteil der weltweiten Geburten in Regionen mit niedrigem Einkommen von 18 Prozent im Jahr 2021 auf 35 Prozent im Jahr 2100 nahezu verdoppeln wird. Allein in Afrika, südlich der Sahara, wird bis zum Jahr 2100 jedes zweite Kind auf der Erde geboren werden. Gleichzeitig geht die Studie davon aus, dass im Jahr 2050 drei Viertel aller Länder auf der ganzen Welt, insbesondere der Wohlhabenderen, nicht mehr genug Kinder haben werden. 

"Bis 2100 wird jedes zweite Kind auf der Erde in Afrika geboren"

Diese ungleichmäßige Verteilung der Geburten wird eine demografisch gespaltene Welt nach sich ziehen, heißt es in der Studie. Auf der einen Seite kann die Alterung der Bevölkerung in Ländern mit hohem Einkommen etwa einen Arbeitskräftemangel zu Folge haben und das Wirtschaftswachstum eines Landes verlangsamen. Auf der anderen Seite werden in Regionen mit niedrigem Einkommen und einer höheren Geburtenrate die vorhandenen Ressourcen belastet.

Politische Entscheidungsträger stehen bereits jetzt vor der Herausforderung, diese weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu bewältigen.


ZDF hier  von Annika Heffter  21.03.2024

Entwicklung der Weltbevölkerung:  Studie: Weltweite Geburtenrate sinkt weiter

Fast überall auf der Welt bekommen Menschen immer weniger Kinder. Eine neue Studie zeigt, welche Folgen das hat - und inwiefern ein Bevölkerungsrückgang auch positiv sein kann.

Immer weniger Kinder, fast überall? Laut einer neuen Studie in der Fachzeitschrift "The Lancet" hat sich die durchschnittliche weltweite Geburtenrate von 1950 bis 2021 mehr als halbiert. Schon für 2050 prognostiziert das Forscherteam eine weltweite Geburtenrate von 1,83 Kindern pro Frau. Damit würde auch die Weltbevölkerung schrumpfen.

Diese Entwicklung werde "weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen" haben, heißt es in der Studie der US-Forschungseinrichtung "Institute for Health Metrics and Evaluation". Die Bevölkerung "in den Ländern mit höherem Einkommen altert", die Zahl der Arbeitskräfte werde dort weiter sinken. Gleichzeitig nehme "der Anteil der Lebendgeburten in den ohnehin schon ärmsten Regionen der Welt" zu.

Geburtenraten sinken

In Deutschland ist die Geburtenrate im Herbst 2023 auf rund 1,36 Kinder pro Frau gefallen - und ist damit so niedrig wie seit 2009 nicht mehr.

Prognose: Im Jahr 2100 schrumpft Bevölkerung fast überall

Weltweit betrug die Geburtenrate 1950 der Studie zufolge rund 4,8 Kinder pro Frau. 2021 waren es nur noch etwa 2,2 Kinder pro Frau. Bereits jetzt liegt die Geburtenrate demnach beim Großteil der untersuchten Länder unter dem Wert von 2,1. Dieser Wert gilt als Schwelle - sobald er unterschritten wird, lässt sich das Bevölkerungsniveau in einem Land nicht mehr halten, sofern es keine Zuwanderung von außen gibt.

Für die Zukunft prognostizieren die Forscher einen weiteren Rückgang der Geburtenrate: Im Jahr 2100 liegen den Schätzungen zufolge alle Länder der Welt unter der Schwelle von 2,1 Kindern pro Frau - alle bis auf sechs: Samoa, Tonga, Somalia, Niger, Tschad und Tadschikistan.

Die Prognose deutet zudem darauf hin, dass "sich bis zum Jahr 2100 die größten Konzentrationen von Lebendgeburten in einkommensschwache Gebiete verlagern werden", insbesondere nach Subsahara-Afrika.

Folgen des Rückgangs der Geburtenrate

Ein stetiger Rückgang der Geburtenrate wird der Studie zufolge in vielen Ländern zu Arbeitskräftemangel führen und den Druck auf soziale Systeme erhöhen.

Auf Zuwanderer zu setzen, wird für Länder mit niedriger Geburtenrate immer notwendiger werden, um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten.

Effekt von Bevölkerungsentwicklung auf das Klima

Ein Schrumpfen der Weltbevölkerung kann der Studie zufolge aber auch positive Effekte haben - etwa beim Kampf gegen den Klimawandel. Weniger Menschen könnten in Zukunft "die Belastung der globalen Nahrungsmittelsysteme", der Umwelt und "anderer endlicher Ressourcen verringern und auch die Kohlenstoffemissionen reduzieren".

Gleichzeitig werden laut der Studie ärmere Länder mit höherer Geburtsrate den Klimawandel besonders zu spüren bekommen und "immer häufiger mit Dürren, Überschwemmungen und extremer Hitze" rechnen müssen.

All diese Aspekte des Klimawandels bedrohen die Sicherheit von Nahrungsmitteln, Wasser und anderen Ressourcen und erhöhen das Risiko von hitzebedingten Krankheiten und Todesfällen dramatisch.

Expertin: Zukunftsprognosen unsicher

Catherina Hinz, geschäftsführende Direktorin am Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, weist gegenüber der Deutschen Presse-Agentur auf Probleme bei Prognosen über lange Zeiträume hin: "Projektionen, die mehr als 25 Jahre in die Zukunft gehen, sind super unsicher."

Den Trend Richtung sinkender Geburtenraten sieht Hinz aber allgemein positiv: Ein solcher Rückgang sei in der Regel ein Hinweis auf eine höhere Lebenserwartung und mehr Bildung für Frauen. Die in der Studie genannten Herausforderungen in den Bereichen Wirtschaft, Einwanderung und soziale Absicherung nimmt die Expertin aber ebenfalls wahr: "Die Politik muss bei ihrer Planung für die Zukunft die demografische Entwicklung stärker in den Blick nehmen."

Mit Material von dpa und AFP

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