Schwäbische Zeitung 27.3.24
Zu „Tempo 30 kommt nachts in Weingarten“ (6. März):
Es ist schwer zu fassen, mit welcher Selbstgerechtigkeit sich Freie Wähler, CDU und Bürger für Weingarten über das Gutachten mit klarer Empfehlung für ganztags Tempo 30 hinwegsetzen und so das Bürgerwohl missachten. Mindestens 1300 Anwohner sind betroffen vom gesetzlich überschrittenen Lärmpegel entlang der vierspurigen Ravensburger/Waldseer Straße.
Auch in Wohngebiete der Seitenstraßen schallt das Rauschen nonstop. Mit ihrer Entscheidung zeigen CDU, FW und BfW, wie egal ihnen gesundheitliche Belastungen sind, solange es andere trifft als sie selbst. Angeblich wohnt keiner der Räte dort. Wenn Horst Wiest (FW) zu wissen meint, der fließende Verkehr sei kein Problem, entspricht das nicht der Wahrheit. Und das ist gutachterlich bewiesen. Das Herunterspielen und Leugnen der Fakten auf Kosten der Bürger blockiert nicht nur das Engagement der Grünen für die Bürgergesundheit, es führt auch zu schlechten politischen Entscheidungen und Unmut in der Bürgerschaft.
Lächerliche 91 Sekunden Fahrzeitverlust bei Tempo 30 auf 1,9 Kilometern verkraften alle Autofahrer, auch wir. Diese Straße mag einst Peripherie gewesen sein, heute reiht sich Wohnzimmer an Wohnzimmer, Tendenz steigend. Die Zeit ist reif für ein faires Tempo 30 tags und nachts verbunden mit einem modernen Radschnellweg, der die Innenstädte Ravensburg und Weingarten auf schnellstem Weg verbindet. Ohne Umweg!
Das Land spendiert den Radweg sogar. Und was tun FW, BfW, CDU und OB? Diese Wichtigste aller Streckenvarianten schlechtreden. Lieber vergeuden sie Steuergelder für eine absurde Route fernab der Innenstadt Weingarten - als ob es um einen Freizeitradweg ginge. Dabei muss gerade das Zentrum mit seinen Geschäften, Ämtern und Arztpraxen ringsum für Menschen jeden Alters sicher per Rad erreichbar sein. So wird diese große Chance wohl vermasselt in der Sitzung am 22. April.
In zeitgemäßen Zentren wie Kopenhagen oder sogar Denver/USA lautet die Devise schon lange: Motorisierter Verkehr ordnet sich Fußgängern, Radfahrern, Anwohnern unter - nicht umgekehrt. Wir wünschen auch Weingarten Mut zum Fortschritt mit einem zentralen Radschnellweg entlang der L313 - auch und gerade der Sicherheit wegen. Wo wir per Rad schon jetzt schneller sind als per Auto, wird sich diese Investition für lange Zeit auszahlen.
Tanja Schuhbauer, Weingarten
Prof. Joachim Kunstmann, Baindt
Bernhard Gögler, Ravensburg
Bastian Schulz, Kümmerazhofen
Christa Branovics, Weingarten
Ute Amann, Weingarten
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