RND hier Laura Beigel 22.03.2024
Ein Überblick in GrafikenDer Zugang zu sauberem Trinkwasser bleibt ein Luxusgut.
Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit fehlt es an sauberem Trinkwasser. Daran erinnert in diesem Jahr wieder der Weltwassertag. Das ganze Ausmaß der Wasserkrise in Grafiken.
Wasser ist die wichtigste Ressource, die wir Menschen haben. Sie sichert unser Überleben. Ohne Wasser gäbe es keine Nahrungsmittel wie Obst, Getreide oder Gemüse; Bäume und Pflanzen könnten nicht mehr wachsen; Tiere würden verdursten und auch wir Menschen würden ohne Wasser sterben. Eine apokalyptische Vorstellung. Wie wichtig es ist diese Ressource zu schützen, daran erinnert der Weltwassertag jedes Jahr.
Für Menschen in Deutschland ist esselbstverständlich, dass Wasser aus dem Wasserhahn sprudelt, sobald sie ihn aufdrehen. Oder die Klospülung läuft, sobald sie den Knopf drücken. Doch andernorts ist das ganz und gar nicht normal: Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, etwa 3,5 Milliarden keine sauberen Sanitäreinrichtungen.Mehr Konflikte ums Wasser?
Wird das Wasser noch knapper, könnte das aus Sicht der UN-Kulturorganisation Unesco Konflikte entfachen. „Wenn wir den Frieden bewahren wollen, müssen wir nicht nur schnell handeln, um die Wasserressourcen zu schützen, sondern auch, um die regionale und globale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu stärken“, sagte Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay.
Vor allem in Afrika fehlt es an sicheren Trinkwasserzugängen. Die Weltgesundheitsorganisation und Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, verstehen darunter Wasserquellen, die frei zugänglich und frei von fäkalen und chemischen Verunreinigungen sind. Während zum Beispiel in Italien etwa 93 Prozent der Bevölkerung Zugang zu einer solchen Wasserquelle haben, sind es in Äthiopien rund 13 Prozent, in Tschad nur 6 Prozent.
Verbreiteter im afrikanischen Raum sind Trinkwasserquellen, für die die Menschen erst mehrere Kilometer Strecke zurücklegen müssen. Oder ungeschützte, gegrabene Brunnen, aus denen sie ihr Wasser beziehen – das meist mit krank machenden Viren, Bakterien und Schadstoffen verschmutzt ist. Teilweise nutzen die Menschen auch Wasser direkt aus Flüssen, Seen, Teichen, Bächen oder Kanälen.
Eine Studie kam vergangenes Jahr zu dem Ergebnis: Etwa 69 Prozent aller Durchfallerkrankungen, 14 Prozent der akuten Atemwegsinfekte und 10 Prozent der Unterernährung hätten im Jahr 2019 mit sicheren Zugängen zu Trinkwasser, Sanitäranlagen und Hygiene verhindert werden können. Stattdessen starben 510.000 Menschen in Afrika und 593.000 Menschen in Südostasien, weil sie genau das nicht hatten.
Wasserverbrauch steigt
Je mehr die Weltbevölkerung wächst, desto mehr Wasser wird in Zukunft benötigt. Dabei ist der weltweite Wasserverbrauch schon jetzt auf hohem Niveau: Im Jahr 2020 waren es rund 3,9 Billionen Kubikmeter.
Besonders viel Wasser verbrauchen Ostasien und der Pazifikraum. Rund 1,2 Billionen Kubikmeter waren es 2020. Damit ist der Wasserverbrauch im Vergleich zum Vorjahr jedoch gesunken. Auch Europa und Zentralasien verbrauchten weniger Wasser. Doch dieser Rückgang ist nicht in allen Weltregionen zu erkennen:
Landwirtschaft ist größter Wasserverbraucher
Der Grund, warum der Wasserbedarf steigt, sind aus Sicht der Unesco veränderte Ernährungsgewohnheiten. Menschen essen mehr Fleisch, mehr verarbeitete Lebensmittel und Zucker – und um das zu produzieren, braucht es jede Menge Wasser. Um Rindfleisch herzustellen, sind zum Beispiel circa 16.000 Liter Wasser pro Kilogramm nötig. Und allein in Deutschland wurden 2022 laut Bundeslandwirtschaftsministerium rund 9,39 Kilogramm Rindfleisch pro Kopf verzehrt.
Die Landwirtschaft ist der größte Wasserverbraucher. Etwa 71 Prozent des aus dem natürlichen Kreislauf entnommenen Süßwassers entfielen 2020 auf die Landwirtschaft. Aber auch die Industrie und die privaten Haushalte spielen beim Wasserverbrauch eine Rolle.
Wasserstress nimmt zu – auch durch den Klimawandel
Dass Wasser in Zukunft knapper werden könnte, ist aber nicht nur dem geschuldet, dass wir mehr Wasser brauchen und verbrauchen. Auch der Klimawandel sorgt dafür, dass die Süßwasservorräte schrumpfen. Die globale Erwärmung führt zu immer mehr Hitzewellen und Dürren, die Wasser verdunsten lassen, Böden austrocknen und Grundwasserreserven reduzieren.
Um den Wasserstress zu verringern, müssten die Länder ihre Wasserbewirtschaftung verbessern und Anreize für die Landwirtinnen und Landwirte schaffen, um effizienter zu bewässern, argumentiert das WRI. Außerdem sollten Feuchtgebiete und Wälder renaturiert werden, um die Landschaften widerstandsfähiger gegen Klimaextreme wie Dürren zu machen.
„Letztendlich wird die Welt einen ganzheitlichen Ansatz sowie spezifische Lösungen für einzelne Einzugsgebiete und Regionen benötigen“, erklärt das Institut – und appelliert ferner: „Alle Regierungsebenen sowie Gemeinden und Unternehmen müssen sich engagieren, um eine sichere Wasserversorgung für alle zu gewährleisten.“
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