hier im Südkurier 18. März 2024, Kerstin Steinert
648 Millionen Euro soll der Ausbau und die Elektrifizierung des Schienenprojekts zwischen Radolfzell und Friedrichshafen kosten. 2018 schätzten Experten, der Bau kostet 125 Millionen. Warum es doch so viel teurer wird.
Die Mobilitätswende wird kommen – aber sie kommt nicht zum Schnäppchenpreis.
...Bisher gibt es nur Planungen, die Finanzierung ist noch komplett unklar. Wie viel wird der Bund, das Land, die DB und wie vielen werden die Landkreis Konstanz und Bodenseekreis übernehmen müssen, liegt noch im Dunkeln. Und auch, ob das Projekt überhaupt umgesetzt wird – zumindest bezweifeln das einige Konstanzer Kreisräte.Doch wie konnte das Projekt immer teuer werden? Michael Felber von der Infra Go (ehemals DB Netz) versucht den Weg der Kosten in der Sitzung des Konstanzer Kreistages nachzuzeichnen.
1. Erste Planung hatte Lücken
In der allerersten Studie der Schweizer Beratungsfirma für Verkehrsbetriebe SMA lautete die Prognose: 100 Millionen Euro für den Bau. Das war 2013. Fünf Jahre später wurde es bereits etwas teurer. „Wir haben dann gemerkt, dass da noch keine Oberleitungskosten berücksichtigt sind und auch kein Umrichterwerk [Anm.d.Red.: Wechselspannungswandler] vorgesehen ist. Wir haben das dann draufgepackt“, sagt Michael Felber.
2018/2019 sind die Planer also mehr ins Detail gegangen. Die Schätzung der Experten lag da bereits zwischen 125 Millionen und 350 Millionen Euro. „Wir haben dann verschiedene Varianten entwickelt – unter anderen mit der Vorzugsvariante“, sagt Felber. Diese kostete 350 Millionen Euro.
2. Mehr Haltestellen und zweigleisiger Ausbau
Die Vorzugsvariante sieht unter anderem vor, dass die Bahnstrecke zwischen Radolfzell und Friedrichshafen auf einer Länge von 22 Kilometern zweigleisig ausgebaut wird. Aktuell ist die Bodenseegürtelbahn eine eingleisige Bahnstrecke und bereits jetzt stark ausgelastet. Doch künftig soll das Angebot dort ausgeweitet werden – so zumindest die Vorgaben des Landes Baden-Württemberg.
Ziel der Projektpartner sei es, zukünftig mehr regionale und überregionale Verbindungen anbieten zu können, heißt es auf der Homepage der DB. „Gleichzeitig stehen die Verbesserung der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit auf der Agenda. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, ist es notwendig, mehr Kreuzungsmöglichkeiten für sich begegnende Züge zu schaffen. Darum ist abschnittsweise die Ergänzung der bestehenden Strecke um ein zweites Gleis vorgesehen.“...
Zusätzlich zum zweigleisigen Ausbau sollen mehr Haltepunkte geschaffen werden. Sowohl in Espasingen (Landkreis Konstanz) als auch in Mühlhofen Ost und Lipbach/Markdorf Gewerbegebiet (beide Bodenseekreis) sollen neue Haltstellen gebaut werden.
3. Es sollen die gleichen Züge wie auf Hochrheinstrecke fahren
..Auf der Bodenseegürtelbahn sollen die gleichen Fahrzeuge fahren wie auf der Hochrheinstrecke. Dadurch könnte Bahnfahrer problemlos von Basel bis Lindau durchfahren. „Dafür sind die Bahnsteige aber entsprechend zu kurz und nicht hoch genug“, sagt Felber. Also müssen auch die Haltepunkte an der Strecke baulich angepasst werden. Auch das verteuert das Projekt.
4. Hohe Inflationsrate
...„Es ist ein normaler Vorgang, dass man diese Teuerungsraten mitberechnet ....
5. Zusätzliche neue Variante wird berechnet
Nun haben die Experten eine Simulation über die Strecke in einem Computermodell laufen lassen. Über 120 Tage habe man in der allgemeinen betriebswissenschaftlichen Untersuchung den Funktionsablauf getestet. „Darin bringen wir Störeinflüsse ein“, erläutert Felber. In dieser Simulation überprüfe man dann die Verspätungsminuten, die sich in einem bestimmten Rahmen halten müssen. „Da gibt es bestimmte Grenzwerte und da sind wir gehalten, uns an die zu halten“, sagt er.
Aus dieser Simulation heraus habe man festgestellt, dass die Infrastrukturen, die man bislang dato geplant habe, nicht ausreichen. „Es braucht noch mal zusätzliche Infrastrukturen. ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen