hier der Standard / Klimaklartext
Dass sich die Umwelt in einem besorgniserregenden Zustand befindet, muss man Leserinnen und Lesern dieses Newsletters ja nicht erklären. Da ist einerseits die Klimakrise, die das Leben künftiger Generationen ungemütlich macht. Das Artensterben, das manche Fachleute sogar als noch gravierenderes Problem als den Klimawandel sehen. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, tut sich langsam ein neues Umweltproblem auf – nämlich jenes der sogenannten „Ewigkeitschemikalien“.
Unter dem griffigen Namen versteht man die sogenannten per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, kurz PFAS. Diese Gruppe an Stoffen ist eigentlich äußerst praktisch: Sie sind wasser- und ölabweisend, beständig gegen hohe Temperaturen und Chemikalien.
Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass euch PFAS bereits das Leben erleichtern: Etwa als Teflonbeschichtung in der Bratpfanne oder als wasserabweisende Schicht auf der Regenjacke. Auch in der Medizin, Raumfahrt oder in der Chipherstellung – die ja künftig verstärkt in Europa stattfinden soll – werden PFAS eingesetzt.
Doch PFAS tragen nicht umsonst den Beinamen „Ewigkeitschemikalien“. Sie werden in der Natur nicht abgebaut, sondern reichern sich immer weiter im Grundwasser, im Boden, in der Nahrung an. Das ist ein Problem, denn viele Stoffe der Gruppe gelten als toxisch oder stehen im Verdacht, krebserregend zu sein.
Rund um Fabriken, wo PFAS eingesetzt wurden, sind Anwohnende wegen hoher Verschmutzungswerte angehalten, Gemüse aus dem eigenen Garten nicht zu essen. Aber auch in der Donau und selbst in der Arktis sind PFAS nachweisbar. Sie haben bereits in kleinsten Konzentrationen – gemessen wird in Billionstel Gramm – einen Effekt.
Am besten, man lässt die problematischen Stoffe nicht in die Umwelt entkommen – oder produziert sie erst gar nicht. Doch wo kann man am ehesten auf PFAS verzichten? Gemeinsam mit dem ungarischen Investigativmedium "Átlátszó" hat sich meine Kollegin Alicia Prager in einer ausführlichen Recherche der „Ewigkeitschemikalien“ angenommen.
Nicht nur mit Chemikalien belastet, sondern auch zu warm ist die Donau. Noch vor wenigen Jahren erreichte die Donau in Linz im Sommer Höchsttemperaturen von 19 bis 20 Grad. In den letzten Jahren waren es bereits 22 bis 23 Grad. Das ist nicht nur für die Tierwelt ein Problem – die Donau ist das fischreichste Flusssystem Europas – sondern auch für die Industrie. Die Voest zieht in Linz Wasser für die Kühlung ihres Stahlwerks aus der Donau, ebenso braucht das Kernkraftwerk Paks in Ungarn Kühlwasser. Doch je wärmer das Donauwasser ist, desto weniger Hitze kann es im Kühlkreislauf aufnehmen – was in Zukunft zu Einschränkungen der Produktion führen könnte.
Flüssen kommt auch im Renaturierungsgesetz der EU eine große Bedeutung zu. 25.000 Kilometer sollen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in frei fließende Flüsse zurückversetzt werden. Auch Wälder sollen wiederaufgeforstet, Moore wiedervernässt werden. Insgesamt sollen 20 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU bis 2050 in einen natürlichen Zustand zurückversetzt werden.
Das EU-Parlament hatte im Februar nach monatelanger, hitziger Debatte für das Vorhaben gestimmt. Die EU-Umweltministerinnen und -minister hätten das Gesetz diesen Montag eigentlich absegnen sollen. Doch die Abstimmung wurde kurzfristig abgesagt. Damit das Gesetz beschlossen werden kann, braucht es eine qualifizierte Mehrheit im Rat – also die Zustimmung von 15 der 27 Mitgliedsstaaten, die mindestens 65 Prozent der Bevölkerung repräsentieren. Doch dafür fehlt laut EU-Kreisen noch die Zustimmung eines Landes. Zuletzt hatten die Niederlande und Ungarn ihre Zustimmung zurückgezogen, Österreich wird sich enthalten (so wie Deutschland auch).
Und zum Abschluss dieses Newsletters kommen wir doch noch zurück zur Klimakrise. Kollegin Nora Laufer fragt in einer Artikelserie die Positionen der österreichischen Parteien zum Klimaschutz ab (hier geht es zum ersten Teil zur FPÖ.) Die Neos setzen dabei auf Marktmechanismen. So wollen sie etwa eine Verachtfachung des CO2-Preises, die Pendlerpauschale abschaffen und dafür die Steuern senken. Hier lest ihr, was an den Ideen der Pinken dran ist.
Viel Freude beim Lesen wünscht
Philip Pramer
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