Spiegel hier 19.02.2023 Heiner Hoffmann und Carmen Abd Ali
Inselstaaten wie Kap Verde leiden besonders stark unter den Folgen des Klimawandels. Ein neuer Ansatz soll Rettung bringen: Das Land bekommt die Schulden erlassen, wenn es das Geld in einen Klimafonds steckt.
....Die Kapverden liegen mehr als 600 Kilometer vor der Küste Senegals, mitten im Atlantik, doch geografisch gehört die Inselgruppe zur Sahelzone. Das heißt: Es ist trocken hier, sehr trocken, nur in wenigen Wochen im Jahr regnet es. Und die Statistiken zeigen: Der Niederschlag wird immer weniger. Aber wenn es einmal regnet, dann oft so stark, dass Fluten Straßen und Häuser zerstören.
Die Kapverdischen Inseln sind in mehrfacher Hinsicht akut durch den Klimawandel gefährdet: Während die Extremwetterereignisse häufiger werden, droht der Meeresspiegel anzusteigen, zudem wird der Atlantik schon jetzt immer saurer, Korallenriffe sterben aus, viele Fische wandern in andere Gebiete ab. »Wir tragen so gut wie nichts zum Klimawandel bei, aber wir müssen ihn ausbaden«, sagt Alexandre Rodrigues, zuständiger Klimaberater im Umweltministerium.
Ende Januar war Uno-Generalsekretär António Guterres auf dem Archipel, auch er warnte eindringlich, die Kapverden seien »an der Frontlinie einer existenziellen Krise«, eines »Leben-oder-Tod-Notfalls«, und zeigte sich »zutiefst frustriert« darüber, dass die Regierungen im Rest der Welt nicht genug dagegen unternähmen.
Dabei hat die Inselgruppe große Pläne, der Berater des Ministeriums kann stundenlang davon erzählen, was alles getan werden könnte: Meerwasser-Entsalzungsanlagen, um Äcker zu bewässern. Windräder und Solarkraftwerke. Aquafarmen, um die Fischerei zu retten. Künstliche Korallenriffe. Die Liste ist lang. Allein es fehlt: das Geld. Aus dem überschaubaren Staatshaushalt sind all diese Maßnahmen nicht zu finanzieren.
Doch nun ist Hoffnung in Sicht. Anfang Februar hat Kap Verde einen Deal mit der ehemaligen Kolonialmacht Portugal unterzeichnet. Der sieht folgendes vor: die 140 Millionen Euro Schulden beim portugiesischen Staat werden schrittweise erlassen – unter der Voraussetzung, dass die Regierung in Praia den Betrag eins zu eins in einen Klimafonds steckt. Daraus sollen die Pläne des Umweltministeriums finanziert werden, die genauen Inhalte werden noch ausgehandelt. Kap Verde gehört zu den ökonomisch stabileren Ländern Afrikas, was die Erfolgsaussichten eines solchen Deals erhöht. Bis 2025 sollen bereits zwölf Millionen Euro in den Klimafonds fließen. »Das ist ein echter Durchbruch«, schwärmt Berater Rodrigues. »Und hoffentlich erst der Anfang, dem andere Gläubiger folgen werden.«
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