Mittwoch, 22. März 2023

Warum kämpft nur die Umweltministerin gegen den Flächenfraß?

Mich irritiert tatsächlich, dass Steffi Lemke immer alleine in der Schusslinie steht, wenn es um Flächenverbrauch geht, z.B. beim  Autobahn-Neubau. Von Özdemir ist nichts zu sehen und nichts zu hören. Dabei verliert doch die Landwirtschaft am Allermeisten durch diesen Flächenfraß in der Landschaft. Er müsste ihr zumindest beistehen in der Öffentlichkeit!
Ich habe daher einfach mal versucht, eine Antwort zu bekommen. Hier ist sie:


...Als zentrale Anlaufstelle für Bürgeranfragen an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind wir gebeten worden, Ihnen zu antworten, und bitten zugleich um Verständnis, dass dies bei der Vielzahl von Anfragen und Mitteilungen nicht von Herrn Bundesminister Cem Özdemir persönlich erfolgen kann.


Gerne geben wir Ihnen aber einige Hinweise zu dem von Ihnen angesprochenen Thema "Flächenfraß":

Ein wichtiges Ziel des Bundesminsteriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist es, landwirtschaftliche Flächenverluste soweit wie möglich zu reduzieren. Idealerweise sollte die vorhandene landwirtschaftliche Fläche vollständig und nutzbar erhalten werden.

Ein wichtiges Instrument der Bundesregierung, dieses Ziel zu erreichen, ist die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Hierin ist festgehalten, dass die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag gesenkt werden soll.

Langfristig wird eine Flächenkreislaufwirtschaft angestrebt. Das bedeutet: Perspektivisch soll in der Summe überhaupt keine zusätzliche Fläche mehr für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen werden.


Flächenverluste zulasten der Landwirtschaft gehen häufig mit Versiegelung einher. Diese macht Böden undurchlässig für Niederschläge und zerstört die natürlichen Bodenfunktionen, zu denen auch die klimawirksame Speicherung von Kohlenstoff gehört.

Die Daten des Statistischen Bundesamtes belegen, dass Deutschland bei der Reduzierung der Flächeninanspruchnahme auf dem richtigen Weg ist. Der Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke lag in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende noch deutlich über 100 Hektar pro Tag. Seit 2005 ist ein rückläufiger Trend zu beobachten. Zuletzt (Durchschnitt der Jahre 2017-2020) lag der Wert bei rund 54 Hektar.

Aus Sicht des BMEL sind jedoch auch diese 54 Hektar noch zu viel. Ziel muss eine schnellstmögliche weitere Absenkung landwirtschaftlicher Flächenverluste sein. Hier sind also noch einige weitere Anstrengungen erforderlich.

Da die Zuständigkeiten für konkrete Entscheidungen meist bei zuständigen Akteuren vor Ort liegen, setzt sich das BMEL vor allem bei der EU, innerhalb der Bundesregierung sowie gegenüber den Ländern für eine deutliche Reduzierung landwirtschaftlicher Flächenverluste ein (BMEL-Beitrag "Landwirtschaftliche Flächenverluste").

Darüber hinaus könnten für Sie auch nachfolgend genannte Beiträge von Interesse sein:


Was nützen denn all diese schönen Nachhaltigkeitsstrategien und Bodenstrategien wenn es dann heißt: "man kann keinen direkten Einfluss vor Ort nehmen? Die relevanten Entscheidungen fallen vor Ort in den Gemeinden..." Angesichts unseres verfehlten Regionalplanes ist das doch eine absolute Bankrott-Erklärung.... Die EU will, die Bundesrepublik will, das Land will - aber leider , leider wollen die Bürgermeister der Gemeinden halt die Gewerbesteuer haben. Pech gehabt EU, Deutschland und Baden-Württemberg! Pech gehabt ihr Bürger, die ihr euch um die Zukunft des Planeten sorgt!

linkes Bild: Protest in Isny

Offizielle Seite: Verringerung landwirtschaftlicher Flächenverluste
Seit 1992 wurden in Deutschland gut 1,42 Millionen Hektar Landwirtschaftsfläche überbaut oder in andere Nutzungen umgewandelt. 2022 werden täglich 54 Hektar Fläche für „Siedlung und Verkehr“ (SuV) umgewidmet. 

Die Landwirtschaftsflächen sind noch weitaus stärker betroffen als andere Flächenarten, denn sie werden zusätzlich für Kompensationsmaßnahmen in Anspruch genommen, die aufgrund der umgewidmeten 54 Hektar in SuV erforderlich werden. Diese belaufen sich auf weitere 72 Hektar/Tag. In der Summe gehen 126 Hektar/Tag für die Nahrungsmittelproduktion verloren.

Diese Entwicklung bedarf dringend einer wirkungsvollen Bremse, denn Böden sind ebenso wie Wasser und Luft, die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Böden sind nicht erneuerbar und nicht vermehrbar, sie brauchen zehntausende von Jahren für ihre Entstehung. Sie speichern Kohlendioxid (CO2), Nährstoffe und Wasser. Sie sind die Basis für die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsenden Rohstoffen.

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie hat Weichen gestellt, den Flächenverlusten entgegenzuwirken. Mit den Zielen „Ernährungssicherung“ und „Eindämmung des Flächenverbrauchs für Siedlung und Verkehr auf weniger als 30 Hektar/Tag bis 2030“, setzt sie den Maßstab für die dringend erforderliche Entwicklung. Die nächste relevante Etappe ist im Klimaschutzplan festgeschrieben. Ein Flächenverbrauchssaldo von „Netto-Null“ bis 2050 (Flächenkreislaufwirtschaft) soll den weiteren Zugriff auf unversiegelte Flächen stoppen.

Die EU-Bodenstrategie macht konkrete Vorgaben, wie durch „Verbrauchshierarchien“ eine Verringerung des Flächenverbrauchs erreicht werden kann. Vorhandene Flächenpotentiale müssen demnach optimal ausgeschöpft werden, indem möglichst viele parallele Nutzungen auf derselben Fläche realisiert werden.

Der Bund kann jedoch nur den Rahmen setzen, in dem landwirtschaftliche Flächenverluste dringend verringert werden sollen. Die relevanten Entscheidungen fallen vor Ort in den Gemeinden. Auf die kommunale Planungshoheit kann der Bund keinen direkten Einfluss nehmen. Der Bund sensibilisiert jedoch die Kommunen für die hohe Relevanz des Flächensparziels für den Klimaschutz, die Ernährungssicherung und die regionalen Strukturen. Zudem wird gegenüber der Kommunen für Mehrfachnutzungen und Flächensparmaßnahmen geworben.



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