Zeit hier 17. September 2025, Quelle: dpa Hamburg/Schleswig-Holstein
Energiepolitik: Gegenwind aus Schleswig-Holstein für Reiches Energiepläne
Energiepolitik: Ziehen Wolken über dem Ausbau der Windenergie in Schleswig-Holstein auf?
In der Debatte um eine Neuausrichtung der Energiepolitik bekommt Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) Gegenwind vom Koalitionspartner SPD. Reiche habe aus dem Monitoringbericht zur Energiewende falsche politische Schlussfolgerungen gezogen, kritisierte die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Serpil Midyatli.
Ihr Zehn-Punkte-Plan sende ein fatales Bremssignal für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien. «Das kann nicht im Interesse Schleswig-Holsteins sein. Eine Rolle rückwärts in der Energiewende wäre schädlich für unser Land», so Midyatli, die in Schleswig-Holstein Vorsitzende des SPD-Landesverbands und der SPD-Landtagsfraktion ist.
Der Ausbau erneuerbarer Energien habe vor allem in Schleswig-Holstein Wohlstand gefördert, zahlreiche hoch qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und zur Ansiedlung vieler hochtechnologischer Unternehmen geführt, betonte Midyatli. «Mit ihren Aussagen gefährdet die Bundeswirtschaftsministerin diese Errungenschaften und verunsichert die gesamte Branche.»
Auf Grundlage des Monitoringberichts hatte Reiche zehn «Schlüsselmaßnahmen» vorgeschlagen. So sollen erneuerbare Energien weiter gefördert werden - die bisherige fixe Einspeisevergütung für Neuanlagen aber soll abgeschafft werden. Subventionen sollten systematisch gesenkt werden.
Midyatli fordert klares Bekenntnis der Landesregierung
Aus Midyatlis Sicht ist dagegen ein klares Bekenntnis zum Ausbau der erneuerbaren Energien nötig, die Ausbauziele müssten mit aller Kraft weiter verfolgt werden. «Der Anteil von Gas an der Stromproduktion ist dabei so gering wie möglich zu halten – nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch aus Kostensicht. Strom aus erneuerbaren Energieanlagen ist unschlagbar günstig.»
Midyatli fordert von der schwarz-grünen Landesregierung unter Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) eine klare Positionierung. «Der Ministerpräsident muss die Interessen Schleswig-Holsteins entschieden gegen den Willen seiner CDU-Parteikollegin durchsetzen», forderte die Oppositionschefin. Ihre Fraktion habe eine Aktuelle Stunde zum Thema in der nächsten Landtagssitzung beantragt.
Kritik auch von der IG Metall
Auch die IG Metall Küste kritisiert Reiches Pläne. Eine Befragung zeige, dass die Windindustrie in Deutschland vor großen Herausforderungen stehe, teilte Bezirksleiter Daniel Friedrich mit. «Die Stimmung ist ohnehin schon gedrückt. Die Pläne von Ministerin Reiche lassen Schlimmes befürchten. Dem Ausbau der Erneuerbaren sowie der Industrie in Deutschland hat die Ministerin mit ihren Plänen einen Bärendienst erwiesen.» Die Branche brauche Planungssicherheit und Klarheit, das Vorgehen des Ministeriums verunsichere allerdings Investoren und Unternehmen weiter.
«Die Windindustrie ist zentral für die Energiewende und die industrielle Wertschöpfung in Deutschland», so Friedrich. Die Regierung dürfe nicht nur auf die Kosten schauen, sondern müsse auch Sicherung und Ausbau von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in den Mittelpunkt stellen. «Es bleibt dabei, wer heute beim Ausbau der Erneuerbaren spart, zahlt später doppelt und dreifach für den teuren Strom.»
Aus Sicht der FDP-Landtagsfraktion geht der Zehn-Punkte-Plan dagegen in die richtige Richtung. «Es ist doch offenkundig, dass es bei der Energiewende erheblichen Korrekturbedarf in Sachen Kosteneffizienz und mittelfristiger Versorgungssicherheit gibt», so der Vorsitzende Christopher Vogt.
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Lang erwartet, endlich da: Der Hashtag#Energiewende-Check von Katherina Reiche
Eine der Kernaussagen der gestern präsentierten Studie: Die Nachfrage nach Strom wird zwar steigen, aber weniger stark als bisher gedacht (siehe Grafik).
Warum das wichtig ist: An diesen Annahmen orientiert sich der Ausbau der erneuerbaren Energien, also Windräder, Solaranlagen und weiterer grüner Stromerzeugung.
Woran das liegt: Bisher wurde ein schneller Umstieg auf E-Autos, Wärmepumpen und strombasierter Hitze in der Industrie (zum Beispiel zum Schmelzen von Metallen oder Glas) angenommen – doch die erhoffte „Elektrifizierung“ kommt nicht so schnell voran wie bisher gedacht.Brisant: Der Rückgang liege auch daran, dass „Produktion geschlossen wird“, räumte Reiche ein. Heißt: Werden in der Folge nun die Szenarien für 2030 nach unten korrigiert, wird nicht mit einer Rückkehr der bereits abgewanderten Industrie gerechnet. Der Rückgang der energieintensiven Industrie wird vielmehr eingepreist.
Von der SPD kommt scharfe Kritik. Energiepolitikerin Nina Scheer spricht von einem „Kurs der Deindustrialisierung“, Umweltminister Carsten Schneider fordert Nachbesserungen. Doch trotzdem sind die Annahmen vermutlich realistisch.
Mehr zum Energiewende-Monitoring heute Morgen im The Pioneer Hauptstadt-Briefing und Hintergründe hier: https://lnkd.in/e9ua2t-c
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The day after Hashtag#EnergiewendeMonitoring
Wir haben mal durchgerechnet, was der neue Kurs von Wirtschaftsministerin Reiche bedeutet: weniger Dynamik bei der Energiewende, weniger Wachstum für die Wirtschaft und weniger Arbeitsplätze!
Die Bundesregierung senkt die
Stromnachfrage-Prognose für 2030. Klingt technisch, hat aber enorme Wirkung: Der Ausbaubedarf an Erneuerbaren Energien sinkt. Oder, wie Friedrich Merz es nannte: ,Wir können bei den Erneuerbaren ruhig etwas weniger machen.'
Konkret heißt das: Für 80% Erneuerbare bräuchte es nur noch rund 480 TWh – statt 600. Der Erneuerbaren-Ausbau könnte im Worst Case um 20-25 Prozent gebremst werden. Mit gefährlichen Nebenwirkungen, wie unsere Studie mit dem Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) zeigt:
Weniger Ausbau = weniger Jobs
65.000 Arbeitsplätze in der Branche stehen bis 2030 auf dem Spiel.
Weniger Ausbau = weniger Investitionen
Wenn der Ausbau bis 2030 um 25% langsamer läuft, fehlen am Ende 65 Milliarden Euro an privaten Investitionen.
Weniger Ausbau = schwächere Wertschöpfung
Die wirtschaftlichen Impulse aus Betrieb und Wartung Erneuerbarer wären 2030 um 2 Milliarden Euro geringer.
Fazit: Mitten in einer Rezession riskiert das Bundeswirtschaftsministerium eine neue Delle beim Ausbau der Erneuerbaren – mit massiven wirtschaftlichen Folgen. Die Hashtag#Energiewende ist ein zentraler Wachstumstreiber. Wer jetzt bremst, verspielt Zukunft, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze.
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