Zeit hier 24. September 2025 Quelle: DIE ZEIT, AFP, dpa, maw
Klimaziele: China will seine Emissionen von Treibhausgas deutlich reduzierenBild: Videoansprache von Xi hier
China erreicht den Höchststand von Treibhausgasemissionen womöglich noch 2025. In den nächsten zehn Jahren will das Land seine Emissionen um bis zu zehn Prozent senken.
In einer Videoansprache beim Klimagipfel der UN hat der chinesische Präsident Xi Jinping ein neues Ziel im Kampf gegen den Klimawandel bekannt gegeben.
China will seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2035 deutlich verringern. Die Netto-Treibhausgasemissionen sollten in der gesamten chinesischen Wirtschaft "um sieben bis zehn Prozent gegenüber dem Höchststand reduziert werden", teilte Präsident Xi Jinping mit. Wann genau der Höchststand erreicht sei, sei noch unklar, dies könne aber in diesem Jahr der Fall sein. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt werde endlich die Emissionen der Treibhausgase senken, die zu Erderwärmung und extremem Wetter beitragen, sagte Xi bei einem Klimagipfel der UN. Ohne die USA zu nennen, kritisierte er Länder, die sich gegen den globalen Übergang zu sauberer Energie stemmten.
Die deutsche Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch sprach von einem "qualitativen Wendepunkt" in Chinas Klimapolitik. Es ist das erste Mal, dass China ein kurz- oder mittelfristiges klimapolitisches Ziel veröffentlicht. Bislang hatte das Land lediglich angekündigt, bis 2060 klimaneutral werden zu wollen und vor 2030 den Höchststand bei den Treibhausgasemissionen hinter sich zu lassen. Dieses Ziel scheint für die Volksrepublik wegen des Aufschwungs der Solarenergie und der Elektromobilität noch im Jahr 2025 erreichbar. Zudem kündigte Xi an, dass China seine Wind- und Solarenergienutzung im Vergleich zu 2020 auf das Sechsfache erhöhen werde.
Xi und der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kritisierten bei dem Gipfel US-Präsident Donald Trump, der erneuerbare Energie und das Konzept des Klimawandels zuletzt öffentlich attackiert hatte. "Während ein Land dagegen handelt, sollte sich die internationale Gemeinschaft weiter auf die richtige Richtung konzentrieren", sagte Xi. Keiner sei vor den Auswirkungen des Klimawandels sicher, sagte Lula. "Mauern an Grenzen werden Dürren oder Stürme nicht stoppen. Die Natur beugt sich nicht Bomben oder Kriegsschiffen. Kein Land steht über einem anderen. Wir alle könnten verlieren, weil das Leugnen tatsächlich gewinnen könnte", teilte er weiter mit.
Guterres lobt Indien und China
UN-Generalsekretär António Guterres lobte China und auch Indien für ihre Entwicklungen im Kampf gegen die Klimakrise. Beide hätten einige ihrer selbst gesetzten Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich früher erreicht als geplant, sagte er. Und: Im vergangenen Jahr sei weltweit doppelt so viel in saubere Energie investiert worden wie in Öl, Gas und Kohle – trotz enormer Subventionen für diese fossilen Brennstoffe, die die Märkte verzerrten, teilte Guterres mit. Er hatte angesichts der bevorstehenden Klimaverhandlungen COP30 in Brasilien im November den Sondergipfel während der Generaldebatte der UN-Vollversammlung einberufen.
ARD hier 25.09.2025 Giselle Ucar
Chinas überraschende Ankündigung
Der kurze UN-Klimagipfel hat es in sich: Experten warnen. Staatschefs präsentieren ihre Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel. Die USA nehmen nicht teil. Und Chinas Staatschef Xi prescht überraschend vor.
10 Jahre ist es her, dass bei der UN-Klimakonferenz in Paris ein Abkommen geschlossen wurde. Das Ziel: Die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Um Folgen des Klimawandels wie extreme Hitze, Feuer, Dürre, Wasserknappheit, Überschwemmungen oder starke Bodenerosion einzudämmen. Bei mehr als 1,5 Grad Celsius werden diese Gefahren zunehmend unkontrollierbarer, warnt Johan Rockström, wissenschaftlicher Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Im vergangenen Jahr sei die globale Durchschnittstemperatur zum ersten Mal über 1,5 Grad Celsius gestiegen. Das sei ein ernstes Problem.
Auch seine Kollegin Katharine Hayhoe von der Texas Tech University versucht auf dem kurzen Klima-Gipfel der diesjährigen UN-Vollversammlung in New York wachzurütteln: "Die Wissenschaft sagt uns, dass jedes bisschen Erwärmung zählt - jedes Jahr zählt, jede Entscheidung zählt - nicht für den Planeten. Der Planet wird es überstehen. Es zählt für uns."
Einige Länder machen Fortschritte
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hebt in seiner Rede positive Entwicklungen hervor: Einige Länder hätten ihre selbst gesetzten Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich früher erreicht als geplant. Wir stehen am Beginn einer neuen Energie-Ära, sagt Guterres.Auch, wenn Klimaschutz bei der diesjährigen UN-Generaldebatte nicht wirklich im Fokus steht - der kurze Klima-Gipfel bei den Vereinten Nationen ist hochkarätig besetzt: Frankreichs Präsident Macron oder der türkische Präsident Erdogan - die anwesenden Staats- und Regierungschefs verkünden, welchen Beitrag ihr Land im Kampf gegen den Klimawandel leisten will oder welche Erfolge schon erzielt wurden.
Bis 2035 Emissionen senken
Chinas Präsident Xi Jinping verkündet dabei die größte Überraschung: "Bis 2035 werden die Treibhausgasemissionen Chinas um sieben bis zehn Prozent sinken."
Während die Weltmacht China ihr Engagement im Klimaschutz ausbauen will, machte US-Präsident Donald Trump am Tag zuvor in seiner Rede bei den UN klar, warum er aus dem Klimaabkommen ausgestiegen ist. Höhere oder tiefere Temperaturen - was auch immer zur Hölle passiert, immer ist es der Klimawandel, ärgerte sich Trump.Seiner Meinung nach der größte Betrug, der jemals auf der Welt begangen wurde. Er halte nichts von erneuerbaren Energien. Mit denen könne man kein Geld verdienen, sondern verliere sogar welches, weil es subventioniert werden müsse. "Wenn ihr von diesem grünen Betrug nicht wegkommt, scheitert euer Land", meint Trump.
Vorbereitung für nächste große Klimakonferenz
Der UN-Klimagipfel am Rande der Vollversammlung galt als Vorbereitung für die nächste große Klimakonferenz. Die findet im November in Brasilien statt. Teilnehmende Länder sollten dem Gastgeber - Präsident Lula da Silva - dafür eigentlich bis Anfang des Jahres neue Fünfjahrespläne zur Eindämmung von CO2-Emissionen vorlegen. Nicht einmal ein Viertel hat diese Frist eingehalten.
Lula appelliert an die Länder, ihre neuen Ziele bald vorzulegen. Der Erfolg der nächsten Klimakonferenz hänge davon ab.
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