Donnerstag, 25. September 2025

„Day Zero Dürren“ drohen: Die Hotspots befinden sich auch im europäischen Mittelmeerraum.

Frankfurter Rundschau  hier  25.09.2025, Moritz Bletzinger

Millionen Menschen droht der „Tag Null“: Studie zeichnet düsteres Szenario in Europa

Wissenschaftler alarmieren: Bereits 2030 könnten erste Gebiete ohne Trinkwasser sein. In Europa befinden sich mehrere Länder in enormer Gefahr.

Stellen Sie sich vor, Sie drehen den Wasserhahn auf – und es kommt nichts. Kein Tropfen. Eine neue Studie zeichnet ein erschreckendes Bild: Bereits in diesem Jahrzehnt könnten Millionen Menschen weltweit vor genau dieser Situation stehen.

„Day Zero Dürren“ drohen: Die Hotspots befinden sich laut Studie in Nordafrika, Zentralasien und dem europäischen Mittelmeerraum.

Forscher der Busan National University in Südkorea haben in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications eine Analyse veröffentlicht, die aufhorchen lässt. Ihre Klimasimulationen zeigen:
In 35 Prozent der gefährdeten Regionen weltweit könnte bereits zwischen 2020 und 2030 die sogenannte „Day Zero Dürre“ eintreten.

Besonders dramatisch wird die Lage im Mittelmeerraum. Länder wie Spanien, Italien und Griechenland stehen vor einem Wasserkollaps, der schon in den nächsten Jahren eintreten könnte – auf Sardinien gilt die Lage bereits jetzt als „verzweifelt“. Aber auch das südliche Afrika und Teile Nordamerikas sind bedroht.

Die Studie unter Leitung von Vecchia Ravinandrasana und Christian Franzke untersuchte erstmals weltweit, wann und wo sogenannte „Day Zero Droughts“ auftreten werden.

Die Zahlen sind alarmierend: Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten 750 Millionen Menschen von extremer Wasserknappheit betroffen sein – 470 Millionen davon in Städten, 290 Millionen auf dem Land. „Unseren Berechnungen zufolge könnten aufgrund der zunehmenden Schwere des hydrologischen Stresses 14 Prozent der großen Wasserreservoirs bereits während ihrer ersten Stunde-Null-Dürre-Ereignisse austrocknen, mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen“, warnt Franzke.

Selbst 1,5-Grad-Ziel löst Dürre-Szenario laut Analyse nicht

Selbst wenn die Menschheit das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht, wird das Problem nicht verschwinden. „Unsere Studie zeigt, dass die globale Erwärmung Day-Zero-Dürre-Bedingungen weltweit verursacht und beschleunigt. Selbst wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen, werden Hunderte von Millionen Menschen immer noch mit beispiellosen Wasserknappheiten konfrontiert sein“, erklärt Ravinandrasana.

Länder vor dem Kollaps

Das Forschungsteam analysierte 100 Klimaszenarien und berücksichtigten dabei mehrere Faktoren: anhaltende Niederschlagsdefizite, sinkende Wasserstände in Flüssen, steigende Verdunstung und wachsenden Wasserbedarf durch Bevölkerungswachstum.

Keine deutschen Regionen von Dürre-Prognose betroffen – aber Lage auch hier nicht zu unterschätzen
Deutsche Regionen sind laut der Analyse nicht unter den ersten Hotspots aufgeführt. Dennoch warnen Fachleute vor Sorglosigkeit, da auch hierzulande die Sommer trockener werden. Wasserknappheit zwingt im Sommer immer mehr Kommunen zum Handeln und auch der Frühling 2025 war unnormal trocken.

Ravinandrasana betont: „Day-Zero-Dürren sind kein fernes Szenario mehr: Sie passieren bereits. Ohne sofortige Anpassung und nachhaltiges Wassermanagement werden Hunderte von Millionen Menschen wahrscheinlich mit beispiellosen zukünftigen Wasserknappheiten konfrontiert sein.“ 

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