Ich möchte Sie heute persönlich über die jüngsten Entwicklungen rund um Stuttgart 21 und die Gäubahn informieren.
Es ist viel passiert – und manches davon macht mir Mut.
- Die Bahn hat eine neue Chefin
- Neuigkeiten aus Stuttgart: Erhalt des Kopfbahnhofs rückt ein Stück näher
- Überblick über unsere beiden Klageverfahren
- Der Pfaffensteigtunnel: ein finanzielles und verkehrliches Desaster
- Bürgerbegehren Bahnhof mit Zukunft
Die Bahn hat eine neue Chefin
Mit der neuen Bahnchefin Frau Palla verbinden wir die klare Erwartung, dass die Deutsche Bahn AG ihren destruktiven Kurs überprüft und die auch durch unsere Klageverfahren und öffentlichen Veranstaltungen gewonnene Zeit dazu nutzt, die Planungen für den Stuttgarter Bahnknoten dahingehend zu ändern, dass zusätzlich zum viel zu kleinen Tiefbahnhof zumindest wesentliche Teile des Kopfbahnhofs erhalten bleiben und damit die Gäubahn ohne Unterbrechung am Hauptbahnhof angebunden bleibt. Als ehemalige
DB Regio Chefin müsste sie zudem mehr Verständnis dafür aufbringen, Reaktivierungen stillgelegter Bahnstrecken, den durchgehend zweispurigen Ausbau der Gäubahn und Streckenelektrifizierungen für eine starke Bahn in der Fläche anzugehen. Wir suchen das Gespräch mit ihr und wollen wissen, welche anderen Prioritäten als die bisherigen Vorstandsvorsitzenden sie setzt.
Neuigkeiten aus Stuttgart: Erhalt des Kopfbahnhofs rückt ein Stück näher
Das Wichtigste zur Gäubahn: Wir haben ein weiteres Jahr Zeit gewonnen.
So blicken wir zufrieden auf ein weiteres Jahr Anschluss der Gäubahn über den Kopfbahnhof bis März 2027. Das sollte genügen für die nächsten Verhandlungen unserer beiden Hauptsache-Klagen zum Erhalt des Gäubahnanschlusses über den Kopfbahnhof.
Inzwischen hat die Deutsche Bahn AG öffentlich eingestehen müssen, dass ein Parallelbetrieb von Tief- und Kopfbahnhof technisch möglich ist. Genau dafür kämpfen wir seit Jahren – und damit rückt der dauerhafte Erhalt des Kopfbahnhofs ein Stück näher. Zur Erfüllung der Klimaschutzverpflichtung aus dem Pariser Klimaabkommen muss Deutschland die Fahrgastzahlen auf der Schiene verdoppeln. Dieses Ziel ist in den Koalitionsverträgen von 2018 sowie 2021/22 festgeschrieben.
Mit dem auf acht Gleise verengten Tiefbahnhof S21 ist eine solche Verdoppelung jedoch nicht erreichbar. Daher sind wir zuversichtlich, Bundesregierung und Bahn AG auch über unsere Klimaschutz-Verfassungsbeschwerde zum Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs bewegen zu können.
Überblick über unsere beiden Klageverfahren
Auch bei unseren Gäubahn-Klagen gibt es Neuigkeiten. Im ersten Verfahren wenden wir uns gegen die geplante nun langjährige oder gar dauerhafte Abtrennung der Gäubahn vom Hauptbahnhof.
Stuttgart 21 wurde als Gesamtprojekt genehmigt, und der Planung sah eine enge zeitliche Abfolge aller Bauabschnitte vor, wobei lediglich eine kurzfristige Unterbrechung der Gäubahnzuführung von vier bis sechs Monaten vorgesehen war. Diese Grundlage entfällt jedoch, da die Pläne geändert wurden und die Gäubahnstrecke voraussichtlich erst ab 2040 durch den Pfaffensteigtunnel über den Flughafen an den Hauptbahnhof führen soll. Dadurch ist unserer Meinung planerische Zusammenhang der Abschnitte verletzt und statt einer kurzen Unterbrechung droht nun eine – selbst nach Angaben der Deutschen Bahn – mindestens sechsjährige, wahrscheinlich aber zehn- bis fünfzehnjährige Abtrennung der Strecke. Die DUH hat daher beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg die Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart vom Februar 2025 beantragt, um die dauerhafte Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof zu sichern und die unzulässige jahrelange Unterbrechung zu verhindern.
Parallel dazu führt die DUH ein zweites Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Ziel in diesem Verfahren ist es, dass die bestehende Planung geändert wird.
Denn die ursprünglich vorgesehenen Maßnahmen – insbesondere der Abtrag des Damms im Bereich der Rampe zum Gäubahnviadukt – sind heute völlig unnötig. Eine Umsetzung der veralteten Planung würde eine Unterbrechung der Gäubahn erzwingen, obwohl die Strecke technisch auch ohne diese alten Maßnahmen erhalten werden kann.
Der Pfaffensteigtunnel: ein finanzielles und verkehrliches Desaster
Über den – wenn er tatsächlich gebaut würde – längsten Bahntunnel Deutschlands, den Pfaffensteigtunnel, sollen zukünftig die Züge der Gäubahn-Strecke aus Zürich, Singen und Horb zum Stuttgarter Flughafen und dem Stuttgart-21-Tiefbahnhof fahren können. Doch es wird immer klarer, dass der 11 Kilometer lange und in zwei Röhren nebeneinander geplante Pfaffensteigtunnel ein finanzielles und verkehrliches Desaster ist. Ursprünglich mit weniger als einer Milliarde Euro veranschlagt, liegen die realistischen Kosten mittlerweile bei rund 3,5 Milliarden Euro – für einen Bahntunnel der täglich weniger als 100 Fahrgäste zum Flughafen vorsieht und mit starkem Gefälle durch einen schwierigen Baugrund führt. Für den Güterverkehr ist er nicht nutzbar, für die Fahrgäste bringt er keine Vorteile.
Dass der Tunnel trotzdem im Bundeshaushalt 2025 auftaucht, ist allein dem beginnenden Wahlkampf in Baden-Württemberg geschuldet, in dem die CDU mit massivem Lobbydruck versucht, ein Prestigeprojekt durchzusetzen. Realistisch betrachtet konkurriert er mit zahlreichen wirklich wichtigen Sanierungsprojekten und wird – sollte die Planfeststellung endlich komplett vorliegen und die absehbaren Gerichtsverfahren in vielleicht drei bis fünf Jahren entschieden sein, an der Finanzierung scheitern. Mit dem ehemaligen Schweizer Bahnchef Benedikt Weibel sind wir uns sicher, dass dieser unsinnigste Bahntunnel Deutschlands niemals gebaut wird.
hier unterschreiben bitte
Bürgerbegehren Bahnhof mit Zukunft
Wir unterstützen das Bürgerbegehren MEHR BAHNHOF = MEHR ZUKUNFT. Und wir bitten Sie, selbst aktiv zu werden und – sollten Sie in Stuttgart wohnen – es zu unterschreiben, alle Stuttgarter Freunde und Verwandte um eine Unterschrift zu bitten und dabei die nur noch kurze Frist bis zum 10. Oktober 2025 zu beachten!
Die Initiatorinnen und Initiatoren des Bürgerbegehrens und auch die Deutsche Umwelthilfe setzen sich dafür ein, dass das heutige Gleisvorfeld des Kopfbahnhofes auf dem Teilgebiet A2 von Stuttgart Rosenstein nicht bebaut wird. Die 240.000 Bahnreisenden, die täglich am Hauptbahnhof unterwegs sind, brauchen einen Bahnhof mit Zukunft. Einen Bahnhof, der Erweiterungsoptionen bietet, der mehr Gleise, mehr Anschlüsse, und bessere Umstiege bietet. Stuttgart 21 ist mit seinen nur acht Gleisen kein zukunftsfähiger Bahnhof. Das Bürgerbegehren strebt an den Erhalt des Kopfbahnhofes zu sichern. Er bietet nicht nur Erweiterungsmöglichkeiten, sondern garantiert auch einen unterbrechungsfreien Gäubahnanschluss. Der Gemeinderat ignoriert diese Chance und will kompromisslos an der alten Idee festhalten, alle alten Gleise zu bebauen. Es muss verhindert werden, dass der Stuttgarter Gemeinderat sprichwörtlich die Zukunft der Mobilität verbaut.
HIER GEHT'S ZUM BÜRGERBEGEHREN
Aktuelle Veranstaltungen
In den kommenden Wochen geht es weiter: Am 25. November laden wir zu einem öffentlichen Live-Talk mit Claus Weselsky und Bodo Ramelow ein, um über die Zukunft der Bahnpolitik in Deutschland zu diskutieren. Themen werden die dringend notwendigen Strukturreformen der Bahn, Investitionen in die Schiene und die Stärkung des Bahnverkehrs in der Fläche sein. Ziel ist es, gemeinsame Wege für eine nachhaltige, zuverlässige und bürgerfreundliche Bahnpolitik aufzuzeigen. Merken Sie sich den Termin schon jetzt vor.
Gemeinsam mit den Bürgerinitiativen vor Ort, mit dem laufenden Bürgerbegehren in Stuttgart und durch unsere Klagen setzen wir die Verantwortlichen in Politik und Bahn weiter unter Druck.
Damit wir diesen langen Atem behalten und weiter Druck machen können, brauchen wir Ihre Unterstützung. Bitte helfen Sie uns, indem Sie unsere Petition unterzeichnen und sie an Freunde und Bekannte weiterleiten. Wussten Sie, dass im Schnitt jede Dritte Unterschrift durch Weiterleitungen entsteht? Jede Stimme zählt!
Darüber hinaus ermöglicht Ihre Spende unsere Klagen. Übernehmen Sie jetzt eine Gäubahn-Patenschaft und helfen Sie uns, den Stuttgarter Bahnhof zu retten!
Herzlichen Dank, dass Sie an unserer Seite stehen. Gemeinsam können wir erreichen, dass die Gäubahn dauerhaft an den Kopfbahnhof angebunden bleibt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.
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