Mittwoch, 24. September 2025

Update: Selbst bei einem steigenden Strombedarf könnte man zwei Tage lang sämtlichen Verbrauch in Deutschland abfedern

Joachim Plesch  hier  LinkedIn

Durchbruch: Die Bundesnetzagentur stellt neue Regeln für Batteriespeicher vor!

Die Bundesnetzagentur hat mit ihrem Entwurf zur "Marktintegration von Speichern und Ladepunkten" (MiSpeL) einen wegweisenden Schritt getan, der die Rolle von Batteriespeichern neu definiert und Ihr Potential entfesselt. 

Mit den neuen Regelungen soll die bisherige Beschränkung aufgehoben werden, die vorsieht, dass Speicher ausschließlich mit erneuerbarem Strom betrieben werden müssen, um förderfähig zu bleiben.

Die neuen Regelungen fördern die Netzdienlichkeit und machen neue Geschäftsmodelle möglich:

➡️ Entlastung des Stromnetzes: Speicher können zukünftig flexibel geladen werden – auch mit Netzstrom – um in Zeiten geringer Last (z. B. bei starker Sonnen- oder Windeinspeisung) überschüssige Energie aufzunehmen. Sie entladen sich bei Bedarf wieder und tragen so aktiv dazu bei, das Netz auszugleichen und Engpässe zu vermeiden.

➡️ Verbesserte Marktintegration: Durch die neuen Regeln werden Speicher zu aktiven Marktteilnehmern, die gezielt zur Netzbalance eingesetzt werden können, indem sie Strom aufnehmen, wenn er im Überfluss vorhanden ist und somit Preise niedrige sind, und ihn wieder abgeben, wenn er gebraucht wird und dadurch die Preise höher. Dadurch kommt der Markt weiter ins Gleichgewicht

➡️ Förderung des bidirektionalen Ladens: Die Festlegung erleichtert die Integration von Elektrofahrzeugen als mobile Energiespeicher. Künftig können E-Autos nicht nur geladen werden, sondern auch Strom an das Netz zurückgeben. Dies macht sie zu einem zentralen Baustein für eine dezentrale und resiliente Energieversorgung.

Die Entwürfe der Bundesnetzagentur helfen mehr als jede Förder- und Bremsdebatte. Jetzt muss dies nur schnell noch umgesetzt werden. Auf der Website der Bundesnetzagentur findet man die Entwürfe und auch die Möglichkeiten zur Stellungnahme (Link hier).


Golem hier  23. September 2025, Mario Petzold

Private Heimspeicher fangen Dunkelflaute und Stromspitzen ab

Batteriespeicher zu Hause und Elektroautos sollen genau wie große Stromspeicher zur Netzstabilisierung beitragen. Das Potenzial scheint unerschöpflich.

Die Bundesnetzagentur hat einen Vorschlag vorgelegt, wie private Energiespeicher und Ladeinfrastruktur aktiv genutzt werden können. Das bedeutet, dass diese je nach Situation mehr Strom aus dem Netz entnehmen oder abgeben und finanziell am Stromhandel beteiligt werden sollen.

Aktuell gibt es laut RWTH Aachen geschätzte 19 Gigawattstunden private Stromspeicher, sechsmal so viel Kapazität wie in Batteriegroßspeichern. Zudem besitzen allein die 1,7 Millionen reinen Elektroautos in Deutschland noch einmal eine Gesamtbatteriekapazität von 80 Gigawattstunden.

Gesetze ändern, Märkte öffnen
Bisher ist es noch nicht möglich, den selbst gespeicherten Strom sinnvoll für den Ausgleich von Netzschwankungen einzusetzen, zumal in jede Richtung Netzentgelte fällig werden. Auch die meisten Stromzähler sind noch nicht in der Lage, exakt zu erfassen, zu welcher Zeit welche Menge Strom in welche Richtung fließt.

Es muss also ein neues Regelwerk geschaffen werden, damit auch kleine Speicher in Zeiten niedriger Strompreise geladen werden können, ob über die eigene Solaranlage oder Netzstrom. Bei hohen Strompreisen, die gleichbedeutend mit erhöhtem Strombedarf sind, stützt der Strom aus den Kleinspeichern das Netz.

Dafür müssen Gesetze den Marktzugang regeln, damit Privathaushalte, aber auch kleine gewerbliche Anbieter überhaupt gleichberechtigt neben Netzbetreibern und Stromkonzernen am Strommarkt teilnehmen können.

Billig einkaufen, teuer verkaufen
So ließe sich mit der Bereitstellung der eigenen Batteriekapazität zusätzlich Geld verdienen oder zumindest die Stromrechnung senken. Im Grunde ist es das gleiche Prinzip, nach dem sich mit einem Großspeicher Geld verdienen lässt.

Es dürfte für die private Einspeisung auf eine einfache Abschätzung hinauslaufen. Speist zum Beispiel die eigene Photovoltaikanlage deutlich mehr Strom ins Netz ein, als bei ihrer Größe anzunehmen ist, so dürfte es sich bei der Differenz um zwischengespeicherten Strom handeln. Dafür würde dann das Netzentgelt entfallen, während gleichzeitig ein Pauschalbetrag gezahlt wird.

Noch klingt das nicht nach einer wirklich smarten Lösung. Eine solche dürfte sich frühestens dann realisieren lassen, wenn zumindest alle größeren Einspeisepunkte entsprechend gesteuert und ausgewertet werden können.

Potenzielle Mengen astronomisch
Wie wichtig diese Doppelnutzung heimischer Stromspeicher und Elektroautobatterien werden könnte, zeigt eine simple Abschätzung. Irgendwann werden statt 2 Millionen 40 bis 50 Millionen E-Autos auf den Straßen unterwegs sein. Die hätten dann gemeinsam etwa 3.000 Gigawattstunden Batteriekapazität.

Hinzu kämen 13 Millionen Eigenheime, 4 Millionen Lkw und weitere batteriebetriebene Fahrzeuge. Zusammengenommen wären das etwa 5.000 Gigawattstunden. Selbst bei einem steigenden Strombedarf könnte man mit dieser Menge zwei Tage lang sämtlichen Verbrauch in Deutschland abfangen, ohne eine einzige zusätzlichen Kilowattstunden einzuspeisen.

Ob die Rohstoffe und die Produktionskapazitäten für ein solches Wachstum der Batteriespeicher ausreichen, ist allerdings eine andere Frage.

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