....Die Bahn firmiert als Aktiengesellschaft. Das hört sich modern an. In Wahrheit handelt es sich um einen Staatsbetrieb, der so behäbig ist wie eine Dampflock. Das jedenfalls zeigt sich auf der Bodenseegürtelbahn wie unter einem Brennglas.

Acht Personen stellen im Dauerbetrieb die Weichen

....Das kostet Geld. Und vor allem Zeit. Die Zeit der am Bahnsteig wartenden Kunden. Im Laufe eines Tages türmen sich die üblichen Verspätungen zu Folge-Folge-Folge-Verspätungen auf. Wer auf bahn.de den Fahrplan checkt und die Liste an Verspätungen verfolgt, der sieht, dass oftmals die nächtliche Betriebspause nötig ist, um alles wieder auf Reset, auf den Anfangszustand, zu stellen.

Strom, Stellwerktechnik und teilweise zweigleisig

Mit einer Elektrifizierung könnte der alte Krempel komplett in den Bodensee geschoben werden. Die für die Planung zuständige DB Netz AG, so die Erwartung des Interessenverbandes Bodenseegürtelbahn, plant nicht nur eine Stromführung. Sondern auch das zweite Gleis auf bestimmten Abschnitten. Und hoffentlich eine moderne Stellwerktechnik, die elektronisch gesteuert werden kann.

Die Vorteile und Gründe für eine Modernisierung liegen auf der Hand: Die Züge fahren schneller, pünktlicher und umweltfreundlicher. Die Elektroloks beschleunigen schneller, beim Bremsen speichern sie Energie statt mit Bremsklötzen heiße Luft zu produzieren. Begegnungsverkehr zwischen Zügen findet flüssiger statt. Ein Rund-um-den-Bodensee-Verkehr über das Eisenbahn-Traumland Schweiz wäre planbar.

Jetzt werden die Weichen für die Ewigkeit gestellt

Die Südbahn, also der Abschnitt zwischen Friedrichshafen und Ulm, wurde vor über 100 Jahren zweigleisig ausgebaut. Seit 2021 Jahr fahren dort Elektrozüge. Noch einmal 100 Jahre warten, kann die Bodenseegürtelbahn nicht, weil sie sonst vom Rest des Bahnnetzes abgehängt würde.

Der Bodensee ist mittlerweile von zeitgemäßen Zügen umzingelt und versinkt selbst in einem Dieselloch – und das bei einer mit Autos verstopften Bundesstraße.

...Technische Schwierigkeiten bei der Elektrifizierung sind eine Ausrede, die Gegner gerne vorbringen....Die Schwarzwaldbahn, also auch der tunnelreiche Abschnitt zwischen St. Georgen und Hornberg, wurde in den 60er Jahren elektrifiziert. Das war technisch kein Problem. Man setzte in den Tunneln die Gleise einfach tiefer, was Platz über den Zügen schuf.

Finanzielle Gründe zählen nicht, wenn man bedenkt, wie viel Geld dieses Land für den Straßenbau ausgibt. Außerdem könnte man enorm Personalkosten einsparen, wenn man bedenkt, wie viel man hier telefoniert und kurbelt.