Mittwoch, 12. Oktober 2022

Wasserstoff: Retter aus der Klimakrise oder falscher Hoffnungsträger?

 Analyse in Watson   12.10.2022  Josephine Andreoli  hier

Wasserstoff gilt als der Hoffnungsträger der Energiewende schlechthin. Mit Wasserstoff, so scheint es, sind alle unsere Probleme gelöst. Denn er lässt sich vielseitig anwenden: Etwa als alternativer Brenn- oder Kraftstoff, als Speicher für erneuerbare Energien oder zur Weiterverarbeitung zu Grundchemikalien wie Ammoniak, Ethylen und Propylen.

Wasserstoff: Herstellung verbraucht mehr Energie, als er später liefert

Weil die Produktion von grünem Wasserstoff als klimafreundlich gilt, sind weltweit gigantische Produktionskapazitäten in Planung. Auch in Regionen wie Nordafrika, Südeuropa oder der arabischen Halbinsel, in denen Süßwasser ohnehin als knappes Gut gilt. Denn hier gibt es Sonne und Wind in Massen – und grüner Wasserstoff wird auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt.

Zumeist geschieht dies mittels Wasserelektrolyse, bei der Wasser unter Einsatz von Elektrizität in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird. Der Nachteil: Um Wasserstoff herzustellen, braucht es nicht nur riesige Mengen an Strom, sondern auch eine Menge Wasser. Hinzu kommt noch, dass der Prozess mehr Energie verbraucht, als dass der Wasserstoff selbst liefert.

Wie sicher aber ist die Produktion, wenn Wasser in immer mehr Regionen knapp wird?



Doch davon, dass Wasserstoff lediglich mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, ist man in Deutschland weit entfernt.
Das hängt hierzulande vor allem mit dem nur langsam vorangehenden Ausbau von Wind- und Solarstrom zusammen. Nach Angaben der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (Dena) werden derzeit zwischen 55 bis 60 Terrawattstunden Wasserstoff im Jahr produziert.
95 Prozent davon werden durch Dampfreformierung aus Erdgas erzeugt, wobei erhebliche Mengen CO2 freigesetzt werden.

Dass Wasserstoff für die Energiewende unerlässlich ist, wird auch aus der Argumentation der Experten deutlich. Dennoch wird klar: Wasserstoff lässt sich nicht überall dort eintauschen, wo heute noch Öl oder Gas verwendet werden.

Wasserstoff als Klimaretter bleibt ein Wunschtraum.

Denn in vielen Bereichen ist die Nutzung von Wasserstoff weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Dort aber, wo eine Elektrifizierung nicht möglich ist, wird Wasserstoff eine große Stütze sein.

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