Stern hier von Gernot Kramper 06.10.2022
Der Staat räumt hemmende Vorschriften weg und schafft bessere Konditionen für private Solaranlagen. Die "Finanztest" fasst die Änderungen zusammen.
Schon im nächsten Jahr wird es deutlich einfacher, eine Solaranlage auf dem eigenen Dach zu installieren. Im Jahressteuergesetz 2022 sind eine ganze Reihe von Maßnahmen vorgesehen, die die Installation attraktiver machen.
"Finanztest" durchleuchtet die Maßnahmen in der aktuellen Ausgabe. Bei einigen Punkten kann man sagen, dass der Staat endlich einen Teil der Hemmnisse beseitigt, die seine Spielregeln zuvor erst geschaffen haben. Ganz wichtig ist dabei die "Entbürokratisierung" der Privatanlagen.
Privatanlagen bis zu 3000 Wh
Ab nächstem Jahr ist der Stromertrag von Anlagen mit bis zu einer Kapazität von bis 30 kWh steuerfrei. Weder das Entgelt für den eingespeisten Strom noch der Eigenverbrauch müssen besteuert werden. Bei Mehrfamilienhäusern wird die Grenze auf 15 kWH pro Wohneinheit angehoben. Damit können nun auch deutsche Haushalte sehr große Solaranlagen installieren. Durch den Preisverfall der Panel lohnt es sich, massiv Überkapazitäten aufzubauen. In sonnigen Tagen wird der Überschuss ins Netz gespeist. Richtig interessant werden die XL-Anlagen dann im Frühjahr und Herbst – dann können sie den Eigenbedarf auch bei nur wenigen Sonnenstunden decken.
Dazu fällt auch die Umsatzsteuer weg. In Euro gerechnet ist diese Entlastung überschaubar, aber die Haushalte von Arbeitnehmern und Rentnern müssen dann keine gesonderte Umsatzsteuererklärung abgeben, die sonst jedes Jahr aufs Neue fällig wird.
Umsatzsteuerdilemma
Doch hier muss der Bürger eine schwierige Wahl treffen. Entweder wählt er die Option "Freiheit von Einkommens- und Umsatzsteuer" oder er kann beim Kauf der Anlage mächtig Geld sparen. Wenn man bereit ist, in der Folge Umsatzsteuer abzuführen und die Mühe der Erklärungen auf sich nimmt, kann man sich dafür die Mehrwertsteuer beim Kauf der Anlage erstatten lassen. Die Kosten für Installation, Geräte und auch für einen Stromspeicher reduzieren sich dann um 19 Prozent. Für eine größere Anlage inklusive Speicher werden auch mal 35.000 Euro fällig – dann spart man bei der Anschaffung über 5500 Euro.
Darüber hinaus können Privatpersonen nun auch das Modell "Volleinspeisung" wählen. Dann dürfen sie ihren Strom nicht selbst verbrauchen, sondern müssen ihn komplett ins Netz einleiten. Als Entgelt erhalten sie 13 Cent anstatt 8,3 Cent. Zwischen beiden Modellen kann man zum Jahresende wechseln. Diese Variante dürfte sich angesichts von Strompreisen um die 40 Cent für die wenigsten lohnen.
Als Volleinspeiser kann man sich zwar den teuren Akku sparen, aber da man in der Regel mit Vollkosten von 10 bis 12 Cent rechnen muss, um den Solarstrom zu erzeugen, ist der Gewinn von nur einem bis drei Cent sehr schmal.
Typischerweise ist der Eigenverbrauch nach wie vor die attraktivste Wahl. Hier erzeugt man den Strom für 10 bis 12 Cent und spart die Differenz zum steigenden Marktpreis. In der "Finanztest“ finden sich mehrere Beispielrechnungen – zu harten Zahlen kommt man allerdings nur, wenn man ein konkretes Vorhaben durchrechnet. Das liegt zum einen daran, dass die Einstrahlung der Sonne nur individuell berechnet werden kann. Und dann sinken die Kosten pro kWH-Solarkapazität je größer die Anlage ausfällt, weil die Installationskosten nicht direkt mitwachsen. Das Gerüst muss nur einmal aufgebaut werden. Der Aufwand für die Verkabelung ist bei einer kleinen Anlage fast genauso groß, wie bei einer großen. Der Menge, den man vom eignen Strom selbst nutzen kann, wächst mit der Größe des installierten Speichers.
Die absolute Menge wohlgemerkt, in Prozent gemessen wird sie dagegen sinken, weil man im Sommer viel zu viel Strom erzeugt. Akkus sind nicht billig, sie führen aber zu einer deutlichen Steigerung des lukrativen Eigenanteils, weil sie die Energie der Sonnenstunden für die Verbrauchsstunden aufbewahren. Die Rechnung verändert sich jedoch komplett, wenn ein E-Auto als Verbraucher und als Stromspeicher mit seinem extrem großen Akku hinzukommt.
Wer eine Anlage plant, muss heute erst mal warten. Alles ist knapp. Bei allen Komponenten muss man mit steigenden Preisen rechnen. Doch es wird sich (noch) alles besorgen lassen, wenn auch vielleicht nicht von der Wunschfirma. Anders sieht es bei den Installateuren aus, hier ist Geduld gefragt. Wartezeit von sechs Monaten und mehr sind keine Seltenheit.
Den "Ratgeber Solarstrom" der "Finanztest" können Sie gegen Gebühr hier lesen.
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