Sonntag, 16. Oktober 2022

Warten auf den Erneuerbaren-Wumms

SZ Klimafreitag <klimafreitag@newsletter.sueddeutsche.de>

Angesichts explodierender Preise für Erdgas und Strom müsste man meinen, dass die Erneuerbaren Energien in Deutschland gerade goldene Zeiten erleben. Doch das Gegenteil ist der Fall, der Zubau neuer Anlagen kommt derzeit kaum voran.

Das zeigen die eben von der Bundesnetzagentur verkündeten Ergebnisse der jüngsten EEG-Ausschreibungen. Alle drei Gebotsrunden im September und Oktober waren deutlich unterzeichnet, es gab also nicht genügend Bieter für die ausgeschriebenen Kapazitäten. So waren für die Windenergie an Land 1320 Megawatt ausgeschrieben, die abgegebenen Gebote lagen mit 772 Megawatt jedoch deutlich darunter. Immerhin erhielten alle 87 eingereichten Projekte den Zuschlag.

Noch düsterer sieht es bei der Bioenergie aus. Auf eine ausgeschriebene Menge von 286 Megawatt für Biomasseanlagen erhielten nur Projekte im Umfang von 78 Megawatt den Zuschlag, eine Quote von 27 Prozent. Und für Biomethananlagen – ausgeschrieben waren 152 Megawatt – gingen lediglich zwei Gebote im Umfang von 3,5 Megawatt ein. Dabei könnten gerade Biomethananlagen die hohe Erdgas-Nachfrage entschärfen. Diese Anlagen bereiten das in Biogas-Einheiten erzeugte Gemisch so auf, dass es ins Erdgasnetz eingespeist und zur Strom- und Wärmeversorgung verwendet werden kann.



Explodierende Rohstoffpreise und gestiegene Zinsen“ sind laut dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) die Hauptgründe für die Flaute. Der Gebots-Höchstwert von 5,88 Cent pro Kilowattstunde für die Windenergie bilde die jüngsten Preissteigerungen nicht mehr ab. Werde er nicht angepasst, drohen laut BEE weitere Unterzeichnungen – und damit eine Verschleppung der Energiewende.

Der Bundesverband Windenergie weist darauf hin, dass die Gebote für Windenergie größtenteils auf Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen entfielen, damit verfestige sich das bereits ausgeprägte Nord-Süd-Gefälle in der Erzeugung von Windenergie weiter. Dass die Landesregierungen im Süden Deutschlands nicht längst aktiv würden, sei „inzwischen nur noch als politisches Versagen zu bewerten“, so der Verbandschef Hermann Albers.

Gaspreisbremse, LNG-Terminals, mehr Kohlestrom – mit den fossilen Energieträgern beschäftigen sich Bund und Länder gerade pausenlos. Auf eine ähnliche Leidenschaft der Regierenden für die Erneuerbaren und damit für eine klimafreundliche Energieversorgung muss man dagegen wohl weiter warten.

Viele Grüße sendet
Christoph von Eichhorn

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