Montag, 17. Oktober 2022

Was von der Zukunft übrig bleibt

 Südkurier hier   14.10.2022  |  AUS BONN ANGELIKA WOHLFROM

Gedanken angesichts des GRÜNEN-PARTEITAGs

.....Wie schwer der Verzicht fällt

Was den Grünen – vor allem den Klimaschützern – noch mehr wehtut, ist die Reaktivierung der Kohlekraftwerke. Auch das ist notwendig, weil Deutschland keinen flächendeckenden Stromausfall riskieren kann, weil unser industrialisiertes, mobiles, reiches Land nicht ohne diese massive Energiezufuhr leben kann. Nicht so, wie wir heute leben.

Die aktuelle Krisensituation zeigt auch, wie unendlich schwer die Energiewende werden wird, die sich die Grünen eigentlich vorgenommen hatten. Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, selbst Grünen-Mitglied, hat es gerade in ihrem Buch „Das Ende des Kapitalismus“ ausgerechnet: Wie viel Windkraft und Photovoltaik zugebaut werden müssten, um unseren enormen Energiehunger zu stillen.

Ihr Fazit: Der Ökostrom wird hinten und vorne nicht reichen, um unseren mobilen, konsumorientierten Lifestyle, ja unser ganzes Wirtschaftsmodell, zu unterhalten. Der Traum vom grünen Wachstum, den auch die Grünen gerne propagieren, nach dem Motto: Ihr dürft alle so weiterleben wie bisher, nur halt mit Ökostrom – ein Trugbild. Um die Klimaneutralität zu erreichen, müssten wir nach Herrmanns Ansicht auf Essensmarken und Kriegswirtschaft umstellen.

Bewahrung der alten Normalität

Das mag eine Einzelmeinung sein, in den Details vielleicht etwas versponnen – doch das Szenario erscheint höchst plausibel. Es macht jedenfalls deutlich, wie meilenweit Deutschland trotz vollmundiger Ankündigungen von allen Klimazielen entfernt ist. Die aktuell schwierige politische Lage führt außerdem vor Augen, wie schwer wir uns mit dem Verzicht tun. Ein paar Grad weniger im Wohnzimmer, und wir befinden uns schon kurz vor der Ausrufung des nationalen Katastrophenfalls. Um ja niemandes Ärger auf sich zu ziehen, verteilt die Ampel deshalb munter Geld in alle Richtungen. Die alte Normalität, der Wohlstand muss bewahrt bleiben, koste es was es wolle.

angelika.wohlfrom@suedkurier.de 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen