Schwäbische Zeitung hier 20.10.2022 Katja Korf und Ludger Möllers
im Original-Artikel gibt es dazu auch Übersichtskarten
Fragen und Antworten
Im Altdorfer Wald (Kreis Ravensburg) soll einer der größten Windparks in Baden-Württemberg entstehen. Doch laut Umweltministerium in Stuttgart soll das Projekt vor dem Aus stehen.
Grund seien neue Flugrouten für Hubschrauber der Bundeswehr. Diese weist die Vorwürfe zurück. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hat Briefe an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) geschrieben. Sie liegen der „Schwäbischen Zeitung“ vor.
Was ist im Altdorfer Wald geplant?
Auf einer Fläche von rund 2000 Hektar Wald sollen mehr als 40 Windräder entstehen. 1370 Hektar gehören dem Land Baden-Württemberg, der Rest der Fürstlichen Forstverwaltung Waldburg-Wolfegg-Waldsee. In einer Ausschreibung hatten sich die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) gemeinsam mit der iTerra energy zunächst die Pacht für den Staatswald gesichert, anschließend noch Grund dazugepachtet.
Das Projekt in Baden-Württembergs größtem zusammenhängenden Wald ist Teil einer Offensive der grün-schwarzen Landesregierung für mehr Windkraft. In den kommenden Jahren sollen 1000 neue Anlagen entstehen, etwa die Hälfte im Staatswald. Denn bislang hinkt der Südwesten bei Windausbau anderen Ländern hinterher. Naturschützer protestieren allerdings vehement. Die Anlagen wären auch weithin sichtbar, weil sie sich auf einem der letzten Höhenzüge vor dem Bodensee drehen würden.
Was hat die Bundeswehr laut Ministerium dagegen einzuwenden?
Die Bundeswehr erstellt regelmäßig Karten für Hubschrauber-Tiefflüge. In einem Korridor von drei Kilometern Breite dürfen dort keine Windräder gebaut werden. Im April wurde diese Karte nach Angaben des baden-württembergischen Umweltministeriums geändert. Die Konsequenz: Es müssten mehr Korridore für Windräder gesperrt werden als bisher: Statt fünf Prozent der Landesfläche seien es elf Prozent.
In den Briefen von Ministerin Walker an ihre beiden Kollegen im Bund heißt es, die Bundeswehr habe die gesperrten Flächen unabgesprochen ausgeweitet. „Ein besonders eklatantes Beispiel hierfür ist das Windkraftprojekt ,Altdorfer Wald‘. Dieses große Windenergieprojekt von zentraler Bedeutung für Baden-Württemberg droht nun zu scheitern aufgrund einer dort von der Bundeswehr installierten Hubschraubertiefflugstrecke, deren Existenz bis vor Kurzem unbekannt war“, schreibt Walker.
Was sagt die Bundeswehr?
Die weist die Vorwürfe entschieden zurück. Ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr sagte am Mittwoch, das Streckennetz der Hubschrauber aus Laupheim sei zuletzt 2020 verändert worden. Damals seien einige ältere, zwischenzeitlich stillgelegte Routen wieder aufgenommen worden. Die nächste Neubewertung stehe erst im November 2022 an. „Erst nach dieser Neubewertung der künftigen Notwendigkeit vorhandener Strecken steht das freizuhaltende Hubschraubertiefflugstreckennetz in Baden-Württemberg fest“, so der Sprecher weiter.......
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