Donnerstag, 13. Oktober 2022

Großaufgebot der Polizei im Altdorfer Wald

Und dazu ganz aktuell: Alarmstimmung im Altdorfer Wald

Es werden Bäume für die Kiesgruben-Erweiterung gefällt

Pressemitteilung vom 13.10.2022

Großaufgebot der Polizei statt sinnvolle Klimamaßnahmen: Wie in Oberschwaben mit Protest umgegangen wird

In den frühen Morgenstunden des 13. Oktober 2022 informierten Anwohner*innen die Waldbesetzer*innen im Altdorfer Wald darüber, dass ein Großaufgebot von Polizei Richtung Wald fährt. Relativ schnell war klar, dass es sich dabei um die Rodung für die Kiesgrubenerweiterung der Kiesgrube Tullius handeln muss. Dort angekommen, beobachteten Aktivist*innen bereits die Markierung und die darauf folgende Rodung aller bisher genehmigten Bäume. Die Polizei sperrte alle Zufahrten zur Kiesgrube ab, im Gegensatz zu vorherigen Rodungen war auch für Kieslaster die Durchfahrt gesperrt. Die Besetzung bei Grund besteht weiterhin und war vom Polizeieinsatz nicht betroffen.

 „Es ist schwer zu ertragen, wie in einer Nacht-und-Nebelaktion hier hunderte ausgewachsene Bäume fallen. Gestern Abend haben wir uns noch das Waldstück angeschaut und heute Morgen liegen die Bäume tot am Boden! Wir können nicht weiter tatenlos mit ansehen, wie hier in Oberschwaben die Klimazerstörung vorangetrieben wird!“ so Anwohner Martin Lang (55)

"Ich versuche mich tagtäglich für eine lebenswerte Zukunft meiner und aller Kinder und uns Menschen  einzusetzen und muss hier mit ansehen, wie gegen den Willen großer Teile der Bevölkerung vorgegangen wird, das nimmt mich emotional echt mit." ergänzt Gudrun Bosch, Mutter von zwei Söhnen aus Schlier.

Bereits im Februar diesen Jahres, zum Ende der Rodungssaison hatten vier Aktivist*innen einige Bäume bei der Kiesgrube Tullius besetzt, um ihre Rodung zu verhindern. Auch damals war ein Großaufgebot von Polizei vor Ort gewesen und alle Straßen dorthin wurden abgeriegelt. Die Bäume wurden letztendlich gerodet. Die Genehmigung für den Kiesabbau war eigentlich Ende 2021 ausgelaufen, der Gemeinderat Schlier hatte sie jedoch verlängert, da das Unternehmen sich verkalkuliert hatte und die Grube noch weiter auskiesen wollte.

Heute waren keine Aktivist*innen in den Bäumen, da die Rodung nicht unmittelbar vorhersehbar gewesen war.  

"Die Polizei ist einfach nur da, um die Rodung zu bewachen. Das kommt einem schon ein bisschen komisch vor. Das kostet sicherlich viel Geld. Wird es jetzt jedes Mal so aussehen, wenn wieder ein paar Bäume gerodet werden, oder werden sich vielleicht mal Gedanken darüber gemacht, warum die Leute auf die Bäume steigen und wie man das viel einfacher verhindern könnte? Nämlich durch angemessene Klimamaßnahmen!" so Charlie Kiehne (20). 

AUF RISKANTE AUFFORSTUNGSEXPERIMENTE VERLASSEN?

Immer wieder wird erklärt, dass für die gerodeten Flächen an anderer Stelle neuer Wald gepflanzt wird. Auf spekulative Aufforstungsexperimente sei jedoch weder Verlass, noch kämen sie rechtzeitig, meinen die Aktivist*innen. Falls solche Experimente gedeihen, dauert es 80 bis 100 Jahre, bis die anfangs winzigen Setzlinge dieselben Funktionen übernehmen können wie der wertvolle Bestandswald: CO₂-Bindung, Lärmreduktion, Luftfilterung, Umgebungsabkühlung, Heimat für bedrohte Tierarten und viele andere. "Für die Rodung des Walds besteht keinerlei Not und sein Erhalt setzt ein Zeichen gegen weitere Waldzerstörung anderswo!", erklärt Samuel Bosch (19). Die Angaben zur CO₂-Bindung bestätigt eine Studie der Uni Hamburg, über die das Handelsblatt berichtete [1].

  

QUELLEN:

[1]:  https://www.handelsblatt.com/technik/energie-umwelt/klima-orakel-wie-viele-baeume-sind-noetig-um-eine-tonne-co2-zu-binden/3201340.html


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