Wissen Sie, was mit Ihrem Geld passiert? Klar, Sie haben gestern den Wocheneinkauf bezahlt und vergangene Woche die neue Winterjacke Ihres Sohnes. Aber das Geld meine ich nicht. Ich meine das Geld, das womöglich (hoffentlich gut verstreut) in Anlagefonds steckt, damit es sich dort immerhin noch ein bisschen vermehrt.
Ich sag’s Ihnen ganz ehrlich: Ich wusste es bis vor Kurzem nicht. Und das, obwohl ich Wirtschaftsjournalistin bin und ständig Texte von Kollegen lese, die mir unter die Nase reiben, dass es nun wirklich nicht so schwer ist, ein Portfolio auf Nachhaltigkeit zu überprüfen.
Falls Sie sich jetzt gerade fragen, ob das hier wirklich der Klimafreitag-Newsletter ist und nicht etwa der Geld-Newsletter der SZ (den Sie hier abonnieren können, wenn Sie mögen): Ja, Sie sind hier nach wie vor richtig, wenn Sie sich mehr fürs Klima interessieren als für Finanzen. So richtig lässt sich beides aber nicht voneinander trennen. Schließlich macht auch beim Klima Geld allzu oft den Unterschied.
Es gibt keinen Monat, in dem das Spendenaufkommen in Deutschland so hoch ist wie im Dezember. Die Menschen spenden in den kommenden Wochen für alles Mögliche: das Rote Kreuz, das Tierheim im Nachbarort, ein Kinderhilfswerk, Greenpeace. Alles sehr ehrenwert. Aber warum nicht zusätzlich das ganze Jahr über mit dem eigenen Ersparten Gutes tun, und das quasi nebenbei?
Tatsächlich ist das mit einem Fonds auf einen nachhaltigen Index ziemlich leicht. Es gibt mittlerweile ziemlich viele Indizes, die von vornherein gewisse Firmen ausschließen, beispielsweise Firmen, die ihr Geld mit Waffen, Kernenergie oder Pornografie verdienen. Vor wenigen Tagen hat nun aber eine Studie der NGO Finanzwende gezeigt, dass auch als nachhaltig zertifizierte Fonds die Klimakrise befeuern, weil sie das Geld der Anleger über Umwege eben doch in Kohle, Öl, oder Gas investieren. Meiner Auffassung von Nachhaltigkeit entspricht das nicht. Dankenswerterweise hat mein Kollege Victor Gojdka daraufhin aufgeschrieben, wie man in drei Schritten überprüfen kann, ob die eigenen Finanzprodukte klimafreundlich sind. Und in diesem Text hat er fünf ziemlich bekannte Öko-Indexfonds unter die Lupe genommen und geschaut, ob diese halten, was sie versprechen.
Und ja, ich weiß, Sie sind immer noch hier, weil Sie sich für das Klima interessieren und nicht für Geld. Aber der Punkt ist ja: Wenn Anleger von bestimmten Firmen keine Aktien mehr kaufen oder Fondsgesellschaften sie rausschmeißen, dann wird es für diese Unternehmen plötzlich deutlich schwieriger, an frisches Kapital zu kommen. Und Finanzmarktforscher der Uni Augsburg haben herausgefunden, dass im Schnitt sogar die CO₂-Emissionen dieser Firmen sinken, wenn Fonds sich von ihren Aktien getrennt haben. Was an der Börse passiert, kann mittelfristig also durchaus einen Unterschied fürs Klima machen. Und es ist somit nicht egal, wo Sie Ihr Erspartes lagern.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende, zumindest im Süden Deutschlands wieder mit ein wenig Neuschnee.
Vivien
Timmler |
In drei Schritten prüfen hier
Als erstes beim Forum Nachhaltige Geldanlagen im Netz ein zweiseitiges Fondsprofil ausdrucken. "Da stehen die wichtigsten Regeln für den Fonds kompakt auf zwei Seiten"...... Kohle, Öl, Gas, Kinderarbeit: Im Checkboxverfahren können Sparer hier schnell erfassen, was der Fonds duldet - und was nicht.
Plattform Meinfairmoegen.de besuchen, wo für viele nachhaltige Fonds genau aufgeschlüsselt ist, ob dort Kohle, Waffen oder Pestizide drinstecken. Der Anbieter greift dabei auf die recht detaillierten Daten des Analysehauses ISS zurück, die zum Beispiel auch zeigen, ob Unternehmen ihre Steuern kleinrechnen oder dass keine Frauen in Vorstand oder Aufsichtsrat sitzen. Zusätzlich können Anleger auch die Plattform "Faire Fonds" nutzen, die selbst in vermeintlich dunkelgrünen Fonds oft noch kontroverse Unternehmen findet.
Plattform "MSCI ESG Fund Ratings" einlegen, wo es aufschlussreiche Daten über die Klimabilanz gibt: Wie viel Tonnen CO₂ pro Euro Umsatz gehen auf das Konto der Unternehmen im Fonds? Wie viel Geschäft machen die Unternehmen im Fonds noch mit Kohle, Öl und Gas - und wie viel bereits mit ökologischen Zukunftstechnologien? Damit können Anleger die hellgrünen von den dunkelgrünen Fonds unterscheiden. Und die dreckigen einfach aussortieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen