Spiegel hier SPIEGEL Klimabericht 1. März 2024 Lukas Kissel
Schweden hat die sauberste Energie in der EU
In ein paar Jahren sollen alle Menschen Zugang zu bezahlbarer und sauberer Energie haben. Die EU hat bis dahin noch viel zu tun. Einzelne Ziele erreichen manche Länder aber schon heute.
Anfang 2016 haben die Vereinten Nationen einen ambitionierten Plan gefasst: 17 Ziele für mehr Nachhaltigkeit sollen dafür sorgen, dass sich die Welt bis 2030 grundlegend verändert: Hunger und Armut soll es nicht mehr geben und jeder soll ein möglichst gesundes Leben führen können. Seither sind gut sieben Jahre vergangen, mehr als die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit ist um – und es ist noch etliches zu tun.Welchen Fortschritt die EU-Staaten bisher bei Ziel Nummer Sieben gemacht haben, haben Fachleute nun in einer Studie untersucht: Jeder soll Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie erhalten, heißt es darin. Das Ergebnis würden Optimisten und Pessimisten wohl unterschiedlich bewerten.
Die EU erfasst den Fortschritt beim Energienachhaltigkeitsziel mithilfe von sieben Indikatoren. Einer beschreibt etwa, wie viel Energie, Haushalte, Unternehmen und Behörden verbrauchen, ein anderer die importierte Energiemenge. Diese sieben Einzelfaktoren fassten die Studienautoren in einem einzigen Gesamtmaß zusammen. Das Maß stellt dar, wie die einzelnen EU-Staaten vorangekommen sind, je niedriger der Wert, desto besser. Und es zeigt, wie weit sie noch vom Ziel entfernt sind:
Fokussiert man sich auf die Defizite, steht fest: Da muss in vielen Staaten mehr passieren, um bis 2030 allen Menschen dort bezahlbare und saubere Energie zur Verfügung zu stellen. Während der Pandemie von 2019 auf 2020 entfernten sich zudem mehrere Staaten wieder etwas von der Ziellinie, darunter Deutschland. Hier könnte sich der Studie zufolge etwa der höhere Energieverbrauch der Haushalte negativ ausgewirkt haben. Erschienen ist die Arbeit im Fachmagazin »Plos One« .
Legt man den Fokus auf das, was sich bereits getan hat, lässt sich aber auch feststellen: Sowohl einzeln als auch gemeinsam, im EU-Durchschnitt, haben die Staaten Fortschritte gemacht. Der Studie zufolge liegen Schweden, Dänemark und Estland am nächsten am Ziel (am weitesten davon entfernt ist Bulgarien). Die einzelne Linie, die sich in der Grafik zu Beginn der Zehnerjahre noch weit über den anderen befindet und nun aufgeschlossen hat, ist Malta: Der Mittelmeerstaat hat sich über die Jahre hinweg am stärksten verbessert.
Bei manchen Indikatoren erreichen einzelne Staaten sogar schon ihre Ziele für 2030. Das Ziel zum Beispiel, 40 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs mit erneuerbaren Energien zu decken, ist in Schweden, Finnland und Lettland bereits umgesetzt. Und der durchschnittliche Energieverbrauch der privaten Haushalte pro Kopf liegt in Spanien, Malta und Portugal seit 2021 im grünen Bereich.
Deutschland allerdings ist nicht mehr als solides Mittelmaß. Der wirtschaftlich stärkste Staat der EU ist den Studienautoren kaum der Rede wert – weder als Positiv- noch als Negativbeispiel. Ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, kann jeder selbst bewerten.
Ihr Lukas Kissel, Redakteur im Wissenschaftsressort
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