Zu früh gefreut - die OPEC hat zugeschlagen und das Ende der Fossilen gestrichen.
Es hört sich nach einer vollen Katastrophe an und ich bin froh dass sich großer Widerstand regt.
Die Inselstaaten werden nicht ihr eigenes Todesurteil unterschreiben hieß es.
Es geht in die Verlängerung und A. Baerbock hat schon den Wiederstand angekündigt: "Wir haben Zeit" hat sie gesagt.
hier Susanne Götze im SPIEGEL-Klimabericht 09.12.2023
»Phase out«, »phase down« oder »unabated«? Die Klimakonferenz geht in die entscheidende Phase, gerungen wird um einzelne Wörter, die viel bedeuten. Und im besten Fall eine neue Ära einläuten.
»Etwas nie Dagewesenes wird passieren!«, sagte der Präsident der 28. Uno-Klimakonferenz, Al Jaber, am Freitagvormittag in Dubai. Er sei optimistisch, man werde einen Konsens bekommen – sogar bis Dienstag um 11 Uhr. Und: Der Ausstieg aus fossilen Energien sei »unvermeidbar«, fügte er hinzu. Das sind drei Bekenntnisse, die man von dem Mann, der auch noch Chef des Ölkonzerns Adnoc ist, nie erwartet hätte. Das Misstrauen gegen seine Führung ist auch in der zweiten Verhandlungswoche in Dubai nicht verschwunden. Groß sind weiterhin die Zweifel an der Integrität seiner Person: Warum sollte ausgerechnet Al Jaber die Abwicklung der Ölindustrie vorantreiben?
Genau darum geht es aber im großen Finale der Klimakonferenz: Erstmals soll in der Abschlusserklärung einer COP der schrittweise Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen beschlossen werden. Die Länder streiten seit Tagen darüber, wie genau dieser Passus lauten – und auch, ob es ihn überhaupt geben soll. Möglich sind unzählige Varianten: »phase out« (Ausstieg), »phase down« (Herunterfahren) und »unabated« (alle Übersetzungsversuche sind sinnlos, gemeint ist damit aber meist die Einbeziehung von CCS, das heißt, der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO₂).
In Dubai ringen fast 200 Länder mit sehr unterschiedlichen Abhängigkeiten von Öl, Erdgas und Kohle um diese Worte. Nicht alle haben die Mittel, ihre Energieversorgung schnell umzustellen und bei vielen hängen auch Exporteinnahmen daran.
Stand Samstagmorgen, gibt es vier Formulierungsvorschläge für den umstrittenen Passus:
Einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen »im Einklang mit den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen«
einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im Einklang mit den »besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen« sowie den 1,5-Grad-Pfaden des Weltklimaberichts und den Grundsätzen des Pariser Abkommens
ein schrittweiser Ausstieg aus fossilen Brennstoffen mit einem Verweis auf CCS und dem Vermerk, dass der fossile Verbrauch bis 2030 »seinen Höhepunkt erreicht«
oder ein schrittweiser Ausstieg aus fossilen Brennstoffen – mit CCS – und einer schnellen »Verringerung ihres Einsatzes«, um »bis etwa 2050 Netto-Null zu erreichen«
Die fünfte Option ist: »not text«, das bedeutet, dass es gar keine Passage zum Ausstieg oder Herunterfahren der fossilen Energien gäbe. Daran arbeiten gerade einige Öl produzierende Länder wie Saudi-Arabien. Laut Insidern sind sie wenig gesprächsbereit. Unterstützt werden sie von Russland und zumindest in den ersten Tagen auch von China.
Beobachter halten, Stand jetzt, vor allem die zweite Option für die progressivste. Denn mit Verweis auf das im Pariser Abkommen enthaltende 1,5-Grad-Ziel ist eines klar: Schon bis 2030 müssen die Emissionen drastisch sinken. Laut Weltklimabericht sogar um 43 Prozent, wenn das Temperaturziel noch gehalten werden soll. Das ist fast die Hälfte der jährlichen weltweiten Emissionen.
Das wiederum bedeutet auch, dass die Öl- und Gasverbrennung auf jeden Fall sofort sinken muss. Denn Technologien wie CCS sind noch nicht marktreif und werden laut Experten vor 2030 keine wesentliche Rolle spielen. Ohne einen realen Rückgang der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle sind 43 Prozent einfach nicht zu machen – da kann man so viele Bäume pflanzen wie man will.
Die EU, die auch für Deutschland auf der COP verhandelt, hat eine klare Position: Es muss einen Ausstieg im Text geben und Technologien wie CCS dürfe es nur für die Schwerindustrie (beispielsweise Zementwerke) geben. Mittlerweile hat die EU-Delegation als Unterhändlerin übrigens die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock vorgeschickt, um ihre Ausstiegsposition zu verteidigen.
Seit Freitagabend rüstet die sich nun für das »Endgame« der COP28. Es gehe darum, »den Weg aus der fossilen Welt« zu beschreiben, sagte die Grünenpolitikerin am Samstagmorgen bei strahlendem Sonnenschein vor dem deutschen Pavillon auf dem Konferenzgelände. »Das ist alles andere als einfach. Das ist nach wie vor ein dickes Brett, weil es immer noch diejenigen gibt, die ihre Machtpolitik aus der Vergangenheit auch in die Zukunft führen wollen, auch mit machtpolitischen fossilen Instrumenten.«
Damit spielt sie auf die an, die hier wirklich etwas zu verlieren haben: die Öl produzierenden Länder. Es ist immerhin das erste Mal, dass das Ende der Öl- und Gasbranche in einem offiziellen COP-Dokument besiegelt werden soll. Sie werden langsam auch panisch. Das kann man an einem Brief des Chefs der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), Haitham Al Ghais, ablesen, der seit gestern Abend kursiert und auch dem SPIEGEL vorliegt. Darin fordert er, jede Einigung zu verhindern und »proaktiv jeden Text oder jede Formulierung abzulehnen, die auf Energie abzielt«. Das hätte »unumkehrbare Konsequenzen«.
Bleibt abzuwarten, ob die 13 auf der COP vertretenen Opec-Länder (Iran, der Irak, Kuwait, Saudi-Arabien, Venezuela, Libyen, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Nigeria, Gabun, Angola, Äquatorialguinea und die Republik Kongo) seinem Ruf folgen. Zusammen mit Russland (OPEC+-Staat) und China hätten sie auf jeden Fall die Macht, Paragraf 36 zu kippen.
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