Samstag, 30. Dezember 2023

Die Welt in 2024: Das „ENSO“-Phänomen bringt uns bald noch viel mehr Hitze als erwartet

Ich hatte tatsächlich gehofft, dass nächstes Jahr wieder ein wenig besser werden könnte. doch hier wird erklärt, dass es 2024 keine Atempause geben wird.

Focus  hier Freitag, 29.12.2023

Wann wird die globale Jahresdurchschnittstemperatur erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen? Einzelne Tage, an denen die globale Durchschnittstemperatur diese Schwelle überschritten hat, gab es bereits, aber noch kein Jahr, das insgesamt so warm war. Das könnte sich 2024 ändern.

Dann nämlich könnte der durch Treibhausgasemissionen verursachte kontinuierliche Jahrhundertanstieg der Temperaturen zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt mit einer natürlichen zyklischen Erwärmung zusammentreffen.

Meteorologische Forschungsinstitute erfassen Temperaturdaten aus der ganzen Welt und über das ganze Jahr verteilt, um die mittlere jährliche globale Oberflächentemperatur zu berechnen. Dieser Wert, der jedes Jahr im Januar veröffentlicht wird, ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts angestiegen, allerdings nicht kontinuierlich. Die Linie verläuft im Zickzack (siehe Grafik). 

Das liegt daran, dass die globale Erwärmung durch Treibhausgase gleichzeitig mit natürlichen Schwankungen im globalen Klimasystem einhergeht, die dazu führen, dass einzelne Jahre wärmer oder kälter sind.

Die Welt in 2024

2024 wird es keine Atempause geben

Der größte dieser Warm­-Kalt­-Zyklen ist die „El Niño Southern Oscillation“ (ENSO), ein Phänomen, das im und über dem äquatorialen Pazifik entsteht und das Wetter in den Tropen und anderen Regionen der Erde beeinflusst. ENSO wechselt zwischen drei Zuständen: La Niña, neutral und El Niño. Die beiden extremen Zustände sind in der Regel kühler (La Niña) und wärmer (El Niño) als der Durchschnitt; beide erhöhen die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse.

Von Mitte 2020 bis Anfang 2023 befand sich ENSO in einem La-Niña-Zustand. Die ungewöhnlich lange La-Niña-Periode führte nicht nur zu einer Häufung erstaunlicher Wetterereignisse, darunter die Rekordschneefälle in Pakistan in 2022, sondern senkte auch kurz die globalen Durchschnittstemperaturen und verdeckte so einen Teil der durch Industrieemissionen verursachten Erwärmung. 2024 wird es keine Atempause geben. Im Juni 2023 schlug ENSO in El Niño um.

Das wärmste Jahr aller Zeiten

Es wird ein starker Verlauf prognostiziert, was die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen erhöht. Das letzte Ereignis dieser Art fand 2015/16 statt und führte zu einem globalen Hitzerekord im Jahr 2016, der bis heute Bestand hat. El Niño ist ein Jahresendphänomen, das in den letzten Tagen des nördlichen Sommers beginnt und um Weihnachten und Neujahr seinen Höhepunkt erreicht.

Normalerweise ist das Jahr nach El Niño das rekordverdächtige. Doch der Nordsommer 2023 bescherte Ozeanen und Atmosphäre ein ernstes Temperaturproblem. Ab Juli stiegen sie auf neue Höchstwerte. Wenn alle Daten vorliegen und im Januar veröffentlicht werden, könnte sich herausstellen, dass 2023 das wärmste Jahr aller Zeiten war. Wenn nicht, wird es mit ziemlicher Sicherheit 2024 sein.

Bald ist das Spiel vorbei

Wird der Durchschnittswert in einem der beiden Jahre den Pariser Grenzwert überschreiten? Das Pariser Abkommen spricht von einem Anstieg „über dem vorindustriellen Niveau“. Wann der Schwellenwert überschritten wird, hängt vom vorindustriellen Mittelwert ab – nur werden die Temperaturen heute mit einer Genauigkeit gemessen, die früher nicht möglich war. So rechnen einige Institute mit 2024, andere meinen, dass es noch einen weiteren El-Niño-Zyklus dauern könnte.

Die Unterzeichner des Pariser Abkommens haben jedoch noch etwas Zeit, bis die 1,5-Grad-Marke tatsächlich erreicht ist. Das Abkommen bezieht sich auf einen langfristigen Mittelwert, der über mehrere Jahre gemessen wird. Es wird weitere Hochs und Tiefs geben, bis er erreicht ist. Allerdings nicht viele – in den 2030er Jahren wird das Spiel laut Klimamodellen vorbei sein.

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