Montag, 18. Dezember 2023

Lieber vorsichtig bleiben beim Heizen!

Es ist schwierig, bleibt schwierig und wird vielleicht noch schwieriger werden..Es wäre fatal, nun nachzulassen bei der Wachsamkeit, um nächstes Jahr dann entsetzt aus allen Wolken zu fallen.
Es wird auch wieder besser werden, davon bin ich überzeugt, sobald die Hausaufgaben gemacht wurden beim Netzausbau und beim Aufbau der Erneuerbaren. Es gibt inzwischen so gute Ideen z.B. hier - aber die müssen halt erst mal umgesetzt werden. Wir stehen halt leider erst am Anfang der Transformation und brauchen noch einen langen Atem.

hier  im Spiegel Von Matthias Kaufmann  13.12.2023

Kostenschock für 2023

Viele Mieter und Eigentümer haben schon für das vergangene Jahr hohe Gas- und Ölrechnungen zahlen müssen. Neue Berechnungen zeigen nun, dass es für viele noch mal teurer werden könnte.

2022 war das Jahr der Energiekrise – das haben auch all jene zu spüren bekommen, die in den vergangenen Monaten ihre Nebenkostenabrechnungen für das letzte Jahr erhalten haben. »Wir wissen von Mietern, die zu vierstelligen Nachzahlungen aufgefordert wurden, in einem Extremfall rund 5000 Euro«, berichtet Jutta Hartmann, Sprecherin des Deutschen Mieterbunds. Andererseits hätten aber viele die Erfahrung gemacht, dass die Abrechnung für 2022 glimpflich ausgefallen ist.

Für 2023, das ist sicher, dürfte es für die meisten Haushalte deutlich teurer werden – und das, obwohl die jüngsten Beschlüsse der Ampel zur Haushaltssanierung  noch gar nicht greifen.

Doch wie viel mehr müssen Sie für 2023 voraussichtlich zahlen? Es fällt schwer, den Überblick zu behalten: Vielleicht haben Sie freiwillig den Abschlag erhöht – aber reicht das? Wie und wann wirken die staatlichen Preisbremsen?

Für wen Strom und Gas bald teurer werden könnten

Zur Orientierung hat der SPIEGEL den Dienstleister Ista gebeten, die Abrechnung für drei verbreitete Haushaltsgrößen durchzurechnen. Das Geschäft von Ista ist die Messung und Abrechnung von Energiekosten. Gerade hat die Firma ihr neues »Heiz-o-Meter« vorgestellt, eine monatsgenaue Heizverbrauchsermittlung der deutschen Haushalte. Und basierend auf diesen Daten wurde berechnet, wie sich Verbrauch und Heizkosten für einen Singlehaushalt, einen Zweipersonenhaushalt und für eine vierköpfige Familie entwickeln. Ausgangspunkt ist dabei 2021, also das Jahr vor dem Ukrainekrieg. Hinzu kommt das erste Kriegsjahr 2022 sowie die Abrechnung für 2023.

Das Ergebnis zeigt die Übersicht oben: Alle Haushalte müssen sich bei der Abrechnung für 2023 auf spürbare Mehrkosten einstellen, wenn sie mit Gas oder Öl direkt heizen. In einem Vierpersonenhaushalt mit 130 Quadratmetern Wohnfläche kommt Ista auf Kostensteigerungen beim Erdgas von 867 Euro. Und das, obwohl schon 2022 eine kleine Nachzahlung nötig war im Vergleich zum Vorjahr. Verglichen mit dem letzten Vorkriegsjahr ergibt sich so ein Aufschlag von insgesamt 933 Euro.

Einzig für Fernwärmekunden sieht es dieses Jahr rosig aus. Sie können sie sich je nach Haushaltsgröße auf Rückzahlungen in teils dreistelliger Höhe freuen. Durch die Mechanik der Energiepreisbremse werden sie über das Preisniveau von 2022 hinaus entlastet.

Beim Lesen dieser Übersicht ist wichtig zu wissen:

  •  Die genannten Werte sollen lediglich eine realistische Größenordnung vermitteln. Vor allem sollen sie zeigen, wie die Tendenz aussieht. Um eine genaue Prognose kann es sich nicht handeln.

  •  Denn durch sein Heizverhalten hat jeder Wärmekunde die tatsächliche Rechnungshöhe zu einem großen Teil selbst in der Hand.

  • Vor allem in Bezug auf die Gaspreisbremse musste die Rechnung vereinfacht werden. Sie gilt 2023 für 80 Prozent des individuellen Vorjahresverbrauchs. Wer also gegenüber 2022 seinen Verbrauch stark gesenkt hat, profitiert von der Bremse auf einen viel größeren Anteil des eigenen Verbrauchs, als jemand, der etwa gleich viel oder sogar mehr geheizt hat. Weil sich diese Realität in der Modellrechnung so schwer abbilden lässt, wurde angenommen, dass die Preisbremse für den gesamten Verbrauch greift. »In echt« müssen die meisten also wohl noch ein paar Euro draufschlagen. Außer bei Ölheizungen, für sie existiert keine Preisbremse.

  • Für die Berechnung wurden gewisse Annahmen getroffen, die sich auf das Ergebnis auswirken – aber bei Ihrem Anbieter anders aussehen können. Siehe dazu den Kasten unten: »So wurde gerechnet.«

Die Tendenz ist allerdings deutlich: Die Kosten ziehen an. Die Gründe sind einerseits die Preise der Energieträger, andererseits das Verhalten der Verbraucher. Auch macht sich im Vergleich der Jahre die Dezember-Soforthilfe von 2022 bemerkbar, als die Bundesregierung den Abschlag für einen Monat komplett aus Steuergeld bezahlt hat. Die Kostenentwicklung insgesamt zeigt die folgende Übersicht.

Auch beim Heizverhalten zeigt die Kurve nach oben. »Es sieht ganz danach aus, dass die Menschen im Vergleich zum vergangenen Winter wieder großzügiger heizen«, sagt Ista-Chef Hagen Lessing. »Die Verbraucherinnen und Verbraucher wiegen sich offenbar in der vermeintlichen Sicherheit gesunkener Energiepreise.« Allein in der Zeit von September bis November 2023 sei der Verbrauch der privaten Haushalte an Heizenergie um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.

Sorglosigkeit beim Heizen erkennt Lessing auch in den Ergebnissen einer aktuellen YouGov-Umfrage unter gut 2000 Verbrauchern. Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab demnach an, für diesen Winter mit gleichen oder sogar niedrigeren Heizkosten im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen. Lediglich 36 Prozent erwarten höhere Heizkosten. 13 Prozent sind unsicher.

Was die Kosten für dieses Jahr angeht, dürfte das in sehr vielen Fällen nicht stimmen. Die folgende Übersicht zeigt die Gesamtheizkosten für die verschiedenen Wohnungstypen im Jahresvergleich – die orangen Punkte markieren dabei das Jahr 2023.

Hinzu kommt: In den kommenden Monaten warten weitere Steigerungen auf die Verbraucher.

Die Energiepreisbremsen werden nach dem Verfassungsgerichtsurteil zum Haushalt im neuen Jahr nicht fortgeführt. Zwar stimmt es, dass die horrenden Preise, die überhaupt zur Einführung der Energiepreisbremsen geführt haben, inzwischen nicht mehr verlangt werden. Allerdings liegt das Preisniveau noch immer weit über den Zahlen von 2021, vor dem Ukrainekrieg – so günstig wird es wohl nicht mehr werden.

  • Nach den jüngsten Koalitionsbeschlüssen soll der CO₂-Preis im kommenden Jahr von 30 Euro pro Tonne auf 45 Euro steigen. Das schlägt sich direkt in den Brennstoffpreisen nieder.

  • In wenigen Wochen läuft die verminderte Mehrwertsteuer für Gas und Wärme aus, ab März werden statt derzeit sieben Prozent wieder 19 Prozent aufgeschlagen.

Spätestens bei der Jahresabrechnung für 2024 wird sich das bemerkbar machen. Wer eine Nachzahlung vermeiden will, sollte prüfen, wie weit er den monatlichen Abschlag erhöhen kann.

So wurde gerechnet:

Die Verbrauchsdaten und Brennstoffkosten für die Jahre 2021 und 2022 basieren auf knapp 2,8 Millionen von Ista erstellten Heizkostenabrechnungen. Die Kostenprognose für 2023 beruht auf dem vom Ista Heiz-O-Meter in 350.000 Haushalten ermittelten unterjährigen Verbrauch und unterstellt, dass auch im Dezember wieder mehr geheizt wird.

Und was ist mit den Fernwärmekunden, die fürs Erste zu den Gewinnern zählen? »Das hängt stark von der weiteren Preisentwicklung und vor allem vom Tarif des lokalen Fernwärmeversorgers und dessen Energiemix ab«, erklärt Ista-Sprecher Florian Dötterl. Für allgemeine Prognosen sei es zu früh. Ein Blick auf die letzten zehn Jahre zeige aber, dass der durchschnittliche Fernwärmepreis um etwa vier Cent oberhalb des Erdgastarifs lag. Lange wird also auch dieses Preisglück nicht währen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen