Rekordzahlen für Wind und Solar
Focus- Artikel von dpa/AFP • 12.4.23
Das Ende des fossilen Zeitalters? Zwar ging die weltweite Stromproduktion im letzten Jahr mit so vielen Emissionen einher wie noch nie, dennoch sehen britische Analysten eine Trendwende erreicht. Die Theorie: Mit der Kohle geht es ab diesem Punkt bergab - während Wind- und Solarenergie nur noch gewinnen können.
Der Anteil der erneuerbaren Energien an der weltweiten Stromproduktion hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord erreicht. Wind- und Solarstrom kamen zusammengenommen auf einen Anteil von zwölf Prozent, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Global Electricity Review 2023 der britischen Denkfabrik Ember hervorgeht. Kohle ist demnach weiterhin die wichtigste Quelle elektrischer Energie, die Experten gehen jedoch davon aus, dass fossile Energieträger ihren Höhepunkt erreicht haben.
Dem Bericht zufolge kam die globale Produktion „aus allen sauberen Stromquellen“, also inklusive Kernenergie, im vergangenen Jahr auf 39 Prozent - ebenfalls ein neuer Rekordanteil. Die übrigen 61 Prozent entfallen demnach auf fossile Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle. Letztere ist mit 36 Prozent der Gesamtproduktion weiterhin weltweit der wichtigste Energieträger.
Der letzte Höhepunkt
Der Kohleanteil an der Stromproduktion ging laut Ember zwar zurück, weil der Stromverbrauch insgesamt weiter stieg. In absoluten Zahlen legte demnach aber auch die Produktion von Kohlestrom zu. In der Folge erreichten die Treibhausgasemissionen aus der Stromproduktion ebenfalls einen neuen Höchststand.
Die Ember-Experten gehen aber davon aus, dass die Emissionen 2022 ihren Höhepunkt erreicht haben könnten und es das letzte Jahr des Wachstums fossiler Energieträger in der Stromproduktion sein könnte. Der Ember-Bericht deckt die Stromsektoren von 78 Ländern weltweit ab, die für insgesamt 93 Prozent des Strombedarfs stehen.
„Die Ära des sauberen Stroms“
„In diesem entscheidenden Jahrzehnt für das Klima ist jetzt das Ende der fossilen Ära eingeläutet“, sagt Malgorzata Wiatros-Motyka, Stromanalystin bei Ember. „Wir betreten jetzt die Ära des sauberen Stroms. Die Bühne steht bereit für Wind und Solar, um einen kometenhaften Aufstieg an die Spitze hinzulegen.“
Beim Ausbau der Windkraft hinkt die EU im globalen Vergleich jedoch hinterher. Während der weltweite Zuwachs im vergangenen Jahr 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr betrug, lag er in den EU-Ländern nur bei 9 Prozent. Insgesamt hat die EU bei der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien im globalen Vergleich aber die Nase vorn: 22 Prozent des Stroms der EU-Staaten stammten 2022 aus Wind- oder Solarkraft (2015: 13 Prozent). Weltweit betrug der Anteil 12 Prozent - so viel wie nie zuvor (2015: 5 Prozent). In Deutschland kamen dem Bericht zufolge 32 Prozent des Stroms aus Solar- und Windkraft.
„Die EU hat den Wettlauf um die erneuerbaren Energien früh begonnen, aber angesichts der weltweiten Beschleunigung kann sie sich keine Selbstzufriedenheit leisten“, sagte die Europa-Chefin von Ember, Sarah Brown. Insbesondere die Hindernisse, die den raschen Ausbau der Onshore-Windenergie etwa in Nord- oder Ostsee verhindern, müssten beseitigt werden. In Deutschland etwa muss ein Windrad genehmigt werden, danach gibt es eine Ausschreibung, danach den Bau. Nach Angaben des Bundesverbands Windenergie dauert es nach einer Genehmigung im günstigsten Fall im Durchschnitt 20 Monate, bis ein neues Windrad ans Netz geht.
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