e-fahrer hier 01. April 2023 | Gero Gröschel
Während Deutschland mit der Einführung der Wärmepumpen zu kämpfen hat, funktioniert der Umstieg in Polen, Italien und Frankreich wesentlich besser. Hier wurden 2022 deutlich mehr dieser Geräte verkauft als hierzulande. Wie lässt sich das erklären?
Deutschland hat bei der Wärmewende ambitionierte Ziele. Fossile Heizsysteme sollen sukzessive gegen klimafreundliche Systeme ausgetauscht werden. Eine wichtige Rolle soll dabei die Technologie der Wärmepumpe spielen. Doch im Vergleich zu seinen Nachbarländern hinkt Deutschland zahlenmäßig hinterher. Während 2022 bei uns 236.000 Wärmepumpen verkauft wurden, waren es in Frankreich rund 463.000 und in Italien sogar über 500.000 Stück. In Deutschland wuchs der Absatz zwar um rund 50 Prozent, in Polen dagegen um einhundert.
Andere Länder, andere Gründe
Die starke Nachfrage nach Wärmepumpen in Polen hat mehrere Gründe. Unser Nachbar muss als EU-Land bis 2050 klimaneutral werden. Große Teile der Wirtschaft und Energieversorgung hängen noch stark von der Kohle ab. Um das Klimaziel zu erreichen, versucht die Regierung den Erwerb einer Wärmepumpe derzeit so attraktiv wie möglich zu machen. Regionale Verbote von Kohleheizungen wurden erlassen, genauso aber auch verschiedene Förderprogramme für Wärmepumpen aufgelegt. Sicherlich spielt der in Polen stark angestiegene Kohlepreis dem Energiewechsel in die Hände.
In Italien lässt sich der große Zuwachs im vergangenen Jahr vor allem durch massive staatliche Unterstützung erklären. Das Land legte ein Förderprogramm mit dem Namen „Superbonus 110“ auf, bei dem Haussanierer 110 Prozent der Steuern abschreiben konnten. Subventioniert wurden diese drei Maßnahmen: die Dämmung der Außenwände, die Dachisolierung und der Ersatz einer alten Heizungsanlage durch eine Wärmepumpe. Der Staat ließ sich die Gesamtkosten des Programms 105 Milliarden Euro kosten.
Der Strompreis bestimmt die Attraktivität
Wie das Handelsblatt schreibt, ist es das Ziel der französischen Regierung, die Zahl der Wärmepumpen in privaten Häusern bis 2025 zu verdoppeln. Haushalte werden bei der Anschaffung einer Wärmepumpe mit mindestens 5.000 Euro gefördert, wenn dadurch eine Gas- oder Ölheizung obsolet wird. Franzosen heizen häufiger mit elektrischem Strom statt mit Öl oder Gas. Wenn der Heizstrom für Wärmepumpen eingesetzt wird, ist das viel effizienter und spart bis zu 70 Prozent der Heizkosten. So ist die finanzielle Ersparnis häufig ein Grund für den Umstieg.
Experten empfehlen deswegen für Deutschland, den Strompreis kräftig zu senken, um Wärmepumpen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den klassischen Gas- und Ölheizungen zu verschaffen. Dies könnte sich als effizienter herausstellen als eine weitere Förderung von Wärmepumpen.
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