Mittwoch, 24. Januar 2024

Demokratische Systeme können jederzeit stürzen - es gibt keine Institutionen, die uns beschützen, es gibt nur das, was wir täglich tun...

Fast verdrängt die Sorge um unsere Demokratie die Sorge um den Klimawandel. Doch ohne Demokratie werden wir auch diesen Kampf verlieren, denn ohne Faktenbasiertes Wissen und mit Parolen aus dem letzten Jahrhundert wird es keine Veränderung geben.

Dabei wird sich auch unsere Demokratie verändern müssen, wenn sie Bestand haben soll. Bürgerräte sind ein gutes Stichwort dafür.

hier  Zeit Interview: Anja Stehle, Davos

Auszüge von Timothy Snyder aus dem Artikel "Ich denke nicht, dass Trump Präsident wird"

Demokratische Systeme können jederzeit stürzen, sagt der Historiker Timothy Snyder. Ein Gespräch über Donald Trump und den Aufstieg der AfD.

Snyder: Demokratische Systeme können jederzeit stürzen. Selbst eine in weiten Teilen so gebildete und demokratische Bevölkerung wie die deutsche kann ungewollt den Zusammenbruch der Demokratie zulassen. Und da kommen wir auf die Lehren aus der Geschichte: Ich glaube, für manche Deutsche ist es schwierig, die Perspektive zu wechseln und zu sagen, dass sie jetzt diejenigen sind, die die Demokratie aufrechterhalten müssen. Ich habe Ende 2016 (nachdem Trump zum Präsidenten gewählt wurde, Anm. d. Red.), einer deutschen Zeitung ein Interview gegeben, in dem ich sagte, dass Deutschland jetzt die wichtigste Demokratie der Welt sei. Daraufhin reagierte der Journalist empört, weil ich so viel Verantwortung auf Deutschland abgeladen hätte. Die Deutschen verstehen nicht, dass sie schnell handeln müssen, wenn sie auf der richtigen Seite stehen wollen. Sie zögern zu viel. Die Lehre, die sie aus der Geschichte gezogen haben, ist, dass sie drei-, vier-, fünf-, sechs-, siebenmal über Dinge nachdenken sollten, bevor sie handeln.  

ZEIT ONLINE: In Deutschland gehen jetzt viele auf die Straße und protestieren gegen die AfD, hilft das?  

Snyder: Jeder sollte sich engagieren, denn es gibt keine Institutionen, die uns beschützen, es gibt nur das, was wir täglich tun, um die Demokratie zu erhalten und zu schützen. Proteste sind deshalb wichtig, weil sie die Menschen zusammenbringen – raus der virtuellen Welt. Fast genauso wichtig ist ein Zeitungsabo oder für ein politisches Amt auf kommunaler Ebene zu kandidieren. Es reicht nicht aus, die AfD nicht zu wollen. Wir müssen aktiv zeigen, dass wir eine starke Zivilgesellschaft wollen, dass wir die Demokratie mögen.  

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