Donnerstag, 18. Januar 2024

So sollen Kohlekraftwerke grüne Energie gewinnen

hier  EFAHRER.com  Artikel von Sophia Haberkorn  • 17.1.24

CO2-Schleuder wird nachhaltig

Zum Ausgleich der unregelmäßigen Gewinnung von Erneuerbarer Energie durch Solar- oder Windkraft sind konstante Energielieferanten notwendig. Batteriespeicher allein reichen für die Kompensation bei schwankender Energieerzeugung und bei wechselnder Nachfrage nicht aus. Die Bundesregierung setzt auf Wasserstoff als zukünftigen grünen Energielieferanten. 8,8 Gigawatt sollen die Wasserstoffkraftwerke laut der Strategie in Zukunft abdecken.

Auf Basis dessen plant der Energiekonzern Leag den Umbau des Kohlekraftwerks in Boxberg. Auf dem Betriebsgelände soll ein Wasserstoff-Hub entstehen, der grüne Energie bereitstellt. Der zur Elektrolyse notwendige Strom wird aus den Erneuerbaren Energien der Umgebung bezogen. Zehn Megawatt soll das Wasserstoffkraftwerk nach der Fertigstellung produzieren, berichtet das Handelsblatt. 

Wasserstoff statt Kohle

Der Rückbau des Braunkohlekraftwerks in Boxdorf startet in den kommenden Wochen, gibt Daniel Kosel, der Bereichsleiter Projekte beim Energieversorger Leag, an, um die Anlage als Wasserstoff-Hub umbauen zu können. In etwa fünf Jahren soll das Kraftwerk fertig sein. Es basiert auf der sogenannten PEM(Protonen-Austausch-Membran)-Technologie und soll eine Fläche von bis zu 25 Hektar einnehmen. Durch den modularen Aufbau kann es nachträglich erweitert werden. Zunächst ist eine Elektrolyse-Leistung von 110 Megawatt und eine Brennstoffzellenkapazität von zehn Megawatt geplant. Das ist ein kleiner Bruchteil der 2.575 Megawatt des Braunkohlekraftwerks Boxdorf. Da der Wasserstoff-Hub vor allem zum Ausgleich des Energiebedarfs dient, ist die geringere Leistung allerdings jedoch nicht ausschlaggebend.

Kraftwerksstandort mit entscheidenden Vorteilen

Der Umbau der fossilen Standorte zu Wasserstoff-Kraftwerken, wie es Leag in Boxdorf vormacht, hat mehrere Vorteile. Das Straßennetz, die Schienenanbindung und der Anschluss an das Stromnetz sind dort schon vorhanden. Zudem ist das Personal bereits entsprechend ausgebildet. Auch eine Betriebsgenehmigung kann für solch einen Standort einfacher ausgestellt werden.

Der Standort ist auch für Erdgaskraftwerke vorteilhaft. Ein Umbau von einem Gas- zu einem Wasserstoff-Kraftwerk ist durch wenige technische Modifikationen möglich. EnBW baut derzeit an einem „Fuel Switch“-Kraftwerk neben dem Kohlekraftwerk Stuttgart-Münster. Das dort entstehende Erdgaskraftwerk kann innerhalb weniger Wochen auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Die Kosten der Baumaßnahmen belaufen sich auf 250 Millionen Euro. Bis 2025 ist die Fertigstellung geplant. Außerdem sind zwei weitere Projekte dieser Art in der Pipeline. Dafür hat EnBW 1,6 Milliarden Euro angesetzt. Durch die Energiegewinnung mit Erdgas stößt das Kraftwerk bereits 60 Prozent weniger CO₂-Emissionen als auf Basis von Kohle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen