Focus hier Freitag, 06.10.2023
Markiert 2023 die Wende? Der CO2-Ausstoß aus der Stromerzeugung könnte in diesem Jahr erstmals rückläufig werden. Grund sind ein beispielloser Absturz des Kohlestroms - und der rasante Siegeszug von Solar.Grafik links hier vom Handelsblatt Energiegipfel 2024
Minus 23 Prozent in der EU, sogar minus 27 Prozent in den USA - die weltweite Erzeugung von Strom aus Kohle ist in den letzten Monaten stark gesunken. Die Folge: Der globale CO2-Ausstoß aus der Stromerzeugung könnte bereits Ende dieses Jahres zurückgehen, nachdem die Emissionen in der ersten Jahreshälfte nahezu auf demselben Niveau verharrten. Das ist das Ergebnis des neuen Halbjahresberichts der britischen Denkfabrik Ember, der die weltweite Stromerzeugung von Januar bis Juni auswertete.
Mit der CO2-Wende wäre ein historischer Meilenstein erreicht.
Bislang waren die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung seit Beginn der Industrialisierung beständig angestiegen, selbst Wirtschaftskrisen oder die Corona-Pandemie konnten dem Trend nur eine kleine Delle verpassen. Das könnte jetzt anders sein: Denn gleichzeitig hätten 50 Staaten der Erde neue Rekorde bei der Erzeugung von Strom aus Solarenergie gefeiert, heißt es in der Ember-Studie - darunter Österreich und Deutschland.Die Kohle ist längst abgehängt
Gleichzeitig lässt die schwierige weltwirtschaftliche Lage den Strombedarf überall sinken, weil die Industrie weniger produziert. Das bekommt zuerst die Kohle zu spüren, die preislich von den Erneuerbaren Energien schon längst abgehängt wurde. Auf dem Markt ist die Kohle zwar eine der verlässlichsten Formen der Stromerzeugung, aber auch eine der teuersten. Kohle-Strom raus, Solar-Strom rein - das ist im Wesentlichen die Entwicklung, die Beobachter derzeit verfolgen.
Allerdings: „Fallende Emissionen, wenn die Nachfrage außergewöhnlich gering ist, sind nicht genug“, heißt es in der Studie. „Emissionen müssen auch fallen, wenn die globale Nachfrage steigt.“ Zwar steige die Rate, in der weltweit neue Wind- und Solaranlagen installiert werden - vor allem in China, auf dessen Konto 91 Prozent der neuen Windkraftanlagen gehen.
Das sei aber noch nicht genug, mahnen die Autorinnen und Autoren: Sie gehen davon aus, dass bis Ende des Jahrzehnts bei den Erneuerbaren Energien dreimal so viel Kapazität wie jetzt installiert sein muss, um die Klimaziele noch zu schaffen. Nach Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) sind dafür jährliche Zubau-Raten von 26 Prozent bei der Solarenergie und 16 Prozent bei der Windkraft nötig. Die Zubau-Raten im letzten Jahr lagen bei: 25 Prozent Solar, 14 Prozent Windkraft - es fehlt also nicht mehr viel.
Sorgen um die Wasserkraft
Ein anderer, bislang verlässlicher Lieferant von grüner Energie beginnt dafür langsam auszufallen. Die Wasserkraft hatte in der ersten Jahreshälfte 2023 einen historischen Einbruch um 8,5 Prozent zu verzeichnen, vor allem in China. Ursache dafür seien zunehmende Dürren als Folge des Klimawandels, schreiben die Analystinnen und Analysten.
„Es ist zwar ermutigend, das bemerkenswerte Wachstum der Wind- und Solarenergie zu beobachten“, sagt Malgorzata Wiatros-Motyka, Stromanalystin bei Ember. Man dürfe allerdings nicht die „nackte Realität“ ignorieren: Die Bedingungen für die Wasserkraft werden nicht besser. Noch ein Grund mehr, der einen entschlossenen Zubau von Wind und Solar anzugehen, sagt Wiatros-Motyka.
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