Donnerstag, 12. Oktober 2023

Ist das der Game-Changer für die Energiewende?

 Frankfurter Rundschau hier  Artikel von Amy Walker • 11.10.23

Batterietechnologie

Die Energiewende verlässt sich an vielen Stellen auf Batterien. Die am meisten verwendeten Lithium-Ionen-Batterien haben aber ihre Problemchen. Hat eine deutsche Firma jetzt die Lösung gefunden?

Unsere moderne Welt ist in vielen Bereichen von ihnen abhängig, Tendenz steigend: Batterien stecken in Laptops und Smartphones, in E-Bikes und E-Autos, in Batteriespeichern und Haushaltsgeräten. In den meisten Fällen werden Lithium-Ionen-Batterien verwendet, vor allem für die Verkehrswende. Doch die sind lange nicht perfekt. Sie sind groß und schwer, das ist ein Problem. Und sie halten nicht ewig: Nach etwas über 1000 Ladezyklen beginnen sie, zu schwächeln und irgendwann müssen sie dann ausgetauscht werden. Das Recycling der Batterien ist auch nicht ganz einfach.

Doch ein deutsches Unternehmen will nun die Lösung gefunden haben. Die Welt berichtet von einer „Wunderbatterie“, vom „Schlüssel zur Energiewende“. Ist da wirklich was dran?

Lithium-Ionen-Batterien: Rohstoffbedarf könnte rasant steigen

Für Lithium-Ionen-Batterien (LI-Batterien) werden verschiedene Rohstoffe gebraucht, deren Vorkommen auf der ganzen Erde verteilt sind. Die wichtigsten Rohstoffe sind: Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit. Keinen dieser Rohstoffe gibt es wirklich in Europa in ausgiebigen natürlichen Vorkommen, weshalb wir hier mit anderen Ländern handeln müssen. Dazu gehören China und Russland, aber auch Australien, Brasilien und der Kongo.

Noch dazu wird der Bedarf an diesen Rohstoffen für LI-Batterien bis 2030 regelrecht explodieren: Laut der Nationalen Organisation für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) wird sich der Bedarf bis dahin verdreifachen. 80 Prozent der Batterien werde demnach für E-Autos benötigt.

Doch was, wenn es die Möglichkeit gäbe, die Lebensdauer dieser Batterien so zu verlängern, dass der Bedarf gar nicht mehr so groß wäre? Das wäre ein echter Game-Changer – und nichts anderes als das verspricht ein Unternehmen aus Bonn gerade.

High Performance Battery: Der ewig laufende Akku

Über das Unternehmen und seinen Durchbruch berichtet die Welt. Die Firma High Performance Battery (HPB) habe einen neuartigen Akku entwickelt, der den Alterungsprozess herkömmlicher LI-Batterien stoppt. Das heißt, die Batterie kann quasi ewig laden und entladen, die Leistung lässt nie nach. „Wir sind überzeugt, dass wir den grünen Schlüssel zur Energiewende in der Hand halten“, zitiert die Zeitung den CEO Sebastian Heinz. Die ersten Modelle der neuartigen Batterien hätten schon 12.500 Ladezyklen hinter sich – ohne Leistungsverlust.

Die Welt hat ebenfalls einen unabhängigen Forscher von der Universität Freiburg zu dieser „Wunderbatterie“ befragt. Professor Ingo Krossing gibt demnach an, „total baff“ gewesen zu sein, als er die Forschungsergebnisse der Firma gesehen habe. Allerdings sagt er auch, dass die Akkus von HPB für Elektroautos noch nicht bereit seien, dazu müsse sich die Wattstunde pro Kilo noch verbessern.

Ein weiterer Vorteil der HPB-Akkus ist nach Herstellerangaben, dass er nicht entflammbar ist und weniger Temperatur-anfällig. LI-Batterien können unter Umständen extrem gefährlich werden, wenn sie einmal anfangen zu brennen. Das zeigte sich in diesem Jahr erst, als ein Frachter voller E-Autos vor der Nordsee in Flammen aufging und nicht mehr zu löschen war. Zudem braucht die neue Batterie kein Kobalt, eines der seltensten Rohstoffe, die für LI-Batterien benötigt werden.

Das Unternehmen hat laut Welt in 96 Staaten Patente angemeldet. In der Schweiz will eine Firma, die sich die Lizenz gesichert hat, ab 2024 in die Serienproduktion gehen.

HPB ist aber nicht das einzige Unternehmen, das an neuer Batterietechnologie arbeitet. Weil LI-Batterien so viele Probleme haben, wird an Lösungen massiv geforscht. Ein Münchener Start-up will beispielsweise Salz und Eisen anstatt Lithium verwenden und damit massiv Kosten und Ressourcen sparen. Ein US-amerikanisches Unternehmen erforscht dagegen die Möglichkeit, Batterien aus Hanf herzustellen. Es ist bei der Batterietechnologie also lange noch nicht das letzte Wort gesprochen worden.

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