Sonntag, 15. Oktober 2023

Verbände fordern: Altdorfer Wald soll Schutzkonzept bekommen

Auch wenn der Regionalverband nun das ok des Landes hat - die Kritik geht weiter, solange diese Entscheidung nicht nachvollziehbar ist, nicht als "Gerechtfertigt" und "Sinnvoll" angesehen wird.
Eine Landesregierung, die ihre Unfähigkeit aufzeigt, die bekundet trotz ihrer Klimagesetzgebung keinen Einfluss auf Kommunale und Regionale Entscheidungen zu haben. Kommunen, die versuchen, für sich alleine alles "rauszuholen" was nur irgendwie möglich ist, trotz aller gerechtfertigten Gegenargumente und wider besserem Wissen.. Das befriedet nicht, das ist eine offene Wunde, die vor sich hin eitert....


Schwäbische Zeitung hier 13.10.2023,

 Ökologische Aufwertung

Naturschutzverbände sehen den Altdorfer Wald in Gefahr und fordern, Teile nicht mehr zu bewirtschaften. Hintergrund ist der geplante Windpark. Die Verbände haben konkrete Ideen.

Die Naturschutzverbände BUND, Nabu, die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz und der Landesnaturschutzverband fordern ein Waldschutzkonzept für den Altdorfer Wald.

Anlass dafür sind die Planung eines großen, 39 Anlagen zählenden Windparks sowie der bereits stattfindende Kies- und Torfabbau. Sie stellen konkrete Ideen vor, die auch die Regionalplanung betreffen.

Die Naturschutzverbände im Land sehen hier das Land Baden-Württemberg in der Verantwortung.

Der 82 Quadratkilometer große Altdorfer Wald ist Oberschwabens größtes zusammenhängendes Waldgebiet, befindet sich zu etwa 80 Prozent im Besitz des Landes und wird entsprechend vom landeseigenen Forstbetrieb Forst BW verwaltet. Die Verbände schreiben, dass sie ihre Vorschläge in einem Brief vom 5. September Forst BW unterbreitet haben, jedoch noch keine Antwort erhalten haben.

Kritik: Nur Eingriffe werden diskutiert

Die Naturschutzverbände kritisieren, dass bislang ausschließlich Eingriffe in den Wald geplant und diskutiert würden, was den Nutzungsdruck auf den Wald erhöhe. „Bisher liegen jedoch keine Planungen oder Konzepte vor, die die Sicherung oder die ökologische Aufwertung größerer und zusammenhängender Gebiete im Wald betreffen“, heißt es in der Stellungnahme.

„Die Größe und Bedeutung der geplanten Windparks, aber auch die Summe an geplanten Nutzungen im Altdorfer Wald erfordern jedoch eine intensive, fundierte Auseinandersetzung mit schützenswerten Gebieten, und zwar bevor über die Zulässigkeit weiterer Eingriffe im Wald entschieden wird. Sonst wird auch die Akzeptanz für Windenergieanlagen weiter schwinden“, wird Ulfried Miller, Regionalgeschäftsführer des BUND Bodensee-Oberschwaben, in der Pressemitteilung zitiert.

Forderung: Keine weiteren Eingriffe

Die Forderung von Ingo Maier von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg lautet daher: Sollte der Windpark mit 39 Anlagen, den die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm planen, tatsächlich gebaut werden, darf im Altdorfer Wald kein zusätzlicher Eingriff stattfinden.

Gleichzeitig muss durch eine lokale, ökologische Aufwertung von Waldbereichen ein dauerhafter Ausgleich für die Beeinträchtigung der Lebensräume erfolgen, so Maier. Voraussetzung dafür sei auch eine deutliche Reduzierung der Anlagenzahl.

Die Naturschutzverbände gehen in ihrer Stellungnahme auch auf die Regionalplanung ein, die weitere Kiesabbauflächen im Altdorfer Wald vorsieht. Der Regionalplan, der heftig von Umweltverbänden und Initiativen kritisiert wird, wurde jüngst in Stuttgart genehmigt. In Vogt und Umgebung löste eine geplante Kiesgrube in der Nähe von Grund eine hitzige Debatte aus.

Reichermoos soll renaturiert werden

Bei einer Realisierung des Windparks sieht Georg Heine vom Landesnaturschutzverband keine Möglichkeiten für eine Erweiterung des Kiesabbaus innerhalb des Waldes und verweist auf Kiesgruben und Alternativen in der Umgebung.

Gleichzeitig müsse das Reichermoos „umgehend durch geeignete Renaturierungsmaßnahmen als Moor wiederhergestellt werden, um seine Funktionen für Biodiversität und Klimaschutz so bald wie möglich wieder erfüllen zu können“. Gegen den Torfabbau im Reichermoos hat sich auch eine Initiative gegründet, die für einen Abbaustopp kämpft.

Was sich die Verbände vorstellen

Die Forderungen nach einem Waldschutzkonzeptes beinhalten ein Bann- und Schonwaldkonzept. Das heißt, dass bestimmte Teile des Waldes nicht mehr bewirtschaftet werden und der Natur überlassen werden. Dies könne etwa zum Aufbau eines Biotopvernetzungskonzeptes dienen ‐ vorzugsweise in den Wildtierkorridoren.

„Hierfür bieten sich zum Beispiel Wälder im Heißer Wald, um das Lochmoos, das Fuchsenloch, den Schwarzenbach, die Wolfegger Aach und die Weiherkette sowie die Hangwälder südlich der Wolfegger Ach an“, heißt es in der Stellungnahme. Momentan sei nur ein Prozent des Altdorfer Waldes als Bannwald definiert. Dieser Anteil müsse sich auf zehn Prozent erhöhen.

Zudem soll geprüft werden, an welchen Standorten ehemalige Weiher wieder aufgestaut werden könnten, um die Wasserrückhaltung im Wald zu fördern. Von ehemals 80 Weihern seien heute noch 25 vorhanden.

Die Suche nach den Flächen

„Für ein solches Konzept müssen zeitnah geeignete Flächen identifiziert und zur Verfügung gestellt werden. Die Naturschutzverbände erwarten die Bereitschaft für konkrete Handlungen zugunsten des Naturraums Altdorfer Waldes seitens der Landesregierung und Landesbehörden und fordern die Etablierung eines gemeinsamen Runden Tisches mit den zuständigen Behörden, insbesondere Forst BW“, so die Verbände.


Vereinsinterne Info-und Diskussionsveranstaltung

Windkraftwerk bei Bad Saulgau. Foto: Sabine Brandt

Windkraft im Altdorfer Wald

Am Dienstag, 17. Oktober um 19:00 Uhr laden BUND, NABU, LNV und die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg e.V. (AgF) ihre Mitglieder zu einer vereinsinternen Diskussions- und Informationsveranstaltung zur Windkraft im Altdorfer Wald ein. Nach einem etwa einstündigen Vortragsteil werden wir Fragen beantworten und gemeinsam diskutieren.

Hier gehts zur Anmeldung

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