Mittwoch, 12. April 2023

ATOMKRAFT: Aus und vorbei

10.04.2023 im Südkurier Kommentar

Jetzt aber wirklich! Ende dieser Woche gehen die verbliebenen drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Endgültig. Auch wenn das inzwischen 65 Prozent der Deutschen nicht mehr gutheißen, ist das die richtige Entscheidung. Zum einen, weil alles andere – nach dem jahrelangen Hin und Her – ein Glaubwürdigkeitsproblem für die Bundesregierung bedeutet hätte. Vor allem aber, weil die Bedenken der Anti-Atomkraft-Bewegung in der aktuellen Energiekrise nichts von ihrem Wahrheitsgehalt verloren haben: Die Kernkraft birgt ein tödliches Risiko. Die Unglücke von Tschernobyl und Fukushima brachten dies eindrücklich ins Bewusstsein. Von den ungeheuren Langzeitkosten nicht zu reden.

Ob die Rechnung von Bundeswirtschaftsminister Habeck aufgeht und die Energieversorgung tatsächlich sicher ist, hängt weniger an den paar mit halber Kraft laufenden Akw, als vielmehr daran, ob es gelingt, dass die Energiewende tatsächlich endlich den nötigen Schwung aufnimmt. 


Zusammenfassender Auszug aus Solarify hier

Angesichts der dringend notwenigen Reduzierung von CO2-Emissionen wird Atomenergie immer wieder als Ersatz für fossile Energieträger ins Spiel gebracht. Eine DIW-Studie kommt zu dem Schluss, dass das auch aus ökonomischer Sicht Unsinn ist. Weil Deutschland so schnell wie möglich wegwill von klimaschädlichen Emissionen, sehen manche Politiker Atomenergie als sinnvolle Alternative zu Kohle, Gas und Öl. Von einer weiteren Laufzeitverlängerung war zwischendurch die Rede, manche hatten sogar den Bau neuer Atomkraftwerke gefordert. Ob das ökonomisch Sinn hätte, haben nun Forscher der Technischen Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Grünen Bundestagsfraktion untersucht. Und in ihrer Studie „Ökonomische Aspekte der Atomkraft“ fällen sie ein eindeutiges Urteil: Atomkraft sei im Vergleich zu anderen Energieträgern zu teuer. „Eine Gesamtbewertung des Systems Atomkraft ergibt heute dasselbe Ergebnis wie auch in den letzten Jahrzehnten: Selbst bei Vernachlässigung externer Kostenfaktoren (…) ist der Bau und der Betrieb von Kernkraftwerken nicht ökonomisch, und es gab und gibt kostengünstigere Alternativen.“ (n-tv.de/Studie-Atomkraft-ist-schlichtweg-zu-teuer)

10.04.2023  hier im Südkurier

Die Atomkraft-Ära in Baden-Württemberg endet

....Wie funktioniert das Abschalten? Zuerst wird die Reaktorleistung kontinuierlich abgesenkt, indem sogenannte Steuerstäbe in den Reaktorkern eingeführt werden. Diese bremsen gewissermaßen die Kettenreaktion im Reaktor. Anschließend wird der Generator vom öffentlichen Stromnetz getrennt. Das sind Routinevorgänge...

Was passiert am Samstag in Neckarwestheim? Die Geschäftsführung der Kernkraftsparte will „aus Respekt vor der Leistung der Kolleginnen und Kollegen“ vor Ort sein, sagte Michels. Sie halte sich aber im Hintergrund. Es werde keinen Sekt oder irgendeine Art von Feierlichkeit geben, sagte Michels. Indes lädt der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar ab 13 Uhr zum „Abschaltfest“ vor dem Akw im Landkreis Heilbronn....

Was bedeutet der Ausstieg für den Betreiber EnBW? Als der Atomausstieg in Deutschland nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 beschlossen wurde, hat die EnBW ihr Geschäftsmodell umgekrempelt: Seither baut der drittgrößte deutsche Energieversorger die Stromerzeugung über erneuerbare Energien aus. Seit vergangenem November ist Andreas Schell Vorstandsvorsitzender in der Durlacher Allee – und folgt ohne Wenn und Aber ebenjenem Kurs, den sein Vorgänger Frank Mastiaux eingeschlagen hatte. Eine spontane erneute Laufzeitverlängerung oder gar ein Wiedereinstieg in die Atomenergie sind daher bei der EnBW absolut kein Thema.


Euronews hier  11/04/2023 

Ende einer Ära - die letzten deutschen AKW gehen vom Netz

Diesen Samstag schaltet Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke endgültig ab. 

Die russische Invasion in die Ukraine ließ die Diskussion über einen Weiterbetrieb noch einmal kurz aufflammen, trotzdem blieb es in Berlin bei der von Angela Merkel nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima getroffenen Entscheidung über den Ausstieg. 

Komplizierte rechtliche, logistische, wirtschaftliche und nicht zuletzt politische Fragen standen einem Weiterbetrieb entgegen, zumal eine drohenden Energiekrise duch die Entscheidung für Flüssiggas verhindert wurde. 

Beendet ist die Diskussion um die Atomenergie damit allerdings nicht  - die Grünen haben einen Vorstoß der FDP abgelehnt, die deutschen Atomkraftwerke bis 2024 betriebsbereit zu halten. Die Meiler sollten  noch mindestens ein Jahr in betriebsbereiten Zustand bleiben , um sie wieder hochfahren zu können. 

Atomkraft die teuerste Möglichkeit zur Erzeugung von Strom

Die Grünen verwiesen auf eine neue Studie der TU Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Atomstrom sei ein Milliardengrab, weil nur hochsubventioniert und durch planwirtschaftliche Eingriffe überhaupt rentabel zu betreiben.

"Die Kosten für Störfall-Risiken, jahrzehntelangen Rückbau und Endlagerung schultert zum Großteil die Gesellschaft. Auch Laufzeitverlängerungen würden den Staat in Milliardenhöhe belasten, weil dann die Betreiber Kostenrisiken und Aufwand für den Weiterbetrieb in Rechnung stellen"

Harald Ebner, Grünen-Abgeordneter und Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Die Studie der TU Berlin und des DIW befasst sich mit den ökonomischen Aspekten der Atomkraft. 

"Seit Beginn des Atomzeitalters war Atomkraft die teuerste Möglichkeit zur Erzeugung von Strom - und heute sind die erneuerbaren Energien wie Wind und PV um ein Vielfaches günstiger. Tatsächlich entbehren Forderungen nach dem Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Deutschland oder gar des Neubaus jeglicher ökonomischen Grundlage."
Kurzgutachten der TU Berlin und des DIW

Allein der Rückbau wird 40 Jahre dauern

"In der Demontagehalle werden Großkomponenten wie Dampferzeuger oder das Reaktordruckgefäß zerlegt. Damit werden wir noch 20 bis 30 Jahre beschäftigt sein. Der Rückbau der Zerlegehalle ist für die 2060er Jahre geplant."
Kurt Radloff EWN-Sprecher

Mit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke bleiben in Deutschland noch 29 Reaktoren übrig, die rückgebaut werden müssen, was nach heutigen Planungen etwa 23 Milliarden Euro kosten soll. Das diese Zahl nach steigen wird, gilt als sicher - diese Kosten werden am Ende der Atomstromproduktion in Deutschland nichts ändern.

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