hier heise online Artikel von Martin Franz 5.11.24
Ladeinfrastruktur für Elektroautos: Netz wächst schneller als BestandIn diesem Jahr wurden bislang weniger E-Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Wenigstens der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt voran.
Die Wirksamkeit staatlicher Lenkungswirkung zeigt sich bei den Absatzzahlen von Elektroautos deutlich. Ziemlich plötzlich beendete die Bundesregierung im Dezember 2023 die Kaufunterstützung für batterieelektrische Autos. Der Markt hat reagiert: In den ersten neun Monaten wurden hierzulande knapp 111.000 neue Elektroauto weniger zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Da der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur weiter vorankommt, verbessert sich für die E-Autofahrer die Chance auf eine freie öffentliche Ladesäule.
Mehr Ladepunkte pro E-Auto
Zum Stichtag am 1. Juli 2024 kamen bundesweit rechnerisch 17,3 batterieelektrische Autos oder Plug-in-Hybride auf eine Ladesäule. Ein Jahr zuvor hatte der Verband der Autoindustrie (VDA) noch einen Wert von rund 21 errechnet. Die genauen Wachstumszahlen zu bestimmen, ist dabei allerdings schwierig, da es im Ladesäulenverzeichnis der Bundesnetzagentur sehr viele Nachmeldungen gibt. Vergleicht man einen Vorjahreswert inklusive tausender Nachmeldungen mit einem aktuellen Wert ohne solche Nachmeldungen, verzerrt dies das Wachstum nach unten. Der VDA hat daher für seine Berechnungen alte Vergleichszahlen ohne die seither erfolgten Nachmeldungen herangezogen, um die Vergleichbarkeit zu verbessern.
Rein rechnerisch am besten mit Ladestationen versorgt sind Elektroautos in den Bundesländern Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Dort kommen laut VDA 11,8, beziehungsweise 11,9 und 12 Elektroautos auf einen Ladepunkt. Ihr gutes Abschneiden in dieser Kategorie verdanken die Länder allerdings auch der Tatsache, dass sie beim Anteil von Elektroautos zu den Schlusslichtern in Deutschland gehören. Die schlechtesten Quoten finden sich im Saarland mit 24,3 E-Autos pro Ladepunkt und Rheinland-Pfalz mit 21,7.
VDA: Hemmnisse beseitigen
Der VDA sieht weiter großen Handlungsbedarf beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Diese sei ein wesentlicher Schlüsselfaktor, um die Menschen zum Umstieg auf E-Mobilität zu bewegen, sagt Verbands-Präsidentin Hildegard Müller. Sie hatte in der Vergangenheit von der Politik mehrfach gefordert, Hemmnisse zu beseitigen, um die Ladeinfrastruktur schneller als bisher auszubauen. Der Bundesnetzagentur zufolge gab es am 1. September 2024 bundesweit 114.794 öffentliche AC- und 31.063 DC-Ladepunkte. Ein Jahr zuvor waren 72.829 AC-Ladepunkte und 21.498 DC-Säulen öffentlich zugänglich.
hier Focus 5.11.24
Ladesäulen - Deutschlands großer E-Auto-Erfolg, über den niemand spricht
Der Verkauf von E-Autos schwächelte zuletzt in Deutschland - doch beim Ausbau von Ladesäulen legte die Bundesrepublik Tempo an den Tag. Wie viel? Das hängt von der Betrachtungsweise ab.
Es gibt immer mehr öffentliche Lademöglichkeiten für Elektroautos. Inzwischen zählt die Bundesnetzagentur deutlich mehr als 140.000 Ladepunkte. Damit müssen sich inzwischen weniger Stromer einen Ladeplatz teilen als noch vor einem Jahr, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) errechnet hat. Und anders als bei den Fahrzeug-Verkäufen hält die Dynamik beim Netzausbau wohl an.
Wie viele Ladepunkte gibt es?
Die aktuellsten Daten der Bundesnetzagentur mit Stand 1. September weisen 145.857 Ladepunkte aus. 31.063 davon sind Schnellladepunkte mit einer Leistung von mindestens 22 Kilowatt.
Die tatsächliche Zahl liegt allerdings wohl deutlich darüber, da nur Einrichtungen angezeigt werden, bei denen der Betreiber den Anmeldeprozess abgeschlossen und der Veröffentlichung zugestimmt hat, wie die Bundesnetzagentur schreibt. Erfahrungsgemäß wird es zudem wohl noch zahlreiche Nachmeldungen geben.
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Wie entwickelt sich das Ladenetz im Vergleich zum E-Auto-Bestand?
Das Kraftfahrt-Bundesamt meldet zur Jahresmitte 2,48 Millionen rein batteriebetriebene Elektroautos und Plug-in-Hybride. Damit kommen im Schnitt 17,3 Stromer auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Das ist deutlich besser als vor einem Jahr, als es nach der Berechnungsmethode des VDA noch rund 21 E-Autos waren. Dazu hat neben dem eher zügigen Wachstum des Ladenetzes aber auch beigetragen, dass der E-Fahrzeugbestand zuletzt deutlich langsamer gewachsen ist.
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Dienstwagen - Die schnellste Lösung für sein E-Auto-Problem lässt Deutschland einfach liegen
Etwas anders sieht das Ranking aus, wenn man nicht den Elektroauto-Bestand, sondern den Fahrzeugbestand allgemein mit der Zahl der Ladepunkte vergleicht. Also fragt, wie gut das Land auf einen Hochlauf der Elektromobilität vorbereitet ist. Dann liegen Berlin, Baden-Württemberg und Hamburg vorne - auch weil sie in dieser Berechnung nicht mehr für ihre überdurchschnittlichen E-Auto-Anteile bestraft werden. Schlusslicht bleibt das Saarland - dann allerdings hinter Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.
Und wo am leistungsfähigsten?
Nicht überall ist das Ladenetz gleich leistungsfähig. Die höchste Ladeleistung findet sich laut Bundesnetzagentur mit Stand 1. Juli 2024 in Bayern, das als einziges Bundesland die Marke von einem Gigawatt überspringt. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen mit 938 Megawatt und Baden-Württemberg mit 775 Megawatt. Die Länder sind allerdings auch die drei bevölkerungsreichsten und haben die meisten Ladepunkte....
Wie steht es also um die Ladeinfrastruktur?
Wieder kommt es darauf an: Eigentlich soll es bis 2030 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen geben. Diese Zahl wäre für das aktuelle Netz bei weitem zu groß. Allerdings gibt es erhebliche Zweifel daran, dass der Wert erreicht wird und das Netz wächst ja auch weiter. Auch zur aktuellen Lage gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen. So hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft jüngst beklagt, dass die Belegung der Ladesäulen für die Betreiber zu niedrig sei. Der Verband nannte damals einen durchschnittlichen Wert von 14,6 Prozent zeitgleich belegter Ladesäulen.
Der VDA sieht weiter großen Handlungsbedarf beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und moniert unter anderem große regionale Unterschiede. Zudem gebe es in gut einem Drittel der Gemeinden noch keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt und mindestens einen Schnellladepunkt habe sogar nur jede vierte Gemeinde. Eine gute Ladeinfrastruktur sei ein wesentlicher Schlüsselfaktor, um die Menschen zum Umstieg auf E-Mobilität zu bewegen, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Der Ausbau müsse daher vorauslaufen und politisch forciert werden.
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