Dienstag, 19. November 2024

Transformation hin zum flächendeckenden Einsatz lokal CO₂-neutraler Busse ist auf dem Weg

hier Süddeutsche Zeitung  Von Tobias Bug,19.11.24

Daimler: Weg vom Verbrenner – bei Stadtbussen funktioniert es

Wenn der Vorstand von Daimler über Nachhaltigkeit diskutierte und Martin Daum seine Kollegen ärgern wollte, sagte er: „Wir brauchen eigentlich keine Pkw.“ 

Man kann laufen, man kann radeln, und falls das Wetter schlecht oder die Strecke lang ist, nimmt man den Bus. Ohne Bus geht es nicht, ohne Auto vielleicht schon, sagte der Ex-Chef von Daimler Truck in dem Gremium, in dem er als einziger Lkw- und Bus-Manager sieben Pkw-Kollegen gegenübersaß.

2021 hat Daimler seinen Konzern nach Gewichtsklasse der Fahrzeuge aufgespalten: Die Daimler Truck AG kümmerte sich fortan um Busse und Lkw, Mercedes-Benz konzentrierte sich auf seine Luxus-Autos. Bei Daimler Truck können sie froh sein über die Trennung: Denn während sich zurzeit die Premiumwagen immer schlechter verkaufen und Vorstandschef Ola Källenius seine Gewinnerwartung weiter nach unten korrigieren muss, läuft das Geschäft mit den Bussen gut. Daimler Truck legte ein solides drittes Quartal hin und kann wohl seine Umsatzprognose für 2024 einhalten.

Daimler Buses, die Bussparte von Daimler Truck, war gar profitabler denn je. Vom Pandemie-Schock, als kaum jemand reisen durfte und die Kunden zeitweise weniger als einen Bus am Tag bei Daimler orderten, hat sich der Markt erholt: Laut Statista setzten alle Hersteller vergangenes Jahr europaweit rund 32 600 Busse ab, nur etwas weniger als die 34 000 Busse von 2019. Werke wie das von Daimler Buses in Neu-Ulm, das während Corona 18 Monate stillstand, sind heute ausgelastet. Ganz anders bei den Pkw-Herstellern, die Werke schließen müssen, weil der Markt noch weit vom Vor-Krisen-Niveau entfernt ist.

...500 Kilometer weit soll der Mercedes-Benz eIntouro mit einer Batterieladung fahren und rund 50 Personen befördern können. Till Oberwörder, der Chef der Bussparte, nannte es „den nächsten Schritt, um die Transformation hin zum flächendeckenden Einsatz lokal CO₂-neutraler Busse voranzutreiben“. Der Überlandbus als Mittelstreckler unter den Bussen bringt Personen von Dorf zu Dorf, von der Stadt ins Umland oder zu nahen Ausflugszielen. Konkurrent Volvo hatte seinen ersten Mittelstreckler Anfang 2024 präsentiert.

Im Gegensatz dazu ist der Stadtbus nur in der Stadt unterwegs. Hier sind die Hersteller schon sehr weit mit der Elektrifizierung, weil die Busse nicht so viele Kilometer machen, oft die gleichen Strecken fahren und in den Depots aufladen können. In unzähligen Betriebshöfen der Verkehrsunternehmen stehen heute E-Ladesäulen. Die E-Busse sind auf der Überholspur: Seit Anfang des Jahres wurden in Europa erstmals mehr elektrische Stadtbusse zugelassen als solche mit Verbrennermotor.

Weil auch Überlandbusse in den Depots laden können, könnte der neue Mercedes-E-Bus ganz gute Chancen am Markt haben. Aber je länger die Strecke, desto schwieriger lassen sich Busse klimaneutral antreiben. Was nicht nur an der Technologie liegt, sondern auch an der Infrastruktur. Heute gibt es kaum E-Ladesäulen an Landstraßen und Autobahnen, an denen Busse schnell aufladen können. Erst Ende der Dekade will Daimler Buses klimafreundliche Reisebusse für die Langstrecke anbieten. Daimler Truck verkauft neuerdings einen E-Lkw, der 600 Kilometer weit fährt, entwickelt aber auch den Wasserstoff-Antrieb weiter. Diese Doppelstrategie fährt auch Oberwörder mit seinen Bussen.

Gute Nachrichten für die Umwelt, denn Busfahren schont auch das Klima: Der CO₂-Ausstoß pro Passagier liegt deutlich unter dem eines Autofahrers. Im Fernverkehr sind Verbrennerbusse in etwa so CO₂-intensiv wie die Bahn. Grüne Busse können also helfen, das Weltklima zu retten.

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