Samstag, 16. November 2024

Ein erster regionaler Grundversorger will sein Gasnetz bis 2035 stilllegen

Ich  empfinde diese Berichterstattung zwar als wichtig, dennoch stört es mich sehr, dass in Überschrift und Text so getan wird, als würde morgen das Gasnetz abgedreht werden. Das ist unnötige Panik mache. Es ist nur 1 Versorger, der in 11 Jahren den Hebel umlegen will.

Hier   Von FOCUS-online-Redakteur Konstantinos Mitsis  15.11.24

56.000 Haushalte betroffen - Erste Stadt schaltet das Gas-Netz ab (2035)– was jetzt auf alle Kunden zukommt

Die Mannheimer MVV Energie will bis 2035 ihr Gasnetz mit 56.000 Kunden stilllegen. Die Ankündigung könnte Vorbild für andere Kommunen und Stadtwerke sein. FOCUS online erklärt, was Kunden wissen müssen.

Anfang November sorgte die MVV Energie aus Mannheim mit einer radikalen Ankündigung für Aufsehen: Der regionale Grundversorger will sein Gasnetz bis 2035 stilllegen – und begründet diesen Schritt mit dem Klimaschutz.

Gasheizungen seien laut MVV „nicht für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Beheizungsform“. Auch der Transport und die Nutzung von Erdgas führten „zu vermeidbarem CO2-Ausstoß“, so das Unternehmen. 

Zudem würden die CO2-Kosten in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Bundesregierung hatte Anfang des Jahres beschlossen, die CO2-Abgabe auf 55 Euro pro Tonne ausgestoßenes Kohlendioxid zu erhöhen. Damit sollen die CO2-Emissionen gesenkt und die Klimaziele erreicht werden. Die Unternehmen geben einen Großteil der Mehrkosten an ihre Kunden weiter, tragen aber auch einen Teil selbst.

Weil gleichzeitig immer weniger Haushalte in Deutschland Gas nutzen, führt das dazu, dass „die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Nutzer umgelegt“ werden. Besonders der Transport und die Nutzung von Erdgas führe „zu vermeidbarem CO2-Ausstoß“. Ein finanzieller Teufelskreis, der laut MVV nicht mehr tragbar ist.

Das müssen Kunden unbedingt wissen

Die Empfehlung des Lieferanten an seine Kunden: Handeln! Auf einer Informationsveranstaltung vor wenigen Tagen riet die MVV ihren Kunden, sich frühzeitig nach alternativen Heizsystemen umzusehen. Vor allem Fernwärme und Wärmepumpen werden als zukunftsfähige Lösungen genannt.

Die geplante Abschaltung des Gasnetzes stellt viele Haushalte vor große Herausforderungen. Oft sind die vorhandenen Gasheizungen noch voll funktionsfähig und könnten noch viele Jahre weiter betrieben werden.(bis 2035 können sie das auch problemlos) Doch wenn das Gasnetz abgeschaltet wird, endet auch die Gasversorgung - und die Haushalte müssen sich auf alternative Heizlösungen vorbereiten.

Es empfiehlt sich, z.B. einen Energieberater zu konsultieren, um die beste Lösung für die eigene Immobilie zu finden. Insbesondere sollten die baulichen Voraussetzungen für Wärmepumpen oder den Anschluss an ein Fernwärmenetz geprüft werden. Auch entsprechende Fördermöglichkeiten des Landes oder des Bundes sollten geprüft werden. Einige Kommunen bieten hierzu auch konkrete Informationsveranstaltungen an.

Droht der Gasnetz-Rückbau auch in meiner Stadt?

MVV-Chef Georg Müller betonte im Gespräch mit dem „SWR“ : Personen, die sich jetzt für eine Gasheizung entschieden, handelten „nicht zukunftsfest“. Auch die Bundesnetzagentur prognostiziert den Rückbau großer Teile des Gasnetzes aufgrund mangelnder Verwendung. Energieökonomin Claudia Kemfert warnt vor enormen Kostensteigerungen für Verbraucher, wenn frühzeitig begonnen wird, das Gasnetz ohne ausreichenden Ersatz abzubauen. Sie betont, dass Kommunen frühzeitig beginnen müssen, die Stilllegung im Rahmen ihrer Wärmepläne vorzubereiten, da sonst Netzentgelte bis 2045 drastisch steigen könnten.

Grundsätzlich gilt: Verbraucher können sich nicht darauf verlassen, dass sie bis 2045 mit Gas oder anderen fossilen Brennstoffen versorgt werden. Dennoch investieren immer mehr Menschen in eine neue Gasheizung, um sich für die nächsten Jahre abzusichern und hohe Investitionen zu vermeiden. Denn eine Wärmepumpe oder eine Solaranlage auf dem Dach bedeuten zusätzliche Kosten für etwa Dämmung und größere Umbauten.

Eine Planungssicherheit für Millionen Gas-Haushalte gibt es nach Auffassung des Verbands kommunaler Unternehmen (VkU) nicht. „Etliche Rahmenbedingungen sind noch offen und finale Entscheidungen für alle Netzbetreiber daher schwierig“, sagte ein Sprecher der „Bild“-Zeitung.

Ab 2045 dürfen Haushalte in Deutschland keine fossilen Brennstoffe mehr zum Heizen, Kochen und für Warmwasser verwenden. Das sieht das neue Wärmegesetz vor. Damit haben die Kommunen 20 Jahre Zeit, ihre Wärmeplanung abzuschließen. Wo immer möglich, soll dann Fern- oder Nahwärme zum Einsatz kommen. Wo keine kommunale Wärmeplanung möglich ist, sollen die Haushalte auf Wärmepumpen, Pelletheizungen oder Solarthermie umsteigen. Brisant ist: Die EU will alte Heizungen viel früher verbieten.

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