hier EFAHRER.com Artikel von Tobias Stahl 17.11.24
E-Autos lösen Energiewende-Problem: Jetzt soll die Technik zum Standard werden
Der Gateway-Administrator GWAdriga, der Verteilnetzbetreiber EWE Netz und weitere Partner arbeiten aktuell an einer Lösung, die es ermöglichen soll, die Ladevorgänge von Elektroautos besser in das Stromnetz zu integrieren.Ziel ist es, Elektroautos automatisiert dann verstärkt aufzuladen beziehungsweise durch intelligente Systeme aufladen zu lassen, wenn gerade viel Erneuerbaren-Strom verfügbar ist. Wenn das Netz ausgelastet oder vergleichsweise wenig Energie verfügbar ist, sollen die E-Autos hingegen ihre Ladeleistung drosseln.
Dieses sogenannte netzdienliche Laden entwickeln die Projektpartner aktuell unter realen Bedingungen weiter – laut einer Pressemitteilung von GWAdriga könnte das Konzept in den nächsten Jahren marktreif sein und auf breiter Basis zum Einsatz kommen. Die steigende Zahl von Elektroautos auf deutschen Straßen bei gleichzeitig immer weiter steigendem Anteil Erneuerbarer Energien im Strommix macht netzdienliches Laden umso wichtiger: Das Aufladen von E-Auto-Batterien kann einerseits in Spitzenlastzeiten das Stromnetz stark beanspruchen, andererseits können die zahlreichen Elektroautos, die in den Wohngebieten Deutschlands verteilt stehen, mit ihren Antriebsbatterien ein kostbarer Puffer zum Ausgleich von Schwankungen im Stromnetz sein. Dafür ist aber viel Kommunikation zwischen den einzelnen Stationen und Akteuren in Hoch-, Mittel- und Niedrigspannungsnetzen, Gebäuden und ihren Energiemanagementsystemen, intelligenten Verbrauchern wie Wärmepumpen, Wallboxen und E-Autos nötig.
Praxistest erfolgreich: Netzregler, Wallbox und Co. können miteinander kommunizieren
Der Verteilnetzbetreiber EWE Netz hat im Rahmen des Forschungsprojekts „unIT-e2“ gemeinsam mit rund 30 Partnern, unter denen sich auch Hersteller und Betreiber aus der Energiewirtschaft befinden, Lösungen entwickelt, wie das Laden von Elektrofahrzeugen optimal in das Stromnetz integriert werden kann, heißt es in der Pressemeldung. Ein wesentlicher Baustein ist dabei die digitale Kommunikation über den Standard „EEBUS“, der speziell für die Verbindung verschiedener Geräte im Energiemanagement entwickelt wurde. Damit können E-Autos, Wallboxen und Energiemanagementsysteme miteinander kommunizieren und Ladeleistungen und Ladezeiten flexibel an die aktuelle Situation anpassen.
In einem großen Testlauf wurden 20 Haushalte mit einem sogenannten Home Energy Management System (HEMS oder Energiemanagementsystem, Anm. d. Red.) ausgestattet. Das System verbindet alle Geräte im Haushalt, die Strom verbrauchen oder speichern und ihren Verbrauch prinzipiell verschieben können. Dazu zählen auch Wallboxen und E-Autos. Eine zentrale Steuereinheit bei EWE Netz gibt dann die Ladeleistung vor, je nachdem, wie stark das Stromnetz gerade belastet ist. Im Rahmen des Testlaufs konnten die Partner erfolgreich beweisen, dass die Steuerkette von der Netzsteuerung bis zum „Endverbraucher“ Elektroauto funktioniert.
Die Partner nutzten bei dem Feldversuch verschiedene Wallboxen sowie E-Autos von Mercedes-Benz und BMW. Die Wallboxen und E-Autos konnten im Zusammenspiel mit unterschiedlichen technischen Lösungen stabil angesteuert werden. Angesichts der überzeugenden Ergebnisse plant EWE Netz nun, die zugrundeliegende Steuertechnik weiter zu automatisieren. In den kommenden Jahren sollen mehrere tausend der Steuereinheiten im Realbetrieb zum Einsatz kommen. In Zusammenarbeit mit GWAdriga sollen die Geräte in großem Maßstab in Haushalten installiert werden. Ziel sei es, das intelligente, netzdienliche Laden langfristig überall dort zu ermöglichen, wo Elektroautos die Stromnetze be- und entlasten könnten.
Zur massentauglichen Umsetzung entsprechender Technologien ist allerdings auch eine einheitliche digitale Schnittstelle nötig, die von verschiedenen Herstellern und Dienstleistern akzeptiert wird. EWE Netz und GWAdriga setzen sich vor diesem Hintergrund für die flächendeckende Einführung des EEBUS-Standards ein, der gewährleisten soll, dass Geräte und Systeme herstellerübergreifend kommunizieren können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen