hier Frankfurter Rundschau 27.11.2024, Von: Anna-Lena Matouschek
Baden-Württemberg kämpft mit Problemen beim Fahrrad-AusbauDie Fahrrad-Infrastruktur im Ländle hat noch einiges an Verbesserungsbedarf. Trotz punktueller Fortschritte bleibt das Fahrrad in Baden-Württemberg oft zweitrangig.
Der Fahrradverkehr gilt als Schlüssel zum Klimaschutz und nachhaltiger Mobilität. Verkehrsminister Winfried Hermann betont die Bedeutung des Fahrrads als Alltagsverkehrsmittel, das einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Doch trotz dieser Erkenntnis bleibt die Realität in Baden-Württemberg hinter den Erwartungen zurück. Viele Städte sind zwar auf dem Weg zu mehr Fahrradfreundlichkeit, doch es gibt noch erhebliche Defizite, wie HEIDELBERG24 berichtet.
Auf dem Weg zur Fahrradfreundlichkeit: Herausforderungen und Fortschritte in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg sind viele Städte auf einem guten Weg, die Fahrrad-Infrastruktur auszubauen. Doch im Vergleich zu Fahrradmetropolen wie Amsterdam oder Kopenhagen gibt es noch viel zu tun. Die Vize-Hauptgeschäftsführerin des Städtetags, Susanne Nusser, erklärt, dass das Thema vielerorts ganz oben auf der Agenda steht. Corona und der Trend zu E-Bikes haben einen Schub gegeben, doch es bleibt viel Luft nach oben.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) registriert punktuelle Verbesserungen, doch der Fortschritt geht nur schleppend voran. Der Fahrradklimatest 2022 zeigt, dass die Durchschnittsnote bei 3,9 liegt. Damit können die Städte im Südwesten kaum als fahrradfreundlich bezeichnet werden. Kathleen Lumma, Landesgeschäftsführerin des ADFC, betont, dass viele Menschen, die sich für den Radverkehr einsetzen, oft gegen Windmühlen kämpfen.
Finanznöte und Prioritäten: Herausforderungen und positive Beispiele für den Radverkehr in Baden-Württemberg
Ein weiteres Problem sind die Finanznöte der Kommunen. Um Förderungen zu erhalten, müssen sie einen Eigenanteil leisten. Dies ist oft schwierig, da das Geld knapp ist. Laut Städtetag werden Bauvorhaben häufig aufgeschoben. Der ADFC sieht das Hauptproblem jedoch nicht im Geld, sondern im fehlenden Willen, dem Radverkehr Priorität einzuräumen. Die Infrastruktur für das Fahrrad wird oft als verhandelbarer Luxus angesehen.
Einige Städte in Baden-Württemberg stechen positiv hervor. Karlsruhe, Freiburg, Tübingen und Rutesheim haben beim ADFC-Fahrradklimatest 2022 gut abgeschnitten. Diese Städte setzen auf eine Infrastruktur, die den Radverkehr von Anfang an mitdenkt. Sie bieten extra Parkhäuser, Brücken, Spuren und Schnellwege für Radfahrer an. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, dass der Radverkehr in städtischen Umbauten berücksichtigt wird.
Konflikte und Chancen: Die Umverteilung von Verkehrsraum in Baden-Württemberg
Die Umverteilung von Verkehrsraum führt zu Konflikten, insbesondere zwischen Radfahrern und Autofahrern. Mehr Platz für Fahrräder bedeutet weniger Platz für Autos und Fußgänger. Der ADFC weist darauf hin, dass die Umstellung auf autofreie Innenstädte zwangsläufig zu Konflikten führen kann. Eine ADAC-Umfrage zeigt, dass Radfahrer in Karlsruhe zufrieden sind, während Autofahrer die Stadt kritisch sehen. Und auch Unfälle zwischen Rad- und Autofahrerin sind leider keine Seltenheit, wie zum Beispiel kürzlich im Rhein-Neckar-Kreis, als ein Autofahrer einen Radfahrer erfasste und schwer verletzte.
Baden-Württemberg plant, bis 2028 rund 600 Kilometer Rad- und Fußwege zu bauen. Das Ministerium verzeichnet eine steigende Nachfrage der Kommunen nach Landesförderung. Ein gutes Mobilitätskonzept, das alle Belange berücksichtigt, ist entscheidend, so ein Sprecher des Autoclubs. Die Planung des Radweges auf der Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart zeigt, dass es möglich ist, die unterschiedlichen Anforderungen der Verkehrsteilnehmer zu vereinen.
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