Dienstag, 12. November 2024

Etwa ein Drittel rechnet sogar damit, wegen Hochwasser oder Waldbränden umziehen zu müssen an einen sicheren Ort.

hier   Artikel von RP ONLINE • 10.11.24

Die meisten Deutschen rechnen mit Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Leben

Eine zu Beginn der Weltklimakonferenz veröffentlichte Studie zeigt: Die meisten Deutschen rechnen damit, wegen Auswirkungen der Erderwärmung ihre Lebensweise ändern zu müssen. Die Mehrheit ist dafür, in Deiche oder Stadtgrün zu investieren.

Ob Hochwasser, Dürren, Orkane oder Starkregen: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland findet, dass man sich auf Folgen des Klimawandels vorbereiten sollte. Der aktuellen jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) zufolge, die unserer Redaktion vorliegt, gehen zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) davon aus, dass sie wegen des Klimawandels ihre Lebensweise ändern müssen. Etwa ein Drittel rechnet sogar damit, wegen Hochwasser oder Waldbränden umziehen zu müssen an einen sicheren Ort.

Insgesamt 92 Prozent sagen, dass Klimaanpassung hierzulande wichtig sei. Unter Anpassung versteht man Maßnahmen, um die Folgen der Erderwärmung zu mildern, etwa durch den Bau von Deichen oder durch mehr Bäume, Parks und Wasser in den Städten, damit hohe Sommertemperaturen nicht tödlich werden. 77 Prozent sagen: Jetzt in Klimaanpassung zu investieren, beugt höheren Kosten in der Zukunft vor. Dafür zahlen sollen nach Ansicht der Befragten Unternehmen und Branchen, die am stärksten zum Klimawandel beitragen (32 Prozent), alle gleichermaßen (30 Prozent) oder wohlhabendere Menschen über höhere Steuern (18 Prozent).

Die Umfrage erscheint zum Beginn der Weltklimakonferenz (COP29) in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, die in diesem Jahr unter schwierigen Vorzeichen steht - unter anderem wegen der Wahl des als Leugner des Klimawandels bekannten Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Deutschland, traditionell ein Treiber bei internationalen Klimaverhandlungen, steckt in einer Regierungskrise, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte seine Reise nach Baku ab. Auch andere wichtige Staats- und Regierungschefs fehlen. Außenministerin Annalena Baerbock sprach am Sonntag angesichts vieler Detailfragen von einer „echten Handwerkerkonferenz“ und mahnte: „Jedes verhinderte Zehntelgrad Erderwärmung bedeutet weniger Krisen, weniger Leid, weniger Vertreibung.“

Deutsche sehen laut EIB-Umfrage den Klimawandel als die drittgrößte Herausforderung für das Land nach der Migration und höheren Lebenshaltungskosten. Die Europäische Investitionsbank ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen, die nun bereits ihre siebte jährliche Klimaumfrage präsentiert. Mehr als 24.000 Menschen wurden in der Europäischen Union und in den USA zum Klimawandel befragt, in Deutschland haben 1008 Personen im August an der Umfrage teilgenommen.

Viele waren auch persönlich von extremen Wetterereignissen betroffen: 71 Prozent der Befragten in Deutschland und 80 Prozent im EU-Durchschnitt haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens einmal Extremwetter erlebt. Bei 48 Prozent waren es extreme Hitze und Hitzewellen, 31 Prozent haben schwere Stürme oder Hagel erlebt und 28 Prozent Überschwemmungen im Binnenland. Auch direkte Folgen von Extremwetter haben mehr als zwei Drittel der Deutschen schon erlebt, etwa Straßensperrungen mit Verspätungen im öffentlichen Verkehr, zerstörte Waldflächen in der Nähe des eigenen Wohnorts oder Sachschäden am Haus durch Starkregen oder Überflutung.

Laut dem EU-Klimadienst Copernicus wird 2024 absehbar das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Erstmals könnte die durchschnittliche Jahrestemperatur 1,5 Grad Celsius über der vorindustriellen Zeit liegen.

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