Sonntag, 24. November 2024

Solaranlagen entlang der Fernstraßen benötigen keinen zusätzlichen Platz - und die Energieleistung wäre enorm

e-fahrer hier 20. November 2024 | Sophia Haberkorn

Leistung von 40 AKW: Gigantisches Potenzial für Solaranlagen die keinen stören

Solaranlagen entlang Fernstraßen benötigen keinen zusätzlichen Platz.
Entlang deutscher Fernstraßen könnten Solaranlagen auf ungenutzten Flächen eine installierbare Leistung von bis zu 54 Gigawatt erreichen. Das entspricht der Leistung von knapp 40 Atomkraftwerken. Dieses Potenzial wird aktuell von der Autobahn GmbH untersucht.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat das enorme Potenzial für Photovoltaik-Anlagen entlang der deutschen Fernstraßen untersucht. Die betrachteten Flächen wären ideal zur Solarenergieproduktion, da sie ohnehin nicht anderweitig genutzt werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass auf den rund 50.000 Kilometern Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland eine installierbare Photovoltaik-Leistung von bis zu 54 Gigawatt möglich wäre. Dies entspricht der Leistung von etwa 40 Atomkraftwerken (AKW), wenn man von einer Leistung von 1,4 Gigawatt pro AKW ausgeht.

In der Studie wurden verschiedene Flächen entlang der Fernstraßen betrachtet. Die Straßenbegleitflächen bieten mit bis zu 48 Gigawatt das größte Potenzial, gefolgt von Lärmschutzwällen mit bis zu 4,2 Gigawatt, Parkplätzen mit bis zu 1,2 Gigawatt und senkrechten Lärmschutzwänden mit 0,6 Gigawatt. Gebäude wie Raststätten oder Toilettenanlagen könnten ebenfalls genutzt werden, jedoch mit einem vergleichsweise geringeren Beitrag.

Enormes Potenzial für Solarenergie
Die Möglichkeiten, die sich aus dem Anbringen von Solaranlagen entlang der deutschen Straßen ergeben, sind enorm. Betrachtet man ausschließlich die maximale Leistung, würden 54 Gigawatt Solarstrom etwa 40 Atomkraftwerken entsprechen. Hier ist allerdings zu beachten, dass die tatsächliche Stromproduktion sich stark unterscheidet. Während ein AKW jährlich gut 8.000 Stunden unter Volllast Strom liefern kann, erreicht eine Photovoltaik-Anlage in Deutschland im Durchschnitt nur rund 1.000 Volllast-Stunden. Das bedeutet, dass die prognostizierte Leistung von maximal 54 Gigawatt einer Stromerzeugung entspricht, die etwa fünf Kernkraftwerke leisten.

Straßenflächen selbst wurden in der Studie nicht berücksichtigt, könnten jedoch durch Überdachungen erschlossen werden. Bereits in Österreich wurde über einer Raststätten-Durchfahrtsstraße nahe dem Bodensee eine solche Anlage gebaut. Sie soll erste Erfahrungen mit diesem Konzept sammeln. In der Schweiz läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie für eine 14-Megawatt-Anlage über einer Autobahn. Auch hier gibt es also noch weitere Möglichkeiten zum Ausbau.

Prüfung nutzbarer Flächen
In der Studie der BASt wurde die Leistungsfähigkeit bisher nur abgeschätzt. Für genauere Analysen wären umfangreiche Daten zu Naturschutzauflagen und Eigentumsverhältnissen erforderlich gewesen. Deshalb arbeitet die Autobahn GmbH des Bundes nun an einem Kataster, das die grundsätzlich nutzbaren Flächen systematisch erfasst. Das Unternehmen prüft, ob es die Anlagen selbst errichten und betreiben kann. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten die Flächen an Interessierte wie Kommunen, Anlieger oder Investoren verpachtet werden. Entsprechende rechtliche Regelungen sind derzeit in Planung.

Mit dem Genehmigungsbeschleunigungsgesetz aus dem Jahr 2023 wurden bereits rechtliche Hürden abgebaut, um den Ausbau voranzutreiben. Zukünftig soll bei jedem Neu- oder Ausbau von Fernstraßen geprüft werden, ob die Flächen für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden können, verkündet Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

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