Sonntag, 24. November 2024

„Die Wärmepumpe ist eine ziemlich geniale Erfindung und super fürs Klima. Punkt.“

Utopia hier  Von Annika Flatley  22. November 2024

Teure Heizung für reiche Ökos? Das sagen die „Science Cops“ zur Wärmepumpe

Die Wärmepumpe bei "Quarks Science Cops": (es gibt) Keine sinnvolle Alternative“

Um die Wärmepumpe wurde in der Politik lange erbittert gestritten, noch immer sind viele Menschen skeptisch. Zu Recht? Der Wissenschafts-Podcast „Quarks Science Cops“ kommt zu einer klaren Einschätzung.

Die „Science Cops“ des WDR-Formats Quarks decken regelmäßig „unwissenschaftlichen Unfug“ auf. Aktuell widmen sich die beiden Journalisten Maximilian Doeckel und Jonathan Focke in ihrem bekannten Podcast der „Akte Wärmepumpe“: Wie funktioniert so eine Wärmepumpe eigentlich? Wie klimafreundlich ist sie? Wie sieht es mit den oft zitierten hohen Kosten aus? Und gibt es vernünftige Alternativen?

Diesen Fragen gehen auch wir bei Utopia seit längerem nach. Alle Inhalte rund um die Wärmepumpe findest du hier.

„Die Akte Wärmepumpe“: Das sagen die Science Cops
Ist die Wärmepumpe zu Recht zum Zankapfel der deutschen Politik geworden? Das versuchen die Science Cops in ihrer Podcast-Folge nachzuzeichnen. Dazu erklären sie zunächst anschaulich die rund 200-jährige Geschichte und Funktionsweise einer Wärmepumpe. 


Ihr Fazit:
„Die Wärmepumpe ist eine ziemlich geniale Erfindung,
weil man mit ihr Energie, die ohnehin schon da ist,
nämlich um uns herum die Wärmeenergie, nutzen kann und […]
vergleichsweise wenig zusätzliche Energie in dieses Gerät reinstecken muss.“


Viele Zweifel an der Wärmepumpe fußen in der Frage, wie effizient die Geräte sind. Oft heißt es, sie seien für Altbauten nicht geeignet oder für die Umrüstung brauche es aufwendige Sanierungsmaßnahmen.
Wie viele Fachleute vor ihnen widerlegen auch die Science Cops diese Vorurteile. Zwar gibt es viele Faktoren, die die Effizienz von Wärmepumpen beeinflussen. Keiner davon aber schließt den Einsatz in Altbauten aus.

Wie effizient eine Wärmepumpe arbeitet, darüber gibt die Jahresarbeitszahl (JAZ) Aufschluss. Sie sagt aus, aus viel Strom das Gerät wie viel Wärme generieren kann. Je höher sie ist, desto effizienter das Gerät. Die JAZ hängt vor allem davon ab, welche Temperatur die Wärmequelle der Wärmepumpe hat – also Luft, Erdreich oder Grundwasser –, und davon, auf welche Temperatur sie das Heizwasser erwärmen muss (Vorlauftemperatur). Die Art des Gebäudes sagt dagegen nicht unbedingt etwas über die Effizienz der Wärmepumpe aus.

Und wie ist das mit der Klimafreundlichkeit?
„Die Wärmepumpe ist super fürs Klima. Punkt.“
Die Science Cops rechnen anhand der gegenwärtigen CO2-Emissionen von Gas und Strom aus: Um klimafreundlicher als eine Gasheizung zu sein, muss eine Wärmepumpe rechnerisch eine JAZ von über 2,15 haben. In der Praxis, das zeigen Studien, liegen Wärmepumpen fast immer darüber. Moderne Luft-Wasser-Wärmepumpen liegen oft zwischen 3 und 4. Der Podcast zitiert eine Studie des Fraunhofer ISE, laut der die CO2–Einsparung gegenüber Gasheizungen zwischen 18 und 62 Prozent liegt.


„Wenn wir mal davon ausgehen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien steigt, dann wird die Wärmepumpe im Verhältnis zur Erdgasheizung
 immer besser, besser und besser.“


An der Klimafreundlichkeit gibt es also – verglichen mit anderen Heizarten – keinen wissenschaftlich vernünftigen Zweifel. „Die Wärmepumpe ist super fürs Klima. Punkt“, sagen die Science Cops.

Wärmepumpe im Altbau?
Hartnäckig hält sich die Annahme, Wärmepumpen könnten Altbauten nicht effizient beheizen oder erst nach aufwendigen und teuren Sanierungsmaßnahmen. Die Science Cops sagen dazu sehr deutlich:

„Dieser Gedanke, schlecht gedämmte Altbauten seien nicht Wärmepumpen-geeignet und man müsse alles erst mal sanieren, ist wirklich kompletter Unsinn.“

Hintergrund: Zwar hat die Dämmung des Hauses Einfluss darauf, wie viel Energie man zum Heizen braucht und damit, wie effizient eine Wärmepumpe – oder irgendeine Heizung – läuft. Doch viel entscheidender ist, welche Art von Heizkörpern verbaut ist. Fußboden- oder Wandheizungen verteilen die Wärme an effizientesten, brauchen die niedrigsten Vorlauftemperaturen und sind somit top für die Wärmepumpe. Doch oft reicht es schon, kleine, alte Heizkörper, vor allem sogenannte Rippenheizkörper, gegen größere Flächenheizkörper auszutauschen.

Fazit der Science Cops: 
Die Aussage, Wärmepumpen seien in älteren Häusern
nur nach einer Komplettsanierung sinnvoll, 
„ist einfach Quatsch“.



Und die Kosten?
Ebenso wie wir bei Utopia das bereits ausführlich getan haben, beleuchten auch die Science Cops die Frage, warum Wärmepumpen in Deutschland so viel teurer sind als in vielen anderen europäischen Ländern. Die Antwort ist vielschichtig und hat unter anderem mit mangelnder Erfahrung im Handwerk und der Art der Förderung zu tun.

Wichtiger ist aber die Frage: Lohnt sich eine Wärmepumpe finanziell? Während eine Vielzahl von Studien bislang davon ausgeht, dass dies meist der Fall ist, sagen die Podcast-Hosts: Es kommt darauf an. Vor allem darauf, wie sich die Gas- und Strompreise entwickeln.

Und das wiederum hängt auch davon ab, wie künftige Regierungen zur Wärmewende und zum Klimaschutz stehen. Setzt sich der derzeitige Pfad fort, der die Gaspreise – dank CO2-Preis – steigen lässt, lohnt sich eine Wärmepumpe schneller.

Die „Technologieoffenheit“: Gibt es vernünftige Alternativen zu Wärmepumpe?
Ziemlich schnell kommen die Podcast-Hosts Doeckel und Focke zum Schluss: Nein. Zwar gibt es sicherlich Fälle, in denen Holzpelletheizungen, Infrarotheizungen, Luft-Luft-Wärmepumpen (Klimaanlagen) oder gar Wasserstoffheizungen sinnvoll sein können. Doch mit Blick auf die flächendeckende Wärmewende bleibt die Wärmepumpe konkurrenzlos.

Oder kommt da noch was, was wir heute noch gar nicht kennen? Unwahrscheinlich.

„Wenn von Technologieoffenheit die Rede ist,
dann ist das aus unserer Sicht meist nur
als Fortschrittsfreundlichkeit getarnte Untätigkeit.“


Deutliches Fazit: „Wenn es um Klimafreundlichkeit und Effizienz geht, gibt es, von Einzelfällen mal abgesehen, eigentlich keine sinnvolle Alternative zur Wärmepumpe.“

Die Science Cops, die sich das Aufdecken unwissenschaftlichen Unfugs auf die Fahnen geschrieben haben, haben am Ende der Folge noch einen Seitenhieb auf diverse Politiker:innen parat:

„Wer also erzählt, Wärmepumpen sind ineffizient und bringen nichts fürs Klima
und es gibt viel bessere und einfachere Lösungen,
erzählt tatsächlich einfach unwissenschaftlichen Unsinn.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen